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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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und wen nicht, all diese Schuldgefühle, und du solltest das auch alles langsam leid sein! Es ist, wie es ist, Fraser, und ich bin machtlos dagegen. Ich kann nichts für meine Gefühle. Ich dachte, ich könnte sie unter Kontrolle halten, doch ich kann es nicht, und außerdem …« Sie zögerte eine Sekunde, denn wenn es heraus war, war es heraus. »Ich bin eifersüchtig! Wahnsinnig, ja, fast schon krankhaft eifersüchtig …«
    In diesem Moment flog die Tür auf, und Fraser stand in seinem Morgenrock vor ihr.
    »Mia.«
    »Wer zum Teufel ist das?«, rief jemand im Hintergrund. »Oh …«
    Dann erschien Emilia oben auf der Treppe, nackt bis auf die Unterwäsche.
    Einen Moment stand Mia nur reglos da, außerstande, sich zu bewegen, und dachte, dass es so lange Beine gar nicht geben dürfte.
    »Mist«, war das Einzige, was sie schließlich sagte, und blickte Fraser ins Gesicht. Sekundenlang schien sich alles zu verlangsamen, und dann fuhr sie herum und lief davon.
    Hinter sich konnte sie Fraser hören. Er stand auf der Straße und rief ihren Namen.

KAPITEL DREIUNDZWANZIG
6. März 2009
    Sie hatten verabredet, sich um zehn Uhr morgens im Terminal eins des Flughafens Heathrow zu treffen. Für die meisten hatte das einen sehr frühen Start in den Tag bedeutet: für Mia und Melody, weil sie den Sechs-Uhr-Zug von Lancaster hatten nehmen müssen, und für Fraser, der um vier Uhr achtunddreißig aufgewacht war. Als er im Dunkeln blinzelnd auf seinen Wecker geblickt hatte, war ihm aufgegangen, dass dies der exakte Zeitpunkt war, an dem Liv für tot erklärt worden war.
    Er erinnerte sich, dass er auch an ihrem ersten Geburtstag nach ihrem Tod auf den Wecker gesehen hatte, und genau wie an diesem und allen anderen Jahrestagen ihres Todestages und ihrer Beerdigung hatte die Welt sich beim Erwachen anders angefühlt. Als hätte sich die Luft verändert.
    Es war, als wäre Liv überall. Im Bus auf dem Weg zur U-Bahn an diesem Morgen hatte er jemanden lachen gehört wie sie, und später im Heathrow-Express hatte er in einem Fenster ein Gesicht gesehen, das den gleichen Ausdruck wie Livs hatte, wenn etwas sie interessiert hatte.
    Auch vorher schon, als er mit Norm zum Joggen auf dem Heath gewesen war und eine riesige rote Sonne hinter Parliament Hill aufgegangen war, war es ihm so vorgekommen, als könnte er Livs Stimme in den Bäumen wispern hören.
    Und jetzt standen sie in der riesigen weißen Abflughalle von Terminal eins des Flughafens Heathrow, und ihre Stimme hallte sogar in dem Rumpeln der Kofferräder wider, und ihr Gesicht flimmerte auf der Abflugtafel.
    Heute, an ihrem dreißigsten Geburtstag, begleitete sie ihre Freunde.
    Aber wohin?
    Wohin reisten sie?
    »Wohin möchten Sie reisen?«, fragte auch die junge Frau am Informationsschalter, eine sanftmütig aussehende Asiatin mit strengem Mittelscheitel und ausgeprägtem Akzent, die zu Frasers Bestürzung ein Schildchen mit der Aufschrift Auszubildende am Revers trug.
    »Wir wissen es noch nicht, das versuche ich Ihnen ja gerade zu erklären«, sagte er erneut.
    Die anderen standen hinter ihm, reckten die Hälse und widerstanden der Versuchung, die Verhandlungen zu übernehmen. Alle außer Anna, die, wie man es von ihr kannte, noch nicht erschienen war.
    »Wir wissen nicht, wohin wir fliegen, bis wir eins der Reiseziele aus dem Hut … äh, der Mütze gezogen haben.«
    Ein völlig verständnisloser Blick traf auf den seinen, und Fraser kam immer mehr zu der Überzeugung, dass sie Livs dreißigsten Geburtstag hier am Informationsschalter von Terminal eins verbringen würden.
    Die junge Frau gab etwas in ihren Computer ein, aber vermutlich nur, um beschäftigt auszusehen, argwöhnte Fraser. »Dann haben Sie also nichts gebucht, Sir?«, fragte sie schließlich sehr leise.
    »Nein.« Endlich hatte sie zumindest das verstanden. »Wir haben nichts gebucht.«
    »Doch Sie würden gern etwas buchen?«
    »Ja, wir möchten Flüge buchen, aber erst, wenn wir wissen, wohin wir fliegen, was reine Glückssache sein wird«, erklärte er und deutete auf Mia, die ihre violette Wollmütze hochhielt und aufmunternd wie eine Fernsehmoderatorin für Kindersendungen lächelte. »Wir ziehen nämlich den Zielflughafen dort heraus!«
    Eine Mischung aus Ärger und Schuldgefühlen befiel Fraser, als wieder ein Ausdruck der Panik auf dem zarten, herzförmigen Gesicht der jungen Frau erschien.
    Melody drängte sich vor, und Fraser dachte, wie gut es doch manchmal war, eine Anwältin zur Freundin zu

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