Knigge fuer Individualisten
wenn man eh
nicht weiß, wohin mit allem. Wollen Sie trotzdem durchweg eine gute Figur
machen? Dann haben Sie diese Möglichkeiten:
Sie essen vor oder nach dem Fest, in
Gesellschaft aber nicht. Für disziplinierte Traditionelle und asketische Dynamische.
Sie essen nur, was Sie mit einem Mal in den
Mund befördern können. Für genussorientierte Lockere ein
Problem.
Sie stellen sich an einen der meist raren
Stehtische oder eine Fensterbank. Für strategische Dynamische. Herren der alten Schule sichern ihrer
Begleiterin einen Platz. Bescheidene Natürliche nehmen anderen lieber
keinen Vorteil weg.
Sie üben, einhändig Serviette, Glas und
Teller gleichzeitig zu jonglieren. Nichts für Dynamische und Lässige.
Schafft das ein Lässiger aber
locker: cool.
Sie führen Speisen wegen der Hygiene nur mit
der Hand zum Mund, die Sie nicht zum Handschlag verwenden. Es wird die
linke Hand sein. Üben. Für Traditionelle und Natürliche. Dynamische und Lockere
denken nicht an so etwas. Obwohl Oma und die Etikette vor Bazillen
warnen.
Sie bedeuten dem Gast, der Ihnen die Hand
hinstreckt, nonverbal, notfalls demonstrativ kauend: Es geht jetzt
wirklich nicht. Für Traditionelle undenkbar.
Ihr Körper soll sprechen, nicht
plappern
Es ist leichter, mit dem Mund als mit dem Körper zu
lügen; deshalb wird in Mimik, Gestik und Haltung intensiv nach »wahren«
Botschaften gesucht. Regisseure, Kommunikationsexperten, Psychologen und die
Etikette raten darum: Achten Sie darauf, dass die Aussagen Ihres Körpers
Ihren Absichten entsprechen. Gerade wenn Sie bei einem Empfang allein im
Raum stehen und – zu Recht – den Eindruck haben, Sie würden (an)gesehen.
Sobald Sie sich aber fragen »Wohin mit meinen Händen?«, läuft etwas falsch.
Denn dann sind Sie mit sich beschäftigt und nicht mit dem Geschehen im Raum.
Schauen Sie sich lieber andere Besucher an, kümmern Sie sich als Gastgeber
um Ihre Gäste. Schon sind Ihre Gedanken positiv ausgerichtet, und das
signalisiert Ihr Körper – sowohl Ihnen als auch denen, die Sie (hoffentlich)
im Blick haben.
STEHEN SIE GUT!
Von Fuß bis Kopf: So machen Sie was
her
Stellen Sie sich so hin, dass Ihre Fußspitzen etwas
zueinander zeigen. Bleiben Sie eine Weile so stehen. Spüren Sie nach:
Verlagern Sie nach und nach Ihr Gewicht auf ein Bein? Drücken Sie das
Knie des Standbeins durch, lassen Sie die Schultern hängen? Neigen Sie
den Kopf und korrigieren Ihre Kleidung, Ihr Haar, Ihre Brille? Sie
kommen sich so langsam dümmlich vor, stimmt’s? Jedenfalls sehen Sie so
aus. Weil Sie sich schlecht fühlen. Kein Wunder, dass Sie so nicht gut
ankommen. Drum: Bemerken Sie, dass Sie auch nur eines der negativen
Signale senden, geht’s auf zum Gegenprogramm:
Die Füße parallel oder die Spitzen
ganz leicht nach außen gerichtet stellen,
das Körpergewicht auf beide Beine
verteilen,
die Knie lockern,
die Schultern zurücknehmen, die Arme
hängen lassen,
den Kopf gerade halten,
nur absichtliche Schritte und Gesten
machen,
ruhig atmen.
Jetzt können Sie auf Ihre Zielpersonen zugehen, Sie
werden mit Interesse aufgenommen. Weil Sie sicher, offen und deshalb
interessant wirken.
Stilvoll stehen je nach Stil
Traditionelle brauchen dieses Training nicht zu
machen; Haltung bewahren sie sowieso – und zwar in jeder seelischen
Verfassung. Lockern Sie aber bei Stress Ihre Schultern, damit man Sie
nicht für steif und unflexibel hält. Sportliche Natürliche wirken nie
steif. Achten Sie nur darauf, dass Sie nicht als wohlwollender
Beobachter am Rand stehen bleiben und dort zur Randfigur schrumpfen:
Ab in die Mitte, bitte. Lockere und Disziplin? Passt nicht so recht
zusammen. Vergraben Sie aber nicht die Hände in den Hosentaschen. Mit
solchen kleinen Nachlässigkeiten würden Sie sich unter Wert verkaufen.
Dynamische kennen ihren Wert und zeigen ihn. Sie machen dafür leicht
einmal hektische Schritte und Gesten. Souverän wirkt das nicht. Können
Sie – dem Ziel zuliebe – einen Gang runterschalten?
SPOTLIGHT AN:
EINE SCHÖNE REDE BITTE
»Bitte herhören. Ich heiße Ulf Zoller und Sie
herzlich willkommen.« Solche Kalauer passen nur in Büttenreden.
Verzichten Sie bei Ihren Ansprachen ganz darauf. Ob Sie Gäste begrüßen
oder verabschieden oder ob Sie als Gast eine vorbereitete Tisch- oder
eine spontane Dankesrede halten.
Beginnen Sie sofort mit dem Brückenschlag: »Sie sind
hier,
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