Kleines Herz in Not
finden."
„Seine Ankündigung war doch eigentlich nur logisch - wenn man die Umstände ,bedenkt", erwiderte Allie ruhig.
„Weil wir uns geküsst haben? Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!"
„Cheyenne, kannst du dich nicht endlich beruhigen?" fragte Allie müde. „Du schimpfst und zeterst, seitdem wir gestern Abend nach Hause gekommen sind."
„Er hatte einfach kein Recht dazu. Ich hatte doch schon Nein gesagt. Und dann meine Familie mit hineinziehen ..." Cheyenne ballte die Hände zu Fäusten. „Er will mich doch nur heiraten, damit ich auf Davy aufpasse." Sie lachte höhnisch. „Babysitter müssen heutzutage ganz schön teuer sein! Du glaubst ja gar nicht, was er mir alles angeboten hat, wenn ich seine Frau wer de! "
„Das hast du mir allein heute Morgen bestimmt schon hundertmal erzählt, Cheyenne. "
„Ich kann es einfach nicht fassen. Ich sage Nein, und er ignoriert es einfach. Und noch schlimmer, er erzählt überall herum, dass wir heiraten werden. Er hat noch nicht einmal gefragt. Aber deshalb bin ich gar nicht so wütend."
Cheyenne nahm es ihrer Schwester nicht übel, dass sie nicht weiter reagierte. Immerhin führten sie diese Unterhaltung - die, so musste Cheyenne zugeben, hauptsächlich eine Schimpftirade ihrerseits war - schon seit gestern. Aber sie war so wütend! Am liebsten hätte sie laut geschrien und mit irgendetwas um sich geworfen.
Warum tat er ihr so etwas an?
Gut, sie hatte ihn geküsst. Und sie war auch mit ganzem Herzen bei der Sache gewesen. Das wollte sie ja gar nicht leugnen. Aber jeder Mann, bei dem der Verstand größer war als das Ego - was Thomas Steele damit automatisch ausschloss -, hätte sofort erkannt, dass es eine Reaktion auf den Albtraum war, den sie gerade durchlitten hatte. Der Kuss hatte nichts mit Leidenschaft oder gar damit zu tun, dass sie Thomas Steele liebte.
Das Klingeln des Telefons unterbrach jäh Cheyennes Gedanken.
Thomas konnte es nicht sein. Nachdem sie wütend aus der Scheune gestürmt war, hatte er nicht versucht, ihr zu folgen und sie zu beruhigen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie davon zu überzeugen, dass er sie liebte. Es wäre ihm sowieso nicht gelungen. Keine Chance.
Allie hat Recht, dachte sie bitter. Ich muss aufhören, an ihn zu denken, und ihn aus meinem Leben streichen.
Sie würde sich auf die Arbeit stürzen. Allie konnte sich heute freinehmen. Sie drehte sich zu ihrer Schwester um.
Sie war gerade am Telefon. „Hör auf zu lachen, Worth", sagte sie und lachte selbst dabei. „Ich verstehe sonst nicht, was du sagst. Was? Ja, die Zeitung liegt hier auf dem Tisch. Nein, gelesen haben wir sie noch nicht. Was? Hör endlich auf zu lachen. Du machst wohl Witze, oder? Welche Seite?" Sie lauschte einen Augenblick und erwiderte dann: „Okay, wir sehen gleich nach" und legte den Hörer auf.
„Was ist los?" fragte Cheyenne neugierig.
„Gleich." Ungeduldig blätterte Allie die Zeitung durch. Gleich darauf hielt sie inne und begann zu lesen. Und dann lachte sie laut.
„Allie, was geht hier vor?"
„Augenblick noch", erwiderte ihre Schwester und hielt Cheyenne davon ab, nach dem Blatt zu greifen. „Das muss ich einfach zu Ende lesen. Danach kannst du ..." Ein neuer Lachanfall machte es ihr unmöglich weiterzusprechen.
Cheyenne blickte ihrer Schwester über die Schulter. „Du liest die ,Gesucht`-Anzeigen. Was ist daran so lustig?"
Allie drückte Cheyenne die Zeitung in die Hand. „Da bitte. Fang oben links an."
Cheyenne las die erste Anzeige. Sie blinzelte, schüttelte ungläubig den Kopf und las sie noch einmal.
Suche Frau. Muss kleine Jungen, Küsse auf dem Fußboden, Fischen, Reiten und hoffnungslose Männer mögen. Zimmer 301, St. Christopher Hotel, Aspen.
Die nächste Anzeige lautete:
Suche Frau. Muss ein gefährlich aussehendes Taschenmesser, lange Beine und ein großes Herz besitzen. Zimmer 301, St. Christopher Hotel, Aspen.
Und so ging es die ganze Seite weiter. Und auch die nächste und übernächste. Cheyenne warf ihrer Schwester einen entsetzten Blick zu, las dann aber doch weiter. Jede Anzeige hatte einen anderen Text.
Und in jeder wurde sich über Cheyenne lustig gemacht. Das war Thomas Steeles Rache.
Sie würde ihn dafür umbringen.
„Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welche ich am besten finde", sagte Allie und zeigte auf die beiden Anzeigen ganz unten in der letzten Spalte. „Die oder die hier. Was meinst du?"
So weit war Cheyenne noch nicht gekommen. Schnell überflog sie
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