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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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errichten. Nur das beste als Bauholz auswählend, arbeiteten sie bis weit nach Anbruch der Dämmerung und schleppten soviel Holz heran, wie sie für den Bau ihrer Hütte
    benötigten.
    Carpenter und Fogarty hatten sich in der Zwischenzeit an die wohl mühsamste Arbeit gemacht, die vier Bäume zu fällen und zurechtzuschlagen, die als stabile Eckpfosten für ihre Hütte herhalten sollten. Ausgerüstet mit den beiden groben Äxten der Expedition, suchten sie sich große Lerchen oder Fichten aus, ringelten den Stamm so dicht in Bodennähe wie möglich, nahmen dann zu beiden Seiten Stellung auf und schlugen drauflos, bis der Baum gefällt war. Dann, nach Absprache, ruhten sie sich abwechselnd aus, schlugen die unteren Äste ab und kappten die unnötige Baumkrone, so daß sie zum Schluß vier stämmige Eckpfeiler hatten. Eine kräftezehrende, aber notwendige Arbeit, denn obwohl Treibholz in der gewünschten Größe vorhanden war, fürchteten beide, es könnte durch Flutwasser, Ausbleichung und den rauhen Transport den Gravel hinunter so mürbe geworden sein, daß es den Winterstürmen, wenn der Druck durch den Wind ungeheuer sein würde, nicht standhielt.
    Während die anderen mit der schwierigen Aufgabe beschäftigt waren, das Holz für den Bau ihrer Hütte zu sammeln, plagte sich Lord Luton mit einer Hacke zum Unkrautjäten ab, den Boden zu ebnen, und als er damit fertig war, griff er nach der einzigen Schaufel der Expedition und machte sich an die mühevolle Arbeit, Löcher für die vier Eckpfeiler zu graben. Umgehend mußte er die Erfahrung machen, daß das nicht dasselbe war, wie seinen Garten zu Hause in Devon umzugraben, wo der lehmige Mutterboden bei jedem Spatenstich bereitwillig zur Seite wich. Das hier war rohe Schwerstarbeit, jeder Zoll schäbigen Bodens von steinigen Ablagerungen behütet, und als er nach einer Stunde größter Anstrengungen feststellte, daß er nur eine Handbreit tief eingedrungen war, rief er die anderen zu sich.
    »Ich bin kein Drückeberger«, sprach er. »Das wißt ihr. Aber die Löcher hier zu graben ... also wirklich. Ich komme nicht von der Stelle.« Und er zeigte ihnen das jämmerliche Resultat
    seiner Arbeit.
    Es folgte eine ernste Auseinandersetzung, in deren Verlauf Lord Luton und Trevor Blythe die Ansicht äußerten, ein kleineres Fundament würde schon ausreichen, wenn das Gebäude mehr oberhalb genügend abgestützt wäre, doch Carpenter und Fogarty, aus ihrer größeren Erfahrung heraus, rieten: »Ein Eckpfeiler, nicht richtig in den Boden gerammt, fordert die Katastrophe geradezu heraus.« In diesem Moment ging eine kaum spürbare, subtile Veränderung in dem Gefüge der Gruppe vor sich, denn ohne großes Gehabe oder eine Geste, die eine Herabsetzung der Autorität seines Herrn bedeutet hätte, hob Tim Fogarty die Schaufel vom Boden auf und meinte dabei im scherzenden Tonfall: »Auf den irischen Feldern sind mehr Steine als auf den englischen, Milord. Harry braucht noch etwas Hilfe, den dritten Pfosten zurechtzuschneiden.«
    Als man daranging, den vierten Eckpfeiler in Angriff zu nehmen, sagte Carpenter: »Fogarty, gehen Sie Evelyn bei dem letzten Pfeiler zur Hand.« Und genauso ruhig, wie der Ire sich verhalten hatte, als er die mörderische Arbeit des Fundamentaushebens übernahm, ergriff Harry die Schaufel und fragte: »Evelyn? Wo, hast du dir gedacht, soll der hier hin?« Auf diese einfache Art wurde Lord Luton die Befehlsgewalt genommen, blieb aber scheinbar unangetastet in seiner Rolle als Leiter des gesamten Unternehmens.
    Es war auch Fogarty, der einen Vorschlag zur Lösung des Kaminproblems machte, denn in den arktischen Regionen war allgemein bekannt, daß ein sieben- oder achtmonatiger Aufenthalt in einer Hütte ohne angemessene Entlüftung zum Abzug von Rauch und schädlichen Gasen das Augenlicht schädigen, ja sogar zum Tode führen konnte. In jedem Winter kamen in den nördlicher gelegenen Landstrichen mehrere Menschen um, meist im Schlaf, zwei oder drei dicht gedrängt nebeneinander liegend, weil der Rauch der Hütte nicht entweichen konnte. Bei denen, die im Frühjahr auf die friedlich Entschlafenen stießen, hieß es dann oft: »Eine bequeme Art aus dem Leben zu scheiden, aber es muß nicht sein.«
    Carpenter und Fogarty wußten, es empfahl sich, irgendeine Vorrichtung zu schaffen, die den Rauch entweichen ließ, aber gleichzeitig verhinderte, daß Wind, Regen und Schnee eindrangen. Da die Mannschaft aus Edmonton kein Ofenrohr mitgebracht hatte oder etwas,

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