Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
klopfen?
Natürlich kam es dann so, wie es kommen musste: Nach einem pünktlichen Boarding und nachdem wir zufrieden unsere doch ganz komfortablen Plätze in der Holzklasse eingenommen hatten, verkündete man uns über einen Zeitraum von zwei Stunden in unregelmäßigen Abständen immer wieder, dass es »in fünf Minuten« losgehen würde. Irgendwann rückte der Captain dann doch raus mit der Sprache: »Unser Bordcomputer reagiert nicht und lässt sich nicht mehr hochfahren«, teilte er mit und klang erstaunlich gelassen. »Wir tauschen ihn jetzt aus, und dann geht es auch schon in 5 Minuten los.« Na aber sicher. Noch jemand, der offensichtlich lügt, die Technik der »white Lies« aber mitnichten beherrscht.
»Ich will hier raus, ich fliege nicht mit«, sagte ich besonnen und ruhig (= panisch und der Hysterie nahe) und meinte es in dem Moment vollkommen ernst. Der Gedanke an ganze acht Tage in good old Germany erschien mir angesichts meiner mir doch nun sehr real erscheinenden Todesphantasien mehr als verlockend. Gut, der Ruhrpott konnte mitnichten gegen den Big Apple anstinken, aber immerhin würde ich leben. »Sie können jetzt aber nicht mehr raus, Miss«, sagte eine stark schwitzende Stewardess. An dieser Stelle scheint es mir richtig zu erwähnen, dass in den gesamten zwei Stunden die Klimaanlage des Flugzeuges nicht funktionierte. Es ist erstaunlich, wie schnell sich ein Flugzeug auf muckelige 35 Grad aufheizen kann. »Wieso nicht?«, fragte ich gehetzt und zeigte anklagend nach vorne zu den Arbeitern mit den formschönen neon-gelben Techniker-Westen. »Die dürfen doch auch rein und raus!« Auf so einen läppischen Einwand bekam ich natürlich keine Antwort, ebenso wenig, wie die mittlerweile meuternden übrigen Passagiere etwas zu trinken bekamen.
So stellte es sich im Nachhinein doch durchaus als klug heraus, dass wir nach dem Security-Check vorausschauend einen Liter Wasser zu Wucherpreisen erworben hatten… auch wenn nun zu befürchten stand, dass wir noch vor dem Abflug von den durstigen Mitreisenden für nur einen einzigen Schluck des kühlen Nasses ermordet würden. Immerhin gab es dann schließlich doch noch lauwarmes Wasser für alle, aber erst als schließlich feststand, dass unsere Maschine mit neuem Bordcomputer nun tatsächlich Richtung New York starten durfte. Es war 22:15 Uhr. Nach einem schlimmen und wortwörtlich turbulenten Flug küsste ich bei der Ankunft erst mal vor lauter Dankbarkeit den Boden – selbstverständlich Pope-Style. Zurück dann vielleicht doch mit der Queen Mary?
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Per Zug
Der Zug ist wohl das meist gewählteste Verkehrsmittel wenn es darum geht, bequem und kostengünstig zum Musicalevent der jeweiligen Wahl zu reisen. Man kann die Tickets bis zu drei Monate im Voraus buchen und sollte das auch tun, denn so hat man Chancen, den bestmöglichen Sparpreis zu erwischen. Und wenn man dann noch eine Ermäßigungskarte des jeweiligen Unternehmens hat – perfekt, das lohnt sich dann noch mehr! Auch wenn die Reise mit dem Zug oft länger dauert als per Flugzeug: Man kann in dieser Zeit die Seele baumeln lassen, die oft schöne Landschaft beim Blick aus dem Fenster genießen, Musik hören, lesen, die Mitreisenden beobachten oder einfach nur vor sich hinträumen.
Außerdem bildet Zug fahren fort, was die englische Sprache angeht. Nie hat man den Satz »Sänk ju vor träveling wiss… « in perfekterer Aussprache gehört, nie hat die Phrase »We arrive Frankfurt« deutlicher gemacht, warum das Erlernen von Englisch als erste Fremdsprache so wichtig ist. Nicht zu vergessen ist auch der soziale, gesellige Aspekt: Egal ob man sich für einen Platz im Großraumwagen oder im intimeren Abteil entscheidet: Mitfahrer lernt man immer kennen. Und hierin liegt eventuell auch ein großer Nachteil: Man lernt sie nämlich auf jeden Fall kennen, auch wenn man das nicht möchte.
Hat Zug fahren ansonsten nur Vorteile? Nein, mitnichten! Wer sich für die Anreise mit dem Zug entscheidet, der sollte immer Zeit einplanen, dennVerspätungen kommen immer mal wieder vor – und meist gerade dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann. Bei Umsteige-Verbindungen kann es schnell passieren, dass der Anschlusszug einem vor der Nase wegfährt und man folglich einen fremden Bahnhof näher kennen lernt als einem lieb ist.
Klar, außergewöhnliche Ereignisse beeinflussen die Pünktlichkeit, da muss gar nicht drüber diskutiert werden. Aber der Wintereinbruch – der ja jedes Mal im Winter so plötzlich kommt
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