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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dich jetzt zu bezwingen. Komm zum Berg der Masken, wenn du wieder bei Kräften bist. Wir werden dort auf dich warten.«
    Wir .
    Wir werden dort auf dich warten.
    Neeva und Ugon Fahus. Der Kriegslehrer und Ursprung aller Qual.
    Als Erenis die Augen wieder aufschlug, stand sie alleine in der Gasse zwischen Toten. Sie war hochgezerrt und an eine Wand gelehnt worden. Dort stand sie und hielt sich mühsam aufrecht, ihr treues Schwert noch immer in der Hand.
    Neeva war fort, als wäre sie nie wahrhaftig hier gewesen.
    Und einer der Toten rührte sich noch. Es war der Rittrichter, der versuchte, mit den Zähnen einen Bolzen in die Armbrust zu legen und diese einhändig zu spannen. Sein tränenverschmiertes Gezucke sah übertrieben und dadurch beinahe komisch aus.
    Sie musste hier weg. Gesetzesvertreter waren gestorben, fünf an der Zahl. Dazu eine Festspielteilnehmerin. Ein Rittrichter, frisch verkrüppelt. Der Arm würde ihm wahrscheinlich abgenommen werden müssen. Jeden Moment konnten die Schaulustigen aus dem Oval strömen und sie alle hier entdecken. Und dann würde man sie festzuhalten versuchen, bis weitere Inspizienten kamen oder die gelb gekleideten Offiziellen der Festspiele in großer Zahl.
    Aber das Schwert. Er hatte kein Recht, es zu besitzen.
    Sie schleppte sich auf den Rittrichter zu, bückte sich schwankend und nahm Ladigleas Schwert aus seiner Reichweite. Sie hatte jetzt zwei, wie zwei Anker, die sie am Wegtreiben hinderten. Der Rittrichter heulte Tränen und Rotz.
    Ihr linkes Ohr war noch dran, wie sie jetzt fühlen konnte, aber es hatte einen Riss erhalten, der sehr stark blutete.
    Sie brauchte jetzt erst mal einen Unterschlupf, wo sie sich ausruhen konnte, einen verlassenen Stall oder etwas Ähnliches. Den Kaftan brauchte sie eigentlich nicht mehr, ihre Verfolger hatten sich in Leichenstarre verwandelt, aber sie konnte ihn auseinanderreißen und als Verbandszeug verwenden.
    Sie grinste wächsern.
    Sie wollte schlafen. Etwas trinken vielleicht.
    Und dann zum Berg der Masken , wo immer auf der Welt der sich befinden mochte.
    Um endlich abzuschließen.
    Abermals entfernte sie sich, während der Rittrichter liegen blieb.
    Aber Wenzent Vardrenken gab seine Bemühungen nicht auf.
    Die andere , die, die er allenfalls als Köder betrachtet hatte, hatte ihm den Arm zersplittert, ihn richtig zerstört, es war nicht zu fassen, zu welchen Unverfrorenheiten diese Klingentänzerinnen in der Lage waren, eigentlich musste er auch ihren Ausbilder zur Rechenschaft ziehen, aber es war fast egal, denn sie hatte die Zeche bezahlt, er und seine Männer hatten sie niedergestreckt, das war nur recht und billig, aber dass Erenis ihm schon wieder entkam, durfte nicht sein. Er wollte aufstehen und zu ihr hingehen, um sie festzusetzen, um sich auf sie zu legen wie auf die andere , die in der Zelle, damit sie nie mehr wegkonnte, doch seine Beine gehorchten ihm nicht, es war, als würde der zertrümmerte Arm alles auf sich ziehen, nur seine Gedanken waren noch ungebunden, aber ansonsten waren da nur noch die schlimmsten Schmerzen seines ganzen Lebens, und sonst nichts mehr. Er weinte, aber nicht aus Feigheit, sondern nur vor Schmerz. Es musste möglich sein, eine Armbrust einhändig zu spannen, es musste einfach. Hatte er irgendwo gehört, dass Armbruste Waffen waren, die Einarmige nicht führen konnten? Mitnichten! Auch ein Schwert konnte man einarmig führen, einen Säbel, ein Speer, eine Lanze gar. Einen Bogen nicht, natürlich nicht, aber eine Armbrust war einhändig zu bedienen, also musste es auch möglich sein, sie einhändig zu laden und zu spannen.
    Er arbeitete mit seinen Zähnen. Zerrte damit einen Bolzen aus dem Köcherkästchen und legte ihn ein. Das Spannen war mühselig. Mehrmals rollte ihm der Bolzen wieder aus der Führung, es gab bestimmt geschickter konstruierte Armbruste, in die man den Bolzen besser einspannen konnte, aber die Verfechter waren ihrem unbezwingbaren Ruf ohnehin einiges schuldig geblieben, wen wunderte es da, wenn sie auch minderwertige Ausrüstung ihr Eigen nannten? Zwei von ihnen hatte das verfluchte Weibsbild von hinten ermeuchelt, auf offener Straße. Zwei! Wie war es möglich, dass der zweite nicht rechtzeitig begriff, was sich da hinter ihm abspielte? Hätte Vardrenken die Ausbildung dieser Männer von Anfang an überwachen dürfen, wären solche fahrlässigen Tunichtgute schon längst aussortiert worden!
    Er spannte die Armbrust, indem er sie zwischen seinen Füßen einklemmte. Wie ein Krebs

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