Knigge fuer Individualisten
die Person zuerst die Hand an, die einen
höheren Status hat als die andere. Im Privatleben gilt:
Eine ranghöhere Person entscheidet: Handschlag ja oder nein.
Begegnen Sie der Queen, reicht sie Ihnen die Hand – oder sie lässt es
bleiben. In diese Situation werden Sie nun selten kommen. Doch selbst
der Abgeordnete, der Sie im Landtag (hoffentlich gut) vertritt, ist
nicht Ihr Leibeigener, sondern gilt als Repräsentant des Volkes und
somit höherrangig als der Normalbürger. Packen Sie also nicht einfach
seine Hand. Und wenn Sie im Kino-Foyer Ihrer Chefin über den Weg
laufen: Warten Sie nach dem verbalen Gruß besser ab. Der Rangvorteil
aus dem Beruf gilt bis ins Private hinein. Einen Vorrang von
Akademikern oder Adligen gibt es hingegen nicht.
Gastgeber – weibliche wie
männliche – reichen ihren Gästen, weiblichen wie männlichen, die Hand
und heißen sie so auf ihrem Terrain willkommen. Von diesem Recht
können auch Wirte, Ärzte und Autohausbesitzer Gebrauch machen, jedoch
jeder nur auf seinem Hoheitsgebiet.
Das Prinzip Heimvorteil ist übertragbar:
Wer als Gast auf andere Gäste zugeht, grüßt. Die schon anwesenden Personen entscheiden
dann, ob sie ihn mit oder ohne Handschlag aufnehmen – oder gar nicht.
( Dazu später > )
Besteht kein »Platzvorteil«, entscheidet
das Alter: Die ältere Person
reicht der jüngeren die Hand – oder nicht. »Gib Onkel das Händchen!«,
heißt nicht, dass das Kind von sich aus die Hand hinstrecken soll.
Doch einen angebotenen Handschlag zu verweigern käme einer Ohrfeige gleich, dem »Onkel« gegenüber
und allen anderen – im Erwachsenenleben – auch.
Erst wenn
Rang-, Heim- und Altersunterschied fehlen, kommt das Geschlecht
ins Spiel: Dann
entscheidet die Dame, ob die Hand gereicht wird oder nicht.
Hand für
Hand: Welche bekommt Ihre zuerst?
Die gleiche Ordnung gilt beim Begrüßen einer Gruppe
von Menschen: Die wichtigste Person bekommt
Ihre Hand zuerst. Von ihr aus folgen Sie der Reihe, in der die
Personen stehen.
Gibt es einen Ranghöheren in der Runde, vielleicht einen Lehrer, der
seine Schulklasse begleitet? Dann ist er der Erste.
Gibt es keine ranghöhere Person, aber eine Person, die Sie kennen und
die Sie und die übrigen Personen miteinander bekannt machen könnte?
Dann ist diese die Erste.
Ist auch das nicht der Fall, doch eine
Person ist wesentlich (!) älter als die übrigen? Dann ist der Senior Ihre Nummer eins: Großvater vor
Enkelin.
Nur wenn all das nicht zutrifft, reichen Sie
zuerst einer Dame die Hand: Lady first ist das
letzte Kriterium, nicht das erste.
Begrüßen Sie die
wichtigste Person zuerst, gehen Sie dann der Reihe nach
vor.
Begrüßungsritual nach Maß – und
Knigge-Stil
Die heute gültigen Knigge-Ratschläge für das
Begrüßungsritual kennen Sie nun. Und so können Sie als Begrüßender durch
Nuancen in Ihrem Verhalten Zeichen setzen:
Wer ist wann dran? Als dynamische Person ergreifen Sie furchtlos die Initiative. Wem
räumen Sie den ersten Platz ein? Dem strecken Sie die Hand hin. Da Sie nicht
unbedingt der gängigen Regel folgen, gehen Sie am besten so zügig vor, dass
niemand Ihre Entscheidung hinterfragt. Senden Sie weiter konsequent das
Signal: »Lasst uns zur Sache kommen.« Vermeiden Sie aber einen harschen Ton
und zackige Gesten. Sie stehen zur Begrüßung auf, denn Sie schauen doch
nicht zu einer anderen Person hoch. Ihr Handschlag ist fest und kurz,
Blickkontakt und eine offene Mimik sind garantiert, Lächeln ist nicht so Ihr
Ding. Ob eine Umarmung stattfindet, bestimmen Sie. Da Sie zielstrebig sind,
sind Sie noch mehr Sie selbst, wenn Sie für sich kurz Ihr Ziel definieren,
bevor Sie loslegen: Soll wirklich Ihr persönlicher Favorit als Erster
gewürdigt werden? Wenn ja, dann okay. Gönnen Sie darüber hinaus auch den
anderen – wichtig sind alle – ein wenig Raum.
Wie nahe darf man sich kommen? Keine Frage für Sie, wenn
Sie am liebsten die Karte lockere
Liebenswürdigkeit spielen. Händeschütteln ist das Mindeste, und
ein Klaps auf Unterarm oder Schulter kann auch sein. Jeder darf sehen, wie
viele gute Bekannte Sie haben. Ein Küsschen lassen Sie sich nicht verwehren.
Wer wann wo zuerst? Das interessiert Sie weniger. Sie beginnen spontan bei
der Person, die Ihnen emotional am nächsten steht, und strahlen sie an. Bei
aller Spontaneität: Wenn Sie die Begrüßung ein wenig strukturieren, kann
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