Knigge fuer Individualisten
zur
Übernachtung annehmen, folgen Sie ruhig Ihrem Tatendrang. Fragen Sie, bevor
Sie loslegen, nach der Organisation: Wer geht wann ins Bad, wer macht wann
das Frühstück? Tee oder Kaffee? An klare Ansagen können Sie sich ja halten.
So lange es nicht auf Dauer ist.
Und wie verhalten Sie sich als Gastgeber? Schnüren Sie
Ihren Gästen ein Wohlfühlpaket: mit gut gelüftetem Zimmer, frisch bezogenem
Bett, sauberen Handtüchern, zum Abend einer Flasche Wasser und Betthupferl.
Holen Sie aber die Erlaubnis des Gastes ein, bevor Sie sein Zimmer betreten.
Erklären Sie die Spielregeln Ihres Haushalts. Das ist nicht autoritär. Das
trägt zur Harmonie bei, ist zielführend und fair.
Liebe deinen Nachbarn,
aber reiß den Zaun nicht ein
Teilen Sie mit anderen eine Wohnung, ein Hochhaus oder
eine Siedlung? Jede Wohn-Gemeinschaft ist ein sensibles System mit vielen
unausgesprochenen Regeln und oft undurchschaubaren Abgrenzungen und
Allianzen. Für jede Interessengemeinschaft rät die Etikette: Spielregeln
offenlegen und Verstöße dagegen sofort, direkt und konstruktiv
ansprechen.
»Ich bin der oder die, und wer sind Sie?« Von natürlichem Anstand geprägt, finden
Sie stets ein Plauderthema für Kontakte am Gartenzaun oder Balkongitter, und
sei es, dass Sie erfragen oder erklären, wie die Heizung funktioniert.
Reagieren Sie aber nicht beleidigt, wenn andere sich zurückhalten: Nicht
jeder ist so gepolt wie Sie. Als Traditions-Spieler halten sich wie immer diskret zurück. Ein
freundlicher Zusatz zum Gruß, und sei es eine Bemerkung über das Wetter,
hilft die Distanz zu verringern, ohne dass Sie zu viel Nähe fürchten
müssten. Als Zielstrebiger regeln Sie
das Wichtigste sofort; Weiteres wird man sehen, wenn Sie Zeit dafür haben.
Sie öffnen nicht jedem Ihr Herz … und auch nicht die Wohnungstür. Vermeiden
Sie, sich mit einem unbeabsichtigten schroffen Wort selbst eine Tür vor der
Nase zuzuschlagen. Haben Sie generell eine liebenswürdige Art? Dann finden Sie sich sofort zurecht.
Überheizen Sie die Nachbarschaft aber nicht mit Ihrer Herzenswärme. Halten
Sie, bevor Sie den ganzen Block in Ihr Wohnzimmer einladen, zuerst den einen
oder anderen Plausch im Vorgarten. Da hören Sie heraus, ob die Idee wirklich
so genial ist.
DER LIEBE HAUSFRIEDEN: LIEBER CHARME ALS SCHARMÜTZEL
Zeigen Sie Ihre Bereitschaft zu
kommunizieren: Grüßen Sie. Vom ersten Tag an. Jeden. Immer.
Stellen Sie sich Ihren neuen Nachbarn vor.
Respektieren Sie Vorschriften;
eine »Kehrwoche« gibt es nicht nur in Schwaben. Noch besser
gehen Sie einen Schritt über die Regeln hinaus und fragen: »Wann
kann ich am besten Posaune üben, ohne zu stören?«
Erweisen Sie sich als
verlässlich: Geben Sie die ausgeliehene Bohrmaschine unmittelbar
nach Gebrauch und unversehrt zurück.
Kooperation bringt Vorteile und
schafft Vertrauen: Erfüllen Sie den Wunsch, im Urlaub den
Briefkasten zu leeren oder die Blumen zu gießen. Bitten
Sie Nachbarn, während Ihrer Abwesenheit ein Blick auf Ihr Haus
zu werfen. Dürfen Sie die Bitte der Nachbarin, während ihres
Urlaubs die Katzen zu füttern, ablehnen? Klar – wenn Sie unter
einer Allergie leiden oder beruflich zu stark in Anspruch
genommen sind.
Verstöße gegen Ihre
Ruhebedürfnisse und Vorstellungen von Sauberkeit sind
wahrscheinlich nicht böse gemeint. Tragen Sie dem Mitbewohner
Ihr Anliegen als Ich-Botschaft vor: »Ich bin nach dir mit dem
Spülen dran und finde regelmäßig dreckiges Geschirr vom Vortag.«
Formulieren Sie dann Ihre Bitte ganz neutral: »Kannst du bitte
künftig nach Plan abspülen?« Das ist allemal konstruktiver, als
sich aus lauter Harmoniebedürfnis vor der Konfrontation zu
drücken und jede Woche wieder zu ärgern. Sie brauchen das weder
schroff noch laut zu sagen (schönen Gruß an den
Dynamischen).
Bevor es peinlich
wird: das richtige Wort am richtigen Ort
Raum friedlich teilen, Zeit
harmonisch miteinander verbringen, das gelingt trotz mancher Bemühungen
nicht immer ohne Missverständnisse, Interessenkonflikte und Reibereien. Soll
ein Wortwechsel nicht zum Schlagabtausch eskalieren, helfen die bewährten
Grundregeln der Kommunikation:
konkret sprechen,
konstruktiv sprechen,
auf einen Anlass bezogen statt allgemein
sprechen,
Gefühle von Fakten trennen,
auf Unterstellungen verzichten,
Absicht und Wirkung
unterscheiden,
Empfindungen als Ich-Botschaften
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