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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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man reiche Nachbarn mit ihrem eigenen Gold fütterte, bis sie daran erstickten. Er ging ungerührt weiter auf die schwarze Pyramide zu. Einige der Rebellen, die mit ihm gekommen waren, übergaben sich, andere schlossen sich den Mordbrennern an. Die meisten folgten ihm. Schließlich hatte er ihnen versprochen, dass sie Zeugen wären, wenn ein König erschlagen würde. So erreichte er mit zwanzig Bewaffneten den Fuß der Treppe.
    Nachtsteins Pyramide war aus Basaltblöcken gefügt, bei denen sich niemand die Mühe gemacht hatte, ihre Oberflächen glatt zu schleifen, wie Bren es in der Feuerburg gesehen hatte. Sie waren mannshoch und mit abgekochten Hüftknochen geschmückt. Elutan hatte sich scheinbar mehr für Grausamkeiten erwärmen können als sein Bruder.
    Bren wollte gerade den Stiefel auf die erste Stufe setzen, als sich die Erde aufbäumte wie ein Bulle, den eine Wespe stach. Krachend taten sich Risse in den Basaltblöcken auf. Nur mühsam hielt sich Bren auf dem zitternden Boden aufrecht. Ein harter Schlag war es gewesen, wie der Hammer eines Titanen, nach dem der Grund eine Handspanne tief unter ihm weggesackt war. Jetzt folgten schwächere Erschütterungen. Brens Begleiter traf es schlimmer, schreiend brachen sie in die Knie. Ihre Gesichter zeigten Schmerz, nicht bloß Erschrecken. Ein Traumlenker, der schon das Bewusstsein verloren hatte, nachdem man ihn mit beiden Handgelenken an einen stinkenden Baum genagelt und vorher oder nachher die Beine abgeschnitten hatte, sodass er unweigerlich verbluten musste, wenn die schlampigen Verbände endgültig durchnässten, riss die Augen weit auf und schrie so laut, dass er das Donnern der Naturgewalt übertönte.
    In dem schwächer werdenden Zittern wich Bren einigen Bruchstücken aus, die von der Pyramide herabpolterten. Er schien der Einzige zu sein, der keine Schmerzen litt. Immerhin fand Ribunn dadurch in die Gegenwart zurück. Er faselte nicht mehr von Chaque, die seinen Arm gefressen hatten, und sein Blick war klar, als er aufstand.
    »Was war das?«, fragte Bren.
    Zögerlich schüttelte Ribunn den Kopf. »Man hat mir einmal einen Pfeil aus dem Rücken gezogen. Das hier hat sich so ähnlich angefühlt. Aber jetzt ist es weg. Habt Ihr nichts gespürt, Herr?«
    Stumm schüttelte Bren den Kopf. In den Gesichtern der anderen Rebellen sah er Verstehen aufkommen und mit diesem auch Furcht. Solchen Regungen durfte ein Anführer keinen Raum zur Entfaltung geben. »Weiter!«, befahl er.
    Die Pyramide hatte viele Risse, aber ihre Struktur war noch intakt. Entschlossen schritt er die Treppe hoch. Mit einem Blick zurück sah er, wie sich einige Chaque wieder aufrappelten. Ob auch sie eine innere Pein gelitten hatten oder ob lediglich das Beben sie zu Boden geworfen hatte, konnte er nicht feststellen. Sie taumelten ebenso orientierungslos durch die Straßen wie zuvor.
    Beim Aufstieg spürte Bren die Wunde an seiner Seite, die er in der Feuerburg empfangen hatte. Sie war ungefährlich, er glaubte nicht, dass sie sich entzünden würde, aber die Bewegungen beim Erklettern der hohen Stufen ließen den Schorf brechen.
    Ribunn tat sich schwer. Mit seiner verbliebenen Hand hielt er sich fest, kletterte mehr einen Hang hinauf, als dass er eine Treppe gestiegen wäre. Aber er beklagte sich nicht.
    »Du solltest den Stumpf ausbrennen und verbinden«, sagte Bren mit Blick auf Ribunns Verletzung. Das Blut, das von dem gesplitterten Oberarmknochen tropfte, war beinahe so durchsichtig wie Wasser. Kein gutes Zeichen. Das Wundfieber mochte Ribunns Leben noch fordern.
    »Wie Ihr meint, Herr.« Er klang unbeteiligt.
    Anders als in Blutstein hatte auf der schwarzen Pyramide offensichtlich ein steinernes Gebäude gestanden. Das Beben hatte nur die untersten Reihen intakt gelassen, alles, was darüber gewesen war, lag nun als Bruchschutt herum. Fratzenmit langen Fangzähnen schmückten die Steine, geflügelte Ungeheuer und krallenbewehrte Monstrositäten. Zwischen den Trümmern entdeckte Bren das, was er erhofft hatte. Ein gähnendes Loch im Boden, das den Zugang ins Innere gewährte. Rauch kräuselte daraus hervor.
    Die Gewohnheit ließ Bren ins Leere greifen, bevor er sich besann, dass er diesmal seinen Morgenstern nicht dabeihatte. Er senkte die Hand, bis sie den Griff des Mondsilberschwerts fasste. Der Flammenschild warf zuckende Helligkeit voraus. Er reagierte auf Brens Anspannung, die Erwartung des baldigen Kampfes. Darin glich er Sutor, der auch jede Stimmungsschwankung seines Herrn

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