Knigge fuer Individualisten
keine Zweifel hören. Heraus mit der Sprache, und gut ist es. Am
wenigsten kommen Sie mit Jammerei und Schuldzuweisungen zurecht. Soll sich
doch jeder an seine eigene Nase fassen. Und selbst dafür sorgen, dass er aus
einer Klemme oder einem Fettnapf wieder herauskommt. Andererseits können Sie
sehr wohl hilfsbereit sein, doch Sie leisten Hilfe aus Prinzip als Mittel
zur Selbsthilfe.
»Würden Sie freundlicherweise …?« »Dürfte ich
vielleicht …?« Wer um den heißen Brei herumredet, bringt Sie auf die Palme.
Sie reden Klartext: »Wat mutt, dat mutt.« Und die Fragen stellen Sie selbst.
Gegen Kontroversen haben Sie nichts – ganz im Gegenteil: Die bringen ein
Thema doch erst richtig voran. Lange Smalltalk-Sessions gehen Ihnen auf die
Nerven. Was heißt hier Atmosphäre? Sie wollen Begeisterung erzeugen. Und das
können Sie.
So leicht es Ihnen fällt, ganze Gruppen für Ihr Thema
einzunehmen – manchmal sind die Leute von Ihrer Dynamik überfordert. Nicht
jeder weiß so schnell wie Sie, was er will. Lassen Sie den anderen ein wenig
Zeit, um sich zu entscheiden. Sie laufen sonst Gefahr, arrogant zu wirken.
Und das wird nicht Ihr Ziel sein.
L wie LOCKER , lustig, liebenswert
Etikette-Regeln? Da winken Sie doch ab! Wer hält wem
die Tür auf? Egal! Sagt man nun »Guten Appetit« oder nicht? Geschenkt!
Dresscode beachten? Codes sind dazu da, geknackt zu werden. Sie kleiden sich
unkonventionell. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass Sie mit Ihrer
selbstverständlichen, heiteren Lockerheit überall durchkommen. Stets einen
flotten Spruch auf den Lippen zu haben, das kommt an! Sie sind ein
Netzwerker der Extraklasse. Ihre natürliche Offenheit, Ihre Flexibilität, Ihre
Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen – all das lockert die Atmosphäre
und öffnet die Herzen. Sie sind beliebt. Und Sie genießen
das.
Ein gutes Blatt: das
Knigge-Kartenspiel
Gut, vermutlich werden Sie nicht als Prototyp der
feinen Gesellschaft gehandelt, doch das ist sowieso nicht Ihr Ziel. Wo Macht
und Status, vollendete Manieren und konservative Werte zählen, da trifft man
Sie nur an, wenn es gar nicht anders geht. In solchen Kreisen bewegen Sie
sich höchstens, um einem Freund einen Gefallen zu tun oder wenn Ihre Chefin
Sie schickt: »Yes,
Ma’am.«
Die ist klug genug, das absichtlich zu tun, sie weiß
schließlich um Ihre integrativen Fähigkeiten. Sie knüpfen leicht Kontakte
und bringen Menschen zusammen: »Dem musst du unbedingt mal die Hand
schütteln!« Die richtigen Leute kennen Sie ja. Bei Empfängen surfen Sie von
Gruppe zu Gruppe und von Thema zu Thema. Dem Unternehmen kann das nur
nützen. Warum nicht? Ist doch nett. Sie denken: Kriegsentscheidend ist die
Etikette nun wirklich nicht, man muss Korrektheit nicht
überbewerten:
Die Leute, mit denen Sie so zusammen sind,
nehmen das alles auch nicht so genau.
Sie haben die Erfahrung gemacht: Irgendwie
kommen Sie aus jedem Fettnapf wieder heraus.
Einen verbalen Ausrutscher machen Sie durch
Ihr strahlendes Lächeln locker wieder wett.
Wo Menschen sind, möglichst viele, möglichst
unterschiedliche, da bewegen Sie sich wie ein Fisch im Wasser: geschickt,
geschmeidig, flink. In einer Gruppe aufzugehen macht Sie glücklich. Da soll
Ihnen keiner mit Förmlichkeiten kommen. Die engen nur ein.
Neben Ritualen und kalkulierten Schachzügen der
Kommunikation gibt es noch ein Drittes, das Sie nicht leiden können, und das
ist schlechte Stimmung. Sie haben keine schlechte Laune, Sie mögen keine
schlechte Laune, und Sie fürchten Streit wie der Teufel das Weihwasser.
Deshalb geben Sie lieber mal klein bei, als eine Missstimmung zu riskieren:
»Okay, du hast ja Recht.«
Ihre Spontaneität und Kompromissbereitschaft in allen
Ehren. Wenn Sie aber übertreiben und sich über jede Konvention hinwegsetzen,
finden manche das nicht nonchalant, sondern nervig. Dann riskieren Sie, dass
man Sie nicht für voll nimmt. Aber als Scherzkeks wollen Sie nun nicht
gerade gelten, oder?
N wie NATÜRLICH , pragmatisch,
anständig
Etiketteregeln brauchen Sie nicht; Sie entscheiden
nach praktischen und moralischen Gesichtspunkten, was Sie tun oder lassen.
Die Epoche, als der Herr die Dame auf einen Sockel zu heben hatte, ist
längst vorbei, und das ist gut so. Sie wissen, dass die heutige Etikette die
Gleichstellung von Frau und Mann berücksichtigt.
Partnerschaftliches
Miteinander liegt
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