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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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bloß ein bisschen schmusen und eine Flasche Wein aufmachen, oder?« Im Grunde wäre es mir lieber, er ginge, aber irgendetwas in seinem Blick sagt mir, dass ich ihn besser nicht wegschicke.
    Olaf mustert mich misstrauisch. »Okay«, sagt er schließlich.
    Ich stehe auf, gehe in die Küche und hantiere mit dem Korkenzieher herum. Olafs seltsames Verhalten gibt mir zu
denken. Er ist eifersüchtig, sage ich mir, er hat Angst, abgewiesen zu werden, nur weil ich einen Tag lang weg war und das Handy aus hatte. Mannomann!
    Mit einem wütenden Ruck ziehe ich den Korken aus der Flasche und trage sie ins Wohnzimmer. Olaf hat zwei Gläser auf den Tisch gestellt und sitzt auf dem Sofa, die Arme ausgestreckt auf der Rückenlehne. Er schaut noch immer mürrisch drein, sodass ich mich am liebsten woanders hinsetzen würde. Trotzdem lasse ich mich neben ihn aufs Sofa fallen und von ihm küssen. Er ist wieder lieb und zärtlich, aber ich kann nicht so leicht umschalten. Vorsichtig löse ich mich aus seiner Umarmung und schenke unsere Gläser voll.
    Als wir die Flasche fast geleert haben, ist Olaf wieder bester Stimmung und kuschelt sich an mich.
    »Weißt du, manchmal wünsche ich mir, ich könnte an Gott glauben«, sagt er mit schwerer Zunge.
    »Wie kommst du jetzt da drauf?«, frage ich verblüfft.
    »Einfach so.«
    »Und warum würdest du gern an Gott glauben?«
    »Weil einem der Glaube Halt geben kann. Und Vergebung.« Olaf rülpst und starrt deprimiert vor sich hin.
    »Und für welche schlimme Sünde willst du Vergebung?«, frage ich amüsiert.
    Er antwortet nicht, sondern kramt in seiner Tasche nach Zigaretten. Er zündet sich eine an und bläst den Rauch an die Decke.
    Zigarettenrauch in der Wohnung ist mir absolut zuwider. Ich rauche zwar selbst manchmal, allerdings immer im Freien oder in der Kneipe. Aber das ist nicht der richtige Moment zum Meckern. Also ertrage ich den Gestank lächelnd und sehe Olaf an.
    »Jetzt sag schon, was für düstere Geheimnisse verbirgst du vor mir?«

    Er inhaliert tief. »Ich hab was ganz Schlimmes gemacht«, gesteht er.
    »Was denn?«, frage ich neugierig.
    Kopfschüttelnd wendet er den Blick ab.
    »Wir machen alle mal was, was uns hinterher Leid tut«, sage ich leichthin. »So schlimm wird’s wohl nicht sein.«
    »Weißt du, Sabine, manchmal macht man was, ohne an die Konsequenzen zu denken. Etwas, das völlig aus dem Ruder läuft und das man am liebsten rückgängig machen würde. Kein Mensch versteht, dass man es nicht so gemeint hat. Dafür ist es zu schwerwiegend.«
    Ich spüre, wie Kälte an meinen Beinen emporkriecht, auf meinen Armen bildet sich Gänsehaut.
    Olaf dreht sich zu mir und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Außer dir«, sagt er zärtlich. »Du würdest das verstehen.«
    Ich stelle keine Fragen, sehe ihn nur an, wobei ich noch mehr Angst bekomme. Ich will ihn nicht so nahe bei mir haben, ich fühle mich dadurch in die Enge getrieben. Sein Gesicht kommt näher, aber ich will nicht von ihm geküsst werden, und ich will auch nicht, dass mich seine Hände überall streicheln, wo ich nicht gestreichelt werden will.
    Von was redet er da, um Himmels willen? Was hat er bloß Schlimmes angestellt? Und will ich es überhaupt wissen?
    »Ich muss jetzt gehen«, sagt Olaf abrupt. Er steht auf, geht aufs Klo und pinkelt, ohne die Tür hinter sich zuzumachen. Ich will ebenfalls aufstehen, damit ich ihm die Wohnungstür aufmachen kann, sobald er fertig ist, aber das könnte so aussehen, als hätte ich nur auf diesen Moment gewartet. Also bleibe ich auf dem Sofa sitzen und gieße mir den letzten Rest Wein ins Glas. Olaf ist fertig und geht in den Flur.
    »Na denn, wir sehen uns ja morgen im Büro«, sage ich gespielt heiter.

    »Morgen ist Pfingstmontag«, sagt Olaf.
    »Stimmt. Prima, noch ein freier Tag.«
    »Was hast du morgen vor?«, fragt er.
    »Ich weiß noch nicht. Erst mal ausschlafen.«
    »Und dann?«
    »Wir können ja was zusammen machen«, sage ich lahm.
    »Mal sehen«, meint Olaf. »Ich ruf dich an, okay?«
    »Okay.« Mit dem Weinglas in der Hand stehe ich auf, gebe Olaf einen Kuss und mache ihm die Wohnungstür auf. Als sie hinter ihm ins Schloss fällt, atme ich tief durch.
    Später grüble ich, was er denn so Schlimmes auf dem Gewissen haben könnte.

KAPITEL 24
    Er ruft nicht an. Den ganzen Pfingstmontag warte ich auf einen Anruf, aber es kommt keiner. Am Dienstagmorgen fahre ich bei Sonnenschein mit dem Rad zur Arbeit. Kaum habe ich das Sekretariat betreten,

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