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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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auskommen können.
    »Den Schädel haben wir auch gefunden. Im Schutt von der Wand, Katja, da, wo du deinen Kamin hinhaben willst.«
    »Was sagst du da?«
    »Hier schwimmt eine Apfelsinenschale«, höre ich es aus dem Restaurant greinen und gleich darauf Regines beschwichtigende Stimme: »Die können Sie essen. Die hebt das Aroma.«
    »Eierlikör«, meldet sich eine Frauenstimme. »Haben Sie denn keinen Eierlikör?«
    Jupps Antwort hebt meine Stimmung nicht.
    »Ein Skelett, Katja. In deiner Wand. Jemand ist da begraben worden.«
    »Offenbar eingemauert«, sagt der Busfahrer finster.
    Ich weiche zurück. Vor dem Knochen, vor dem Fremden, vor der ungeheuerlichen Behauptung, die da aufgestellt worden ist. Und vor dem Gedanken, jahrelang mit einer Leiche zusammengelebt zu haben.

Kapitel 2
    Wildfond vom Knochen
    mit Knollensellerie, Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Johannisbeergelee, Sternanis, Piment, Sojasoße, Zartbitterschokolade und Portwein bei schwacher Hitze köcheln lassen
    Eine Woche später
    »Du hast wirklich geglaubt, dass die Knochen beim Bau des Hauses aus Versehen mit eingemauert wurden?«, fragt mich Hein fassungslos. Wir alle haben uns an diesem frühen Morgen um den großen runden Tisch im Gastraum versammelt und löchern Marcel mit Fragen.
    Vor genau einer Woche haben Jupp und der Kaminbauer die Überreste eines Menschen in der Wand meines Wohnzimmers gefunden. Die Knochen lagen zwischen dem Bauschutt in jenem ehemaligen Hohlraum, durch den einst die Herdwärme von der Küche, abgetrennt durch die eiserne Takenplatte, in die gute Stube geleitet wurde. Von der Existenz dieses sogenannten Takenschranks, oder, wie Jupp sagt, Takenschaafs in der Wand hatten wir keine Ahnung gehabt, als wir planten, unter dem alten Schornstein meinen neuen Kamin zu bauen. Auf den ich jetzt gar keine Lust mehr habe.
    Wie sollte vor ihm jemals Gemütlichkeit aufkommen können? Es würde mich eher frösteln, in romantisch flackerndes Feuer auf genau jenes Loch zu blicken, in dem einst ein Mensch eingemauert worden war. Und zwar leider nicht vor mehr als hundert Jahren, wie ich gehofft, was aber der belgische Gerichtsmediziner nach nur einem Blick schon bezweifelt hatte. Aus den Überresten konnte er sogar schon herauslesen, dass dem armen Opfer zuvor der Schädel mit einem breiten, stumpfen Gegenstand eingeschlagen worden war. Möglicherweise mit einer kleinen gusseisernen Bratpfanne, sagte er, aber darauf wollte er sich noch nicht festlegen.
    Letzte Woche hat der belgische Polizeiinspektor Marcel Langer also gleich nach seinem Eintreffen den Fundort abgesichert, das heißt, mein Wohnzimmer mit hässlichem Absperrband unzugänglich gemacht und die Staatsanwaltschaft, die FKP – die Föderale Kriminalpolizei Belgiens – sowie den Gerichtsmediziner aus Lüttich herbeigerufen.
    Mich scheuchte er ins Restaurant zurück, wo unter den Kaffeefahrern große Aufregung herrschte. Die Sache mit den Knochen hatte sich auf mir unbegreifliche Weise schnell herumgesprochen. Allerdings dezimierte die Nachricht vom aktuellen Leichenfund und die verblüffend lang dauernde Abwesenheit des Busfahrers unseren Vorrat an Eifeler Bränden erfreulich schnell. Auch Regine und Gudrun hatten sich auf den Schreck bereits je ein Glas Williamsbirne genehmigt. Mindestens. Ich widerstand der Versuchung, mir zur Nervenberuhigung gleichfalls einen Klaren zu schütten, wie der Eifeler sagt. Irgendjemand würde bei der Abrechnung schließlich einen klaren Kopf behalten müssen.
    »Das muss man erst mal verdauen«, hörte ich nicht nur an allen Tischen, sondern vor allem von den Fenstern, vor denen eine große Gästeschar den freien Blick über die Straße nach Belgien genoss. Außer sanft geschwungenen Hügeln mit Feldern, Wäldern, Windrädern und meinem ererbten Gebäude gab es da eigentlich nichts zu sehen, da noch nicht einmal Marcel mit dem Polizeijeep aus Sankt Vith eingetroffen war. Aber mein schäbiges Eifeler Bruchsteinhaus war quasi vor aller Augen zum gruseligen Beinhaus mutiert und somit in den Rang einer Sehenswürdigkeit aufgestiegen.
    Zu meinem Entsetzen sah ich, wie an einem dieser Logenplätze der Knochen, den mir Linus vor die Füße gelegt hatte, von Hand zu Hand wanderte. Der Hund selbst hatte sich mit dem Verlust seiner Beute abgefunden und sie gegen den Knochen einer Kuh ausgetauscht. Die hatte erst vor wenigen Tagen ihr friedliches Grasen auf der Weide nebenan einstellen müssen, weil sie keine Milch mehr hergab. Einen ihrer Knochen hatte

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