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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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wollten Sie uns sonst noch sagen?«
    »Herr Groesbeek hat sechs Katzen.«
    Hartog sieht mich fragend an.
    »Sechs Katzen«, wiederhole ich. »Ich war heute Nachmittag bei ihm, deshalb bin ich so voller Katzenhaare.«
    Hartog macht eine ungeduldige Handbewegung und will etwas sagen, aber ich komme ihm zuvor.
    »Die meisten Leute geben ihren Katzen Allerweltsnamen«, sage ich. »Mohrchen, Flecki … Sie wissen schon. Herr Groesbeek ist da origineller. Viel origineller, als man es von einem Mann wie ihm erwarten würde. Wie hat er die Katzen gleich wieder genannt?«
    Hartog hört zu, macht aber ein Gesicht, als würde er sich bereits seit Jahren die abgedrehtesten Geschichten anhören müssen und hätte jetzt endgültig die Nase voll.
    »Fräulein Kroese …«

    »Einen Moment bitte.« Ich hole mein Notizbuch aus der Tasche, obwohl ich die Namen inzwischen auswendig weiß. »Hier hab ich’s: Die Katzen heißen Nina, Lies, Anne, Lydie, Roos und Belle.«
    Ich hole auch die Kopien hervor und lege sie vor Hartog hin. »Diese Vermisstenfälle sind Ihnen sicherlich bekannt, ebenso die Namen der betroffenen Mädchen: Nina, Liset, Anne Sophie, Lydia, Rosalie und Isabel …«
    Hartog wirft einen Blick auf den Stapel, rührt ihn aber nicht an. Dass er die Namen kennt, sehe ich ihm an.
    »Sie haben ein scharfes Beobachtungsvermögen, alle Achtung!«, sagt er schließlich. »Aber das beweist natürlich gar nichts.«
    »Wieso nicht? Groesbeek hat seine Katzen nach diesen Mädchen benannt, zumindest sind die Namen von ihnen abgeleitet!«
    »Das ist nicht strafbar.«
    »Nein, strafbar ist das nicht. Aber auffällig. Auffällig verdächtig!«
    Hartog lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
    »Tja«, sagt er.
    Ich setze mich kerzengerade hin. »Und was werden Sie jetzt unternehmen?«
    »Hören Sie, ich kann da nicht viel tun. Es ist schließlich nicht verboten, dass man seine Haustiere nach Personen benennt, die in den Schlagzeilen waren. Das ist zwar auffällig, wie Sie sagten, aber an sich wiederum nichts Besonderes, denn es kommt öfter vor, dass Leute, die an solchen Fällen Anteil nehmen, so reagieren. Vor allem ältere Menschen. Die sitzen oft nur noch vor dem Fernseher und verfolgen, was so passiert. Manchmal ist das ihre einzige Verbindung zur Außenwelt, von der sie sich ansonsten abgeschnitten fühlen.«

    »Isabel ist vor neun Jahren verschwunden, Herr Hartog. Und Lydia van der Broek vor fünf Jahren. Das sind die jüngsten Fälle. Die anderen liegen wesentlich länger zurück. Wenn es neuere Fälle gäbe, würde ich Ihnen Recht geben. Aber so …«
    »Roos würde, Ihrer Theorie zufolge, also für Rosalie stehen«, fällt Hartog mir ins Wort. »Rosalie Moosdijk wurde einen Monat nach ihrem Verschwinden gefunden.«
    »Ich weiß«, sage ich. »Sie ist tot, wurde von einem gewissen Sjaak van Vliet erwürgt.«
    Hartog zieht eine Augenbraue hoch. »Sie wissen ja bestens Bescheid«, sagt er. »Dann dürfte Ihnen wohl auch klar sein, dass Herr Groesbeek nichts mit dem Tod von Rosalie Moosdijk zu tun hat. Sjaak van Vliet hat den Mord gestanden.«
    »Vielleicht hat van Vliet ja nicht allein gearbeitet«, sage ich. »Nur Rosalie ist gefunden worden. Wenn auch die anderen Vermisstenfälle auf sein Konto gehen, kann er kaum allein operiert haben. Vermutlich hatte er einen Helfershelfer, jemanden, der zu jungen Mädchen Kontakt hatte, die arglos zu ihm ins Auto stiegen und …« Ich rutsche immer weiter zur Stuhlkante hin.
    »Das sind lediglich Vermutungen«, fällt mir Hartog ins Wort.
    »Beginnen Ermittlungen denn nicht immer mit Vermutungen? Irgendeinen Anhaltspunkt braucht man doch schließlich, oder etwa nicht?«, sage ich empört.
    Hartog wirft einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr, bleibt aber geduldig. »Vermisstenfälle stoßen in der Öffentlichkeit immer auf großes Interesse, Fräulein Kroese. Sie erregen jede Menge Aufsehen, wenn sie aktuell sind, und werden dann regelmäßig wieder ausgegraben und zum Beispiel in Fernsehsendungen neu aufgerollt. Manche
mehrmals pro Jahr. Diese Sendungen werden von vielen gesehen und beschäftigen die Zuschauer sehr. Besonders ältere Menschen. Das kommt viel öfter vor, als Sie glauben.«
    Ich sage eine Weile nichts, trinke ein paar Schlucke Kaffee und überlege. Rosalie Moosdijk war auf einer anderen Schule und wurde in Callantsoog umgebracht, wo Herr Groesbeek damals wohnte. Gibt es da einen Zusammenhang, oder hat ihn der Fall einfach nur sehr beschäftigt? So sehr, dass er sogar

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