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Kleine Frivolitäten

Kleine Frivolitäten

Titel: Kleine Frivolitäten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Clark
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mehr so weitermachen. Deshalb komme ich nicht zurück, sondern fange ein neues Leben an. Ich bin mir sicher, dass du mich nicht allzu sehr vermissen wirst. Tschüss, Susi. PS: Ein Kochbuch ist an dich unterwegs."
    Knurrend ließ Rudi den Brief sinken. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. Gleich acht! Der Bogen flatterte unbeachtet zu Boden, während er ins Wohnzimmer hastete, um das Fernsehgerät einzuschalten.

Auf gute Nachbarschaft
    Jetzt machte es der Blödmann schon wieder! Meine Güte, wenn das mein Mann wäre - dem würde ich seinen Rasenmäher mitsamt seiner langweiligen grauen, biederen Spießigkeit in den Arsch rammen! Aber ich würde mir erst gar nicht so eine Rüsselnase zulegen. Niemals!
    Selina knallte die Fenster so laut zu, dass sie hoffen konnte, dass es den Motorlärm des Mähers übertönte, ließ die Jalousien herunter und kehrte an ihren Schreibtisch zurück.
    Der Aufenthalt in der Villa ihres Onkels hätte paradiesisch sein können. Das Haus war der pure Luxus, einschließlich des "Gesundheits- und Wellnessbereichs" mit dem Fitnessraum, den beiden Saunen, dem Dampfbad und dem riesigen Whirlpool, in dem Selina am liebsten den ganzen Tag zugebracht hätte.
    Ihr Onkel, trotz seines Alters von inzwischen fünfundsechzig Jahren noch vital und wohl auch potent, befand sich mit seiner neuesten Freundin (20 Jahre und der Prototyp der beschränkten Blondine einschließlich Lispel-Sprachfehler) auf einer Südseekreuzfahrt mit anschließendem Urlaub auf den Malediven. Er wollte erst im Herbst zurückkehren. So lange sollte Selina Haus und Hof hüten. Sie war seiner Bitte nur zu gerne nachgekommen, in der irrigen Annahme, dass sie hier mehr Ruhe fand als in ihrer zwei Zimmer Wohnung mitten in der Stadt.
    Genau vor ihrem Haus fanden umfangreiche Straßenbaumaßnahmen statt. Die schweren Rüttler machten nicht nur einen Höllenlärm, sie erschütterten auch das ganze Haus, sodass ihr Computer laufend abstürzte. Das tat weder der Hardware noch ihrem Buchmanuskript gut, an dem sie gerade arbeitete.
    Voller Vorfreude darauf, dass sie nun endlich ungestört arbeiten konnte, war sie vor einigen Tagen in das Haus ihres Onkels gezogen und hatte es sich bequem gemacht. Leider hatte ihr Onkelchen den blöden Nachbarn zur rechten verschwiegen, der dauernd seinen Rasenmäher durch den Garten schob oder mit dem Laubsauger, der Motor-Heckenschere oder dem ebenfalls motorisierten Häcksler zugange war.
    Aber wehe, sie stellte mal die Stereoanlage oder den Fernseher zu laut! Dann stand der Blödian sofort auf der Matte oder schrie über die gestutzte Buchsbaumhecke, dass sie ihre "Rammelmusik" leiser stellen sollte.
    "Zimmerlautstärke!", blökte er gerne besserwisserisch. "Zimmerlautstärke, das ist Vorschrift."
    Das Motorgebrumm erstarb. Mit einem erleichterten Seufzer nahm Selina die Stöpsel aus den Ohren und hackte wild auf die Tatstatur ein, aber da schmiss der Nachbar die nächste Maschine an. Was war das denn? Er hatte die Hecke doch schon letzte Woche geschnitten!
    Selina stürzte ans Fenster und sah hinaus. Nein, die Hecke war nicht dran. Der Nachbar rückte den Kegelzypressen zu Leibe, die seine Terrasse flankierten. Wie immer trug er dazu graue Shorts, ein graues T-Shirt und Birkenstocksandalen mit - ja, genau - grauen Socken!
    Es reichte! Entschlossen, dem Typen ihre gesamte angestaute Wut ins Gesicht zu schreien, stapfte Selina aus dem Haus, stellte sich an die Hecke und schrie:
    "Hör endlich mit diesem verdammten Krach auf, du dämlicher Schnakenhals!"
    Ups, den 'Schnakenhals' hatte der Typ gehört. Er schaltete die Heckenschere aus, legte sie behutsam ins Gras und kam an die Grundstücksgrenze.
    "Jetzt hören Sie mir mal gut zu!", ging er auf Selina los. "Bloß weil Ihr - ähem - Galan und Sie Ihren Garten verkommen lassen, muss es bei mir nicht genauso aussehen. Bei uns herrschen Ordnung, Sauberkeit und geordnete Verhältnisse und nicht so ein...ein...Wildwuchs wie bei Ihnen."
    "Wildwuchs?" Verdattert sah Selina sich um.
    "Das da!" Der Zeigefinger des Nachbarn pikste auf ein paar stramme Löwenzahnbüschel zu Selinas Füßen. "Unkraut, wohin man blickt."
    Unkraut? Onkelchen nannte es 'Biotop' und 'Wildkräuter'. Er liebte seinen wildromantischen Garten und hatte Selina unter Androhung schlimmster Sanktionen verboten, ihn zu verändern oder, wie er es ausgedrückt hatte, "in die natürlichen Abläufe einzugreifen".
    Genau das sagte Selina dem doofen Nachbarn auch und dazu noch, was sie von seinem

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