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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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seinem Empfinden für Wohnen und Schlafen angemessen großes Gelände abzuschreiten, und markierte die beabsichtigten Eckpunkte mit kleinen Steinhaufen. Kaum war er damit fertig, legten sich Philip, Trevor und Fogarty innerhalb der abgesteckten Fläche auf den Boden, um zu zeigen, wo ihrer Meinung nach die Betten stehen sollten. Aber als sich Lord Luton selbst auch hingestreckt hatte und Carpenter bat, es ihm nachzutun, wurde deutlich, daß sein erster Entwurf für die Wohnfläche weitaus zu klein geraten war, und er fing an, die Ränder weiter nach außen zu versetzen, doch warnte er die Männer: »Mit jedem Schritt verdoppelt sich für euch die Arbeit.« Und nach ein paar im stillen angestellten Berechnungen mußte Carpenter einräumen: »Er sagt die Wahrheit. Jede Erweiterung, egal, in welche Richtung, bedeutet erheblich mehr Arbeit.«
    Harry schließlich schlug eine geniale Lösung des Problems vor: »Warum bugsieren wir die »Sweet Afton« nicht einfach bis hierher und kippen sie seitlich. Wir keilen sie an den Balkenköpfen fest und nutzen das Deck als Flanke für unsere Hütte«, worauf Philip den Vorschlag noch um einen weiteren ergänzte: »Wir richten die ›Afton‹ so aus, daß sie uns vor dem Nordwind schützt.« Carpenter entgegnete: »An sich eine gute Idee, Philip, nur weht der Wind an dieser Stelle aus dem Westen über den Gravel zu uns herüber.« Und das Boot wurde so gewendet, daß es Schutz aus dieser Richtung bot.
    Luton baute seine Steinhaufen an den neuen Eckpunkten des Terrains auf. »Harry«, sagte er, »das war eine großartige Idee. Siehst du, das macht eine ganze Wand überflüssig. Der Trick spart uns eine Menge Arbeit beim Holzfällen, und die in den Raum ragende Kabine können wir als Regal nutzen.«
    Es war jedoch Trevor Blythe, der von allen den besten Vorschlag beisteuerte. »Wie wäre es, wenn wir unser größtes Segel hier an das offene Ende der ›Afton‹ binden, es unten festzurren und wir uns auf diese Weise einen geschützten Stauraum verschaffen? Zu kalt zum Schlafen, aber gut geeignet, um Sachen aufzubewahren.« Er grinste Fogarty an. »Zum Beispiel den gefrorenen Kadaver eines Elchs, den Sie für uns schießen können.« Auch dieser Vorschlag wurde bei der Gesamtplanung berücksichtigt, das Segel umgehend gespannt und fest am Rumpf der »Afton« vertäut.
    Als Luton ihre aus drei Teilen bestehende Unterkunft für den Winter begutachtete, gab er ihr den Namen »Unser hermaphroditischer Iglu«. Doch die anderen protestierten, dieser Teil der Welt hätte noch nie einen Iglu gesehen. »In meinen Märchenbüchern waren nur Iglus abgebildet, und ich habe mir immer gewünscht, mal in einem zu wohnen«, meinte Luton, worauf Harry ihm trocken entgegenhielt: »Was wir uns hier zusammengestückelt haben, sieht ungefähr so aus wie das, was die Eskimos entlang der Meeresküsten schon immer gekannt haben. Ein großes Kanu auf die Seite gekippt und festgezurrt als Schutz für eine Art Erdhöhle im Boden.« Den Platz überblickend, fuhr er fort: »Wir nehmen da eine große Tradition auf. Und wenn Tausende Eskimos den arktischen Winter in solchen Behausungen überlebt haben, dann werden wir das wohl auch.«
    Damit hatte das Philosophieren und Herumalbern ein Ende, denn nun hieß es, sich schnellstens, noch vor dem Herannahen der Schneestürme, an die anstrengende Arbeit zu machen, eine relativ große Hütte zu errichten, und jeder der Männer übernahm bereitwillig die ihm zugewiesene Aufgabe. Philip und Trevor bekamen ein Seil und wurden losgeschickt, sich zwischen dem verblichenen Treibholz, das der Gravel reichlich an seine Ufer schwemmte, nach verwertbarem Baumaterial umzusehen. Wie alle Flüsse der Arktis, die durch eine nahezu baumlose Landschaft führen, gab es an seinen Gestaden einen so unerschöpflichen Vorrat an Holz, daß Trevor erstaunt rief: »Woher mag bloß all das Holz kommen?« In ihrer Neugier wandten sie sich an Carpenter.
    »Ganz einfach. Hier unten stehen kaum Bäume. Aber weiter oben, in den Bergen, gibt es kleine Wälder.«
    »Und wie kommt das Durcheinander hierher zu uns?«
    »Der Winterschnee begräbt den Wald unter einer Decke. Durch die Frühjahrsschmelze wird der Uferbereich fortgespült, und die Bäume stürzen um. Voilà. Mit der nächsten Flut landen sie direkt vor unserer Haustür.« In Reichweite entlang des linken Ufers, nach Westen und Osten, lagen gleichmäßig gewachsene, makellose Hölzer für sie bereit, genug, um eine ganze Kathedrale zu

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