Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Bild wie vor einem halben Jahrtausend, als der erste Mensch die Inseln betrat (die erste schriftlich belegte Ankunft eines Menschen auf den Inseln war 1535, als der Bischof von Panama auf einer Reise nach Lima vom Kurs abkam).
Mit Fug und Recht kann man hingegen behaupten, dass auf den Inseln Massentourismus herrscht: 173296 Gäste empfing der Archipel im Jahr 2010. 25 »Paradiesische Zustände« sind etwas anderes. Ich würde darunter zum Beispiel Einsamkeit verstehen und intakte Natur.
Andererseits gehören immerhin 95 Prozent der Inselflächen zum Galápagos-Nationalpark. Besucher dürfen sich dort nur auf markierten Wegen aufhalten und nur in Begleitung speziell geschulter, geprüfter und von der Nationalparkverwaltung anerkannter Naturführer. Das ist sicherlich dringend nötig, entspricht aber auch nicht unbedingt jedermanns Vorstellung vom Reisen ins Paradies.
Jahrelang stand die Inselgruppe auf der Liste der gefährdeten UNESCO-Weltnaturerbestätten – wegen des unkontrollierten Touristenzustroms, der zunehmenden Besiedlung und der damit einhergehenden Einschleppung fremder Tier- und Pflanzenarten. Im Jahr 2010 hat das UNESCO-Welterbekomitee den Archipel wieder von der Roten Liste gestrichen und damit Ecuadors Anstrengungen zum Erhalt beziehungsweise zur Wiederherstellung der natürlichen Gegebenheiten belohnt. So hatte man illegale Bewohner aufs Festland umgesiedelt, der Tourismus wird nun stärker reglementiert und die auf den Inseln anlandenden Güter, Schiffe und Flugzeuge unterliegen zwischenzeitlich strengeren Kontrollen, damit keine fremden Spezies eingeschleppt werden.
Wer den Inseln etwas wirklich Gutes tun will, reist trotzdem nicht hin, sondern unterstützt die Erforschung und die Rehabilitierung der Inselnatur in Form von Spenden, zum Beispiel an die Charles Darwin Foundation. Möglich sind auch symbolische Reptilienpatenschaften, vermittelt über die Organisation Galapagos Conservancy. 26
Wer das Reisen dorthin doch nicht lassen kann, unternimmt am besten eine Kreuzfahrt von Insel zu Insel – für diese Reiseart entscheidet sich knapp die Hälfte aller Galápagos-Touristen. Dafür gibt es zwei gute Gründe: Erstens sind in Naturgebieten weder Hotels noch Zelte erlaubt, infolgedessen konzentrieren sich die Unterkünfte auf wenige, nicht gerade malerische Siedlungen. Zweitens liegen zwischen den Inseln teilweise so große Entfernungen, dass es sich lohnt, die Nächte für Fahrten zu nutzen.
Der Archipel hat zwei Flughäfen, die vom ecuadorianischen Festland angeflogen werden. Deutsche Reiseveranstalter bieten Galápagos-Fahrten vornehmlich im Rahmen von Ecuador-Rundreisen an, die Kreuzfahrten dauern in der Regel vier bis acht Tage, es gibt eine große Auswahl an Komfort- und Preisklassen.
IM GEFÄNGNIS ZU ÜBERNACHTEN, IST DAS SCHLIMMSTE, WAS EINEM AUF REISEN PASSIEREN KANN
Wer freiwillig ins Gefängnis geht, hat entweder ein Problem oder mehrere Probleme. Oder er ist auf Reisen und bezahlt sogar für die Übernachtung: im Gefängnishotel. Immer mehr ehemalige Justizvollzugsanstalten in Europa werden zu Pensionen, Hostels und Hotels umfunktioniert. Eigentlich eine geniale Idee, denn oft handelt es sich um Gebäude, die aufgrund ihrer Bauweise nur schwer an Käufer oder Mieter vermittelbar sind, sei es zur privaten, sei es zur gewerblichen Nutzung. Als Gastherbergen eignen sich die Bauten mit ihren vielen kleinen Räumen hingegen sehr gut. Die meis- ten sind außerdem denkmalgeschützt und aufgrund ihres Alters, ihrer Ästhetik und ihrer herausragenden Architektur wirklich sehenswert.
Das Spektrum der Gefängnishotels reicht von der einfachen Schlafstätte bis zum Luxus-Designhotel. Den kriminellen Hintergrund der Häuser nutzen viele Hotelbetreiber als zentrales Werbethema, andere behandeln die Gefängnisgeschichte eher wie ein amüsantes Accessoire, verheimlicht wird sie jedoch nirgends. In Deutschland überwiegt das Konzept der Gefängnis-Erlebnis-Hotellerie: Zum Amtsrichter heißt beispielsweise ein kleines Hotel in der Eifel, das im 1860 erbauten »Königlich Preußischen Amtsgericht zu Trier in Hillesheim« untergebracht ist. Die Gästezimmer sind ehemalige Zellen und liegen noch heute hinter schweren, eisenbeschlagenen Türen. Die Schreibstube wurde zum Restaurant, der Gerichtssaal zum Veranstaltungsraum. Aus der ehemaligen Gefängnisküche kommen heute Gerichte wie die »Henkersmahlzeit« oder »Toast Kerkermeister«, und beim Pauschalarrangement »Club- Wochenende« werden die
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