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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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gleiche ungute Gefühl haben wie Amanda, denn er blieb neben ihr stehen, und die beiden verfolgten das Drama, dessen Drehbuch sie nicht kannten und dessen Dialog sie aus der Entfernung nicht verstehen konnten.
    »Mir ist bereits unnötig wehgetan worden«, konstatierte Adam. »Du hast mich benutzt, Grace. Warum sollte ich dich ungeschoren davonkommen lassen?«
    »Bitte, mach keine Szene«, flehte Grace leise. »Nicht hier. Nicht jetzt.«
    Adam wandte sich Amanda und Ewan zu und lächelte sie merkwürdig an.
    »Wir reden später«, sagte er mit erhobener Stimme zu ihnen. Es klang wie eine Warnung. Dann drehte er sich um und tauchte mit schnellen Schritten in der Menge unter.
    Come on, Libby, give it up!
Stop teasing, Libby, get it on
Come on, Libby, give it up!
Let‘s get it on tili the break of DAWN!
    (Komm schon, Libby, lass es sein! Hör auf rumzuzicken, Libby, mach mit, komm schon, Libby, lass es sein. Lass uns mitmachen, bis der Tag anbricht.)
    Ohrenbetäubend rollte der Lärm wie eine Welle über die Köpfe der Fünfzigtausend hinweg.
    Gillian schwankte leicht, als hätte sie jemand gestoßen. Sie sagte etwas, doch niemand konnte es hören. Michael klammerte sich an die gepolsterten Armlehnen seines Klappsessels, als säße er in einem von Turbulenzen geschüttelten Flugzeug. Als der Leadsänger Libby zu etwas animierte, das wie Gruppensex klang - vielleicht aber auch Brutalsex, es war nicht eindeutig zu definieren -, dachte Julia, Gillian und Michael würden ihre Siebensachen packen und flüchten. Sie für ihren Teil hätte es gerne getan, aber das würde sie niemals zugeben.
    Doch sie bewiesen Durchhaltevermögen, und irgendwann war der Song zu Ende.
    »Nicht schlecht!«, rief Michael tapfer, als die letzten Misstöne verklangen. »Wer wohl als Nächstes auftritt?« Gillian zog ihr Konzertprogramm zurate. »Mutilation«, berichtete sie mit schwacher Stimme. »Sie werden jeden Moment auf der zweiten Bühne erscheinen«, informierte Julia sie fröhlich. »Es gibt eine zweite Bühne?«, staunte Michael. »Auf die Weise kann man herumwandern, je nachdem, welche Gruppe man hören will«, erklärte sie. »Der heißeste Tipp in diesem Jahr ist offenbar Plutonium Miss.« Drüben am Hang begannen die Demonstranten wieder mit ihrem Sprechgesang, den sie jeweils in den Pausen intonierten.
    No MOX! No MOX! No MOX!
    »Wo ist Susan?«, fragte Gillian plötzlich.
    »Auf der Toilette.«
    »Das war vor einer halben Stunde, Michael!« Die Stimmung wurde panisch.
    »Es sind fünfzigtausend Menschen hier.« Michael schaute sich verzagt um.
    »Am Eingang ist ein Meeting Point«, bot Julia als Versuch an.
    Aber Gillian schaute zu den Demonstranten hinunter. »Ich wette, sie ist bei denen. Dabei hatte ich ihr streng verboten, heute zu diesen übel riechenden Leuten zu gehen.« Unglücklicherweise war in diesem Moment der Sprechgesang unterbrochen worden, und einige der »übel riechenden Leute« schauten kriegerisch zu ihr herauf. »Geben Sie meine Tochter heraus!«, rief Gillian und machte beherzt einen Schritt nach vorne. »Sofort!«
    »Wen?«, fragte Martine.
    »Susan!« Keine Reaktion. »Dreizehn Jahre alt, rosa Top, Denimjacke ...«
    »Ach die! Haben wir nicht gesehen«, gab Martine zurück. Gillian wurde energischer. »Ich habe Sie gestern beobachtet, wissen Sie! Sie haben sie regelrecht verführt, mit Ihrem Perlenzeugs und so. Sie und Ihr Haufen sind schlimmer als diese abartigen Sekten.«
    Jetzt drehte sich die gesamte Aktivisten-Schar zu ihr um. Erschrecken malte sich auf den Gesichtern.
    »Susan!« Das war Michaels Stimme - und es schwang Entsetzen darin mit. Er stand vor ihrem Zelt und starrte hinein. Susans rosa Top war hochgeschoben, und Gavin lag halb auf ihr und »tat unaussprechliche Dinge«, wie Gillian später jedem berichten würde, der bereit war, es sich anzuhören.
    »Perverse Dinge. Aber was kann man von dem Sohn einer Frau wie dieser Charlie anderes erwarten?«
    »Tut mir Leid!«, rief Julia zu Martine hinunter. »Das war ein Irrtum.«
    »O ja - entschuldigen Sie!«, stimmte Gillian ein. Ihr nomalerweise aschfahles Gesicht war feuerrot.
    Inzwischen hatte Michael Gavin aus dem Zelt gezerrt und schüttelte ihn wie ein Terrier eine Ratte. »Du kleiner Scheißkerl! Das ist meine Tochter, an der du da rumgelutscht hast!«
    Susan ordnete gelassen ihre Kleidung. »Beruhige dich, Daddy.«
    »Und was dich angeht, kleines Fräulein ...«
    Sie baute sich vor ihm auf. »Was? Willst du mir Hausarrest geben? Das

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