Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
das?« fragte Luton, und Fogarty rechtfertigte sich mit einer selbstbezichtigenden Offenheit, die seinen Arbeitgeber überraschte: »Die Reichen besteuern uns arme Leute für fast alles, was wir tun, und ein guter Wilderer, der sich ab und zu ein Kaninchen oder einen Lachs fängt, besteuert damit die Reichen. Das gleicht die Sache wieder aus, Milord.«
    Fogartys verblüffende Enthüllungen lockten sogar Evelyn ins
    Netz, denn der edle Lord fing an, sich mit ihm über das Wildern zu unterhalten, über Flüsse und die Spannung beim nächtlichen Fischen, als würde er selbst an dem herausfordernden Sport teilnehmen. An einer Stelle der Erzählung fragte er ihn: »Was für eine Fliege würden Sie in aufgewühltem Wasser verwenden?« Und auch Carpenter steuerte sein fachmännisches Wissen bei.
    Die beiden jüngeren Teilnehmer des Seminars wollten sich mit Fogartys Antwort auf die Frage der Rechtmäßigkeit seines Tuns jedoch nicht zufriedengeben, und Philip insistierte: »Aber es ist doch verboten, stimmt’s?«
    »Vieles, was wir tun, ist verboten, oder jedenfalls nicht ausdrücklich erlaubt. War es nicht auch Major Carpenters Großvater verboten, das Bild zu verkaufen, nur weil er einer Schauspielerin einen Gefallen tun wollte?«
    »Aber das Gericht hat dem Einhalt geboten.«
    »Ja, und die Gerichte gebieten auch Wilderern Einhalt, wenn sie sie zu fassen kriegen.«
    »Und was ist Ihre Ansicht dazu?« beharrte Philip, und Fogarty sagte: »Ich finde, es ist ein schönes, elegantes Spiel. Eine Mutprobe. Eine Herausforderung an das Beste in einem Mann. An seine Bereitschaft, sich für seine Rechte einzusetzen.«
    »Rechte?« warf Luton ein, und in der bitteren Kälte wählte Fogarty seine Worte bedächtig: »Ich nehme doch an, die Flüsse sind für alle Menschen erschaffen worden . um sich an den Fischen zu erfreuen, die Gott in ihnen ausgesetzt hat.
    Durch Gesetze hat sich das verändert, und vielleicht ist das ja auch nur zum Guten, denn umsichtige Männer, wie Sie und Ihr Vater, Milord, halten die Flüsse sauber und frisch für die, die nach uns kommen. Aber ich glaube, Gott sitzt da oben über uns zu Gericht und schmunzelt, wenn er eines seiner Geschöpfe sich in die Finsternis hinausstehlen sieht, um einen großen Fisch für seine Familie zu fangen, den er selbst auf die Erde geschickt hat - vielleicht gerade aus diesem besonderen
    Grund.«
    »Ist das nicht riskant?« fragte Philip, aber Fogarty zeigte nur auf den viel größeren Fluß, der zugefroren draußen vor ihnen lag: »Ist das für Sie vielleicht kein Risiko, in dieser Jahreszeit den Fluß herauszufordern?«
    Mit dem Vorrücken des Winters brachte das Leben in der Hütte unerwartet Probleme. Als das in Edmonton erworbene Spiritusthermometer auf minus dreiundvierzig Grad stand, fanden die beiden Jüngeren keinen Gefallen mehr an der täglichen Laufrunde, Luton und Harry dagegen setzten erst aus, wenn schwerer Schneefall einsetzte, was selten geschah.
    »Ein Mann muß bei Kräften bleiben«, meinte Luton, und als die Temperatur auf fünfzig Grad minus sank und Carpenter mit einer scheußlichen Erkältung drinnen bleiben mußte, lief Luton vier Runden allein und kam schwitzend zurück: »Ich kann euch sagen, das war erfrischend!«
    Durch das Laufen jedoch ergab sich eine Situation, die leicht hätte unangenehm werden können, wenn Luton nicht energisch eingeschritten wäre. Philip Henslow, noch immer ungeheuer stolz auf seine Gummistiefel (trotz Irinas warnender Zweifel an ihrer Nützlichkeit), versuchte, seine täglichen Runden in ihnen zu absolvieren, obwohl ihm klar war, daß sie so gut wie keinen Schutz vor der eisigen Kälte boten. Ja, sie leiteten die Kälte so umgehend und vollständig an den Körper weiter, daß er kaum ein paar Schritte getan hatte, als seine Zehen kälter als seine Nase waren, und das war gefährlich.
    Aus Stolz auf seine Wahl, die nun mal auf diese Schuhe gefallen war, und mit all seiner Halsstarrigkeit weigerte er sich zunächst, die zunehmenden Schmerzen wahrzunehmen, doch eines Abends, als sie so heftig waren, daß er zusammenzuckte, als er die Stiefel in der Hütte abstreifte, hörte sein Onkel, wie er die Luft einsog, schaute zu Boden, um nachzusehen, was die
    Ursache war, und erriet auf der Stelle, daß es sich um Erfrierungserscheinungen handelte.
    »Laß mal deine Füße sehen«, sagte er ruhig, wobei er sich hinkniete, die eisigen Zehen berührte und das Fehlen jeglicher Blutzirkulation konstatierte. Nachdem er noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher