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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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nicht einfach mit uns aufkreuzen. Vielleicht gibt es gerade Koteletts, und die kann man schlecht teilen. Uns ist das einmal passiert.«
    »Warten Sie, ich rufe Sylvia an.«
    »Beeilen Sie sich. Es scheint anzufangen, sie gehen jetzt alle zum Umziehen.«
    Iris war am Telefon. Ich bat sie, Sylvia Bescheid zu sagen, daß ich zwei Gäste zum Essen mitbrächte und daß sie irgendeine ihrer Spezialitäten auf den Tisch bringen möchte. Durch die halboffene Tür der Telefonzelle hörte ich Mr. Piper sagen: »Kommen Sie bitte, meine Damen und Herren!« Er sah besorgt auf seine Armbanduhr.
    Iris murmelte irgend etwas wegen des Essens.
    »Ich habe jetzt keine Zeit mehr, Iris, wir müssen jetzt zum Spielen gehen. Geben Sie meiner Frau nur die Nachricht.«
    Mit Hilfe von Mr. Piper teilten wir uns in Gruppen zu vieren auf und begannen. Mein erster Schlag gegen den Wind landete zweihundert Meter weiter genau in der Mitte der Bahn. Meine Stimmung stieg, ich sprang munter über den Rasen und hielt mein Gesicht der Sonne entgegen. Bei den ersten fünf Löchern konnte mir nichts passieren. Ich umging die ersten Fallen mit bewundernswerter Könnerschaft, und meine Schläge waren reine Poesie. Bei dem sechsten, einem dog-leg, war es aus mit meiner Kunst. Mein Pull landete mitten im Rauhen neben dem vierzehnten Grün. Ich verließ die anderen auf der Bahn und ging hinüber, um ihn wiederzusuchen. Er mußte ausgerechnet an der anderen Seite eines stacheligen Ginsterbusches liegen. Ich zog mein Nummer-Acht-Eisen aus der Schlägertasche. Der Schlag ging so restlos daneben, daß ich Schwierigkeiten hatte, mein Eisen Nummer acht wieder aus dem Ginsterbusch herauszuzerren.
    Für den Rest des Spiels konnte mich nur der Tee entschädigen, den man uns gleich anschließend im Klubhaus servierte. Credo-Medicals überschüttete uns mit Sandwiches, Toasts mit Marmelade und einer großen Auswahl an Kuchen. Mr. Piper hielt eine kurze Rede, in der er andeutete, daß er sein Bestes tun würde, dieses Turnier zu wiederholen, da er sicher sei, daß dieses Experiment seiner Firma gute Freunde gewonnen habe. Er überreichte den Gewinnern -einem kleinen, dickbäuchigen praktischen Arzt aus Ealing und der Dame vom Verwaltungsausschuß - Bargeldpreise, und der Rest von uns erhielt als Trostpreis Golfbälle, die den Namen Credo-Medicals trugen, falls wir ihn vergessen sollten. Alles in allem war es ein sehr erfreulicher Nachmittag.
    Musgrove und seine pummelige, niedliche, dunkelhaarige Frau folgten mir in ihrem Wagen. Wir hatten uns so lange beim Tee und bei der Unterhaltung mit den Kollegen im Klubhaus aufgehalten, daß es schon Dinnerzeit war, als wir vor unserem Haus vorfuhren und hinter einem Taxi hielten, aus dem gerade Sylvia sehr vorsichtig herauskletterte. Ich erinnerte mich mit Schrecken daran, daß sie mir erzählt hatte, sie wolle den Nachmittag mit ihrer Mutter verbringen und erst spät zurückkommen. In meinem Rückspiegel beobachtete ich Musgrove und seine Frau in ihrem Wagen, die jetzt sicher erwartungsvoll einem erstklassigen Dinner entgegensahen, da ich Sylvias Lob in den höchsten Tönen gesungen hatte. Ich fürchtete schon, daß sie enttäuscht würden, aber ich hatte nicht mit Iris gerechnet.
    In letzter Zeit hatten wir an Iris eine Veränderung bemerkt. Sie war noch immer munter und willig wie bisher, aber als die Tage länger und das Wetter wärmer wurde, wurden wir mehr und mehr an Bridget erinnert. Iris ließ die Milch überkochen, den Toast verbrennen und hatte mich schon zweimal auf meiner Runde zu verkehrten Adressen geschickt. Sie errötete, wenn sie angesprochen wurde, polierte die roten Stufen mit grünem Bohnerwachs und vergaß die Wartezimmertür aufzuschließen, bis sich eine lange Schlange auf dem Gartenweg gebildet hatte.
    An diesem seltsamen Benehmen stellten wir fest, daß sie doch ein ganz normales Mädchen war.
    Als sie uns die Haustür öffnete und in die Halle treten ließ, hatte sie heiße Wangen und zappelte vor Aufregung. Sie wollte Sylvia nicht in die Küche lassen, sondern erklärte, daß das Dinner in zehn Minuten serviert würde. Da die umfangreichste Kocherei, die sie je für uns getan hatte, sich in gebratenem Schinken und Würstchen erschöpfte und sie höchstens einmal einen Braten im Ofen begossen hatte, wobei sie sich genau nach Sylvias Anweisungen gerichtet hatte, waren wir beide besorgt und verwirrt. Iris war jedoch genauso unzugänglich, wie sie aufgeregt war, so daß wir beschlossen, sie machen zu

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