Knigge fuer Individualisten
beschnuppern: bei geschäftlichen Events, feierlichen Festen,
Partys und, ja, beim Flirt. Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus, sprechen
Sie nicht sofort übers Geschäft. Auch nicht über Politik oder Religion; Sie
wissen noch nicht, was wie ankommt. Verzichten Sie auf Vertraulichkeiten;
Sie könnten dem Gegenüber zu nahe treten. Wollen Sie ein Thema beenden,
lenken Sie das Interesse um. Seien Sie nett zueinander, machen Sie
Smalltalk. Soweit die Etikette.
Kleine
Unterhaltung? Große Kunst!
So halbwegs bekommen die meisten Menschen einen
Smalltalk ja hin. Wenn sie müssen. Suchen Sie nicht krampfhaft nach
intelligenten Sprüchen. Reden Sie lieber darüber, was sie gerade miteinander
erleben: die Party, das Essen, die Band. Nutzen Sie dann Ihr Umfeld als
Sprungbrett zu weiteren Themen: Freizeit und Sport, Restaurants und Kochen,
Hobbys und Reisen. Gehen Sie thematisch auf andere zu (»Ich auch!«) statt
sie zu bewerten (»Belgien? Was wollen Sie denn da?«). Konzentrieren Sie sich
auf Geschichten und, besser noch, Pläne: »Was, Belgien? Erzählen
Sie!«
Austausch am Tisch: mit
Knigge-Karten
Stellen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein, läuft der
Smalltalk von selbst ( Stilvorlieben anderer erkennen > ; sich daran orientieren > ).
Smalltalk-Muster sind aber nur Schablonen. Niemand spielt immer die gleiche
Karte – auch Sie nicht. Sie brauchen etwas Zeit, um andere einzuschätzen und
auf sie einzugehen. Und viel Zeit, um das zu üben. Zur Orientierung:
Verhält sich Ihr Gegenüber locker und heiter? Da haben Sie Glück.
Sprechen Sie weich und umgangssprachlich: »Echt? Wow!« Wählen Sie
verbindende Wörter: »gemeinsame Sache, in einem Boot, harmonisch«, usw. Tun
Sie etwas Schönes mit ihm: anstoßen, nette, am besten wichtige Leute
aufsuchen. Verlangen Sie keine verbindlichen Entscheidungen; Lockere legen
sich nicht gern fest.
Geraten Sie an einen Traditionellen, geht es gemächlich zu. Hat er eine Affinität
zum Natürlichen, lässt er Sie aber nicht im Stich. Sprechen Sie langsam,
leise und klar. Begründen und strukturieren Sie Ihre Aussagen: »Wir haben
das Lokal gewählt, obwohl es 9,5 km vom Zentrum liegt, weil a. die Pasta
immer al dente ist und b. der
Service präzise.« Hüllt sich der Traditionelle in größerer Runde in
Schweigen? Vielleicht zu viel Gefühl für ihn. Oder alles zu laut. Treiben
Sie ihn nicht in die Enge. Blickkontakt, Nicken und Fragen nach seinen
Erfahrungen geben ihm die Sicherheit zu sprechen.
Der Natürliche hört
gut zu und schweigt gern mal. Erwidern Sie sein freundliches Nicken.
Begegnen Sie ihm mit Respekt. Motivieren Sie ihn: »Erklären Sie mir bitte
noch …« Bei seinem Lieblingsthema kann er belehrend werden. Weisen Sie ihn
aber weder ab noch zurück. Bremsen Sie ihn mit einem Themenwechsel.
SMALLTALK INTERNATIONAL
Im internationalen Vergleich käme Deutschland beim
Smalltalk-Wettbewerb nicht auf den ersten Platz. Dafür sind wir zu
sachlich. Unter den Gewinnern wären Frankreich, Großbritannien, die
USA, wo mit Themen lockerer jongliert wird. Zwar gibt es überall
Lieblings- und Tabuthemen; der Umgang damit ist aber spielerisch.
Deutsche vermissen z. B. bei Geschäftsessen den Tiefgang. Doch
gegenseitige Charakteranalyse ist ja hier nicht das
Ziel.
MOTIVATIONSKUR FÜR NICHT-TALKER
Für Lockere ist Smalltalk die Königsdisziplin. Können
Sie dem Talk nichts Positives abgewinnen, kommen aber nicht immer drum
herum? Führen Sie sich den Nutzen vor Augen: Natürlichen ermöglicht
er, ein Gefühl für die Menschen zu entwickeln, ohne sie emotional zu
überfordern. Für Dynamische ist er ein guter erster Schritt. Und wie
motivieren sich Traditionelle? Ein unverbindliches Gespräch ist ideal,
um auf Distanz zu bleiben. Wird es Ihnen zu privat, das Thema
wechseln. »Du gehst doch zum Trekking nach Nepal. Wie organisiert man
das?«
Der Dynamische führt sogar in großer Runde das Wort. Wollen Sie ihm imponieren?
Unterstreichen Sie Ihre klaren Worte mit schnellen, zeigenden Gesten. Hat er
einen hohen Status, sichern Sie sich ab: »Was halten Sie davon, wenn wir
Kaffee bestellen?« Ein Dynamischer ohne lockeren Touch scheut sich nicht,
andere zu unterbrechen oder anzugreifen. Diese Energie kanalisieren Sie
durch klare Ansagen: »Ich schlage vor, wir wechseln das Thema.« Er wird
nicht murren. Weil er nie murrt. Weil er kein Spielverderber ist. Und weil
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