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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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geschickt.« Sie nahm den Schnuller raus. »Hast du noch was zu sagen?«
    »Garantierst du mir, daß ich die Fotos und Negative bekomme, wenn ich es schaffe, den Autobahnbau zu stoppen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Lady Maud, »wir Handymans mögen unsere Fehler haben, aber Wortbrüchigkeit gehört nicht dazu.« Sie stopfte ihm den Schnuller wieder in den Mund und schnürte ihn hinter seinem Kopf fest. Dann nahm sie ihm die Brille ab, rückte sein Häubchen zurecht und ging aus dem Zimmer.
    Im Treppenhaus begegnete ihnen die aufgeregte Mrs. Forthby. »Sie haben ihm doch hoffentlich nichts getan?« fragte sie. »Natürlich nicht«, versicherte ihr Lady Maud, »wir haben ihn bloß veranlaßt, ein Schriftstück zu unterzeichnen, mit dem er in eine Scheidung einwilligt.«
    »Oje, hoffentlich ist er nicht zu ungehalten. Manchmal bekommt er ganz furchtbare Wutanfälle.«
    »Na hören Sie mal, Sie peitschendes Kindermädchen, Sie müssen eben zeigen, was in Ihnen steckt«, sagte Lady Maud. »Seien Sie streng.«
    »Ja, sie haben recht«, sagte Mrs. Forthby. »Aber es fällt mir so schwer. Unfreundlich zu sein, ist meinem Wesen völlig fremd.«
    »Bevor ich’s vergesse, hier ist ein kleines Honorar für Ihre Hilfe.« Lady Maud zog einen Scheck aus ihrer Handtasche, aber Mrs. Forthby schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht bin ich keine sehr kluge Frau und nicht ohne Fehler, aber ich habe meine Prinzipien«, sagte sie. »Außerdem würde ich wahrscheinlich vergessen, ihn einzulösen.« Ein wenig nachdenklich ging sie die Treppe hoch.
    *
    »Diese Frau«, stellte Lady Maud fest, als sie zum Bahnhof Paddington fuhren, um den Zug nach Worford zu nehmen, »ist viel zu gut für Giles. Sie hat etwas Besseres verdient.« Unterwegs hielten sie an, um an die Herren Schaeffer, Blodger und Vaizey die Aktienabtretung in den Briefkasten zu werfen.

Kapitel 20
    Als sie am Haus Handyman ankamen, war es zwar zwei Uhr morgens, doch der Park war hell erleuchtet. Unter den Scheinwerfern waren Männer fleißig damit beschäftigt, die Zaunpfähle aufzustellen, und eine Seite des Parks war bereits eingezäunt. Lady Maud fuhr umher, um sich einen Überblick zu verschaffen, und gratulierte Mr. Firkin, dem Bauleiter, zu den Fortschritten.
    »Sie werden wohl leider die Prämie zahlen müssen«, meinte der. »Wenn wir so weitermachen, sind wir in zehn Tagen fertig.«
    »Tun Sie es in einer Woche«, sagte Lady Maud. »Geld spielt keine Rolle.« Sie ging ins Haus und legte sich sehr zufrieden schlafen. Das Geld war jetzt kein Problem mehr. Morgen früh würde sie jeden Penny von ihrem gemeinsamen Konto bei der Westland Bank in Worford abheben und auf ihr eigenes Privatkonto bei der Northern Bank einzahlen. Sir Giles würde zwar Zeter und Mordio schreien, aber unternehmen konnte er nichts. Schließlich hatte er die Zertifikate zur Aktienabtretung unterschrieben – wenn schon nicht aus freiem Willen, so doch wenigstens unter Umständen, die es ihm unmöglich machten, etwas anderes zu behaupten. Außerdem hatte sie mit den Fotos von Dundridge noch ein As im Ärmel. Sie würde das Dusselchen besuchen und ihn zwingen zuzugeben, daß Giles ihn erpreßt hatte. Hatte sie die Beweise dafür, war die Autobahn endgültig gestorben. Dann brauchte sie nicht mal ihre eigenen fiesen Fotos zu benutzen. Giles säße im Gefängnis, sein Unterhaussitz wäre vakant, es gäbe eine Nachwahl, und die ganze unerquickliche Angelegenheit wäre erledigt. Was auch immer jetzt geschah, ihr konnte nichts passieren, und dem Anwesen auch nicht. »Auf groben Klotz ein grober Keil«, dachte sie im stillen und überlegte, welche seltsame Aneinanderreihung von Umständen dazu geführt hatte, daß aus ihr, einer schlichten, einfachen häuslichen Frau, einer Friedensrichterin und einem geachteten Mitglied der Gemeinde, eine Erpresserin geworden war, die sich mit obszönen Fotos befaßte und mit Folterdrohungen Unterschriften erzwang. Offensichtlich floß das Blut ihrer Ahnen, die die Schlucht mit allen Mitteln – gegen sämtliche Eindringlinge verteidigt hatten, immer noch in ihren Adern.
    »Wo gehobelt wird, fallen nun mal Späne«, murmelte sie und schlief ein.
    *
    In Mrs. Forthbys Wohnung lag einer der in Frage kommenden Späne mit seinem Rüschenhäubchen da und dachte nicht nur verzweifelt über einen Ausweg aus seinen beiden Zwangslagen nach, sondern schwor im stillen, das verfluchte peitschende Kindermädchen umzubringen, sobald er frei wäre. Seine Chancen, daß er noch vor

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