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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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auf.
    »Willst du nicht noch eine Tasse Tee?«, fragt sie.
    »Nein danke. Ich muss jetzt los.«
    Elsbeth nickt und geht hinter mir die Treppe hinunter. Sie bringt mich zur Haustür und küsst mich zum Abschied auf beide Wangen.
    »Schön, dass du vorbeigekommen bist, Sabine«, sagt sie herzlich.
    »Alles Gute«, sage ich leise.

    Sie hält meine Hand lange in ihrer, sodass ich nicht weg kann.
    »Wenn sie doch nur gefunden würde …«, sagt sie traurig. »In meinem tiefsten Innern habe ich keine Hoffnung mehr, dass sie noch lebt, aber wenn sie gefunden würde, könnten wir damit abschließen und Abschied von ihr nehmen.«
    Ich schaue in Elsbeths verhärmtes Gesicht, in ihren Augen glänzen Tränen.
    »Ja«, sage ich. »Da haben Sie Recht. Sie muss möglichst bald gefunden werden.«

KAPITEL 31
    Im Auto fällt mir ein, dass mein Handy aus ist. Ich stelle es an und checke die Voicemail. Fünf Nachrichten, alle von heute Vormittag, denn gestern vor dem Schlafengehen habe ich die gespeicherten gelöscht. Ich höre sie sofort ab.
    9:11: »Sabine, hier Olaf. Ich steh vor deiner Tür, aber anscheinend hörst du die Klingel nicht. Ich muss mit dir reden.«
    9:32: »Ich bin’ne Runde um den Block gefahren, aber du bist immer noch nicht wach. Ich wusste gar nicht, dass du so eine Langschläferin bist. Wo steht dein Auto überhaupt? Bist du weg? Ruf mich zurück, wenn du das abhörst. Ich fahre jetzt nach Hause.«
    10:15: »Sabine. Ruf mich an.«
    10:30: »Wo steckst du denn? Warum ist dein Handy nicht an?«
    10:54: »Ich würde gern was mit dir unternehmen, aber dazu musst du mich zurückrufen. Wo steckst du?«
    Das ist einfach unglaublich! Kein Bedauern, keine Entschuldigung …
    Ich schaue auf meine Armbanduhr: fast elf. Bevor das Handy klingeln kann, schalte ich es aus. Ich habe Olafs kalte Stimme noch im Ohr, als ich zu der ersten Adresse auf der Liste fahre, die ich aus Isabels Heft abgeschrieben habe.
    Die Prins-Willem-Alexander-Singel liegt im »Goldenen Gürtel«, einem feinen Villenviertel. An der Gracht zu parken traue ich mich nicht, also fahre ich weiter, stelle das Auto in der nächsten Parallelstraße ab und gehe zu Fuß zurück. Vor dem Haus Nummer 32 bleibe ich stehen.

    FAMILIE VAN OIRSCHOT steht auf dem Kupferschild neben der Tür.
    Ich drücke auf die Klingel. Ein dezenter Gong ertönt. Gleich darauf höre ich Schritte, und die Tür geht auf. Eine ältere Dame, das prachtvolle weiße Haar hochgesteckt, sieht mich fragend an.
    »Sind Sie Frau van Oirschot? Olafs Mutter?«, frage ich.
    »Ja«, sagt sie abwartend.
    Ich strecke die Hand aus. »Ich bin Sabine Kroese. Olafs neue Freundin.«
    Mit einer eleganten Bewegung ergreift sie meine Hand, schüttelt sie leicht und späht dabei über meine Schulter zur Straße.
    »Ich bin allein«, lächle ich. »Olaf hatte anderweitig zu tun. Zufällig musste ich heute nach Den Helder und kam durch diese Straße. Warum ich angehalten habe, weiß ich gar nicht so recht. Irgendwie war ich wohl ein wenig neugierig. Wenn ich störe, müssen Sie mir das sagen.«
    Ein Lächeln überzieht ihr hübsches Gesicht. »Aber nein, ich freue mich sehr, dass Sie mal vorbeikommen! Spontanen Impulsen sollte man grundsätzlich nachgeben. Daraus ergeben sich oft die schönsten Begegnungen. Kommen Sie nur herein, Sabine. Ich wollte gerade Kaffee trinken.«
    »Fein«, sage ich und folge Frau van Oirschot in den Flur.
    »Kroese …«, wiederholt sie, ohne sich umzusehen. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Haben wir uns schon mal gesehen?«
    »Nein«, sage ich.
    »Seltsam …«
    Der hohe schmale Flur mündet in eine geräumige Oase aus Licht: das Wohnzimmer. Schimmerndes Parkett, geschmackvolle Teppiche in Pastelltönen, weißer Rauputz an den Wänden und viele Antiquitäten. An der Decke Stuckornamente,
dem Anschein nach original aus dem 19. Jahrhundert.
    »Was für eine schöne Wohnung!«, sage ich voller Bewunderung.
    Frau van Oirschot lächelt. »Ja, sie ist schön«, bestätigt sie. »Ich wohne gern hier. Olaf findet sie zu groß für mich allein, aber ich denke nicht daran, hier auszuziehen.«
    »Da haben Sie völlig Recht.« Ich setze mich in den Sessel, den Frau van Oirschot mir anbietet. Sie selbst lässt sich auf dem Sofa nieder.
    »Der Kaffee läuft schon durch«, sagt sie. »Nutzen wir doch die Zeit, um uns ein wenig bekannt zu machen. Es freut mich sehr, dass Olaf endlich wieder eine Freundin hat. Sind Sie schon länger mit ihm zusammen?«
    »Ein paar Wochen«, sage ich.

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