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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Verbindung.«
    Frustriert ließ ich mich auf meinen Stuhl zurücksinken und drückte auf Play.
    Die Kamera fährt zurück. Sicard richtet sich wieder auf, dreht sich um und winkt neckisch mit einem Finger. Komm mit.
    Die Kamera verfolgt Sicards träge Schritte durchs Zimmer.
    Das Kleid noch immer an die Brust gedrückt, legt Sicard sich auf die Matratze. Rollt sich zusammen wie eine Katze.

    Beim Zusehen fragte ich mich, welche Träume das Mädchen wohl im Kopf gehabt hatte. Laufstege im Scheinwerferlicht? Hochglanzmagazine und rote Teppiche bei Premieren?
    Sicard lächelt verschwörerisch. Lässt einen Träger fallen. Ein Mann tritt ins Zimmer und geht zum Bett. Sicard lutscht am Zeigefinger, schaut zu ihm hoch und lächelt. Kniet sich aufs Bett und lässt das Kleid bis zur Taille rutschen .
    Es dauerte bis in den späten Nachmittag. Der Ordner trug den Titel Klassiker. Das Material war alt. Frisuren und Kleidung in einigen Szenen deuteten auf die Fünfziger und Sechziger hin.
    Das Mädchen ist etwa fünfzehn Jahre alt, die dunklen Haare sind in der Mitte gescheitelt. Sie trägt einen schwarzen BH, einen Hüftgürtel und Netzstrümpfe. Sie wirkt befangen.
    Das Mädchen schaut nach links. Die Kamera folgt ihr, während sie durchs Zimmer geht und sich auf eine Bank unter und leicht rechts neben einem Fenster setzt. Wieder schaut sie nach links, als warte sie von dort auf Anweisungen. Sonnenlicht fällt auf ihre Haare.
    Mein Blick wanderte zu dem Fenster. Musterte die Vorhänge. Den hölzernen Fensterrahmen. Die dunstige Landschaft hinter dem Glas.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, bis es mir bewusst wurde.
    Ich drückte auf Pause und starrte auf den Bildschirm. Musterte das Fenster. Die verschwommenen Konturen dahinter.
    Irgendwo, eine Million Meilen entfernt, redeten Stimmen.
    Ich drückte Play. Stopp. Play.
    Spulte zurück. Ließ es noch einmal laufen. Und noch einmal.
    »Ich habe ihn.« Ruhig, obwohl mir das Herz bis zum Hals klopfte.
    Die Stimmen verstummten.
    »Ich habe den Hurensohn, der seine Frau verprügelt.«

32
    Hippo und Ryan kamen zu mir.
    »Das Video wurde in Bastaraches Haus in Tracadie aufgenommen. « Ich deutete auf das Standbild auf dem Monitor. »Durchs Fenster kann man Totempfähle sehen.«
    Hippo beugte sich so weit herunter, dass der Zahnstocher zwischen seinen Lippen fast meine Wange berührte.
    »Neben dieser komisch aussehenden Hütte?«
    »Das ist ein Pavillon.«
    »Warum der Indianerkitsch?«
    »Darum geht es nicht.«
    Mit finsterer Miene bewegte Hippo den Zahnstocher zur Mundmitte.
    »Du hast die Pfähle auf Bastaraches Grundstück gesehen?«, fragte Ryan.
    »Im Hinterhof.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Möglicherweise habe ich auch die geschnitzte Bank gesehen, auf der das Mädchen sitzt.«
    Hippo richtete sich auf, bewegte den Zahnstocher in Ryans Richtung und sprach um das Hölzchen herum.
    »Das Video ist alt.«
    »Das Mädchen ist es nicht.«
    »Und sie lässt sich in Bastaraches Bude ihre Titten verewigen. «
    »Genau.«
    »Reicht das, um ihn zu kriegen?«
    »Mir reicht’s.«
    »Dringender Tatverdacht?«
    »Ich glaube, ein Richter wird drauf anspringen.«
    »Ich rufe Quebec City an, während Sie sich um einen Haftbefehl kümmern?«

    Ryan nickte.
    Als Hippo gegangen war, drehte sich Ryan mir zu.
    »Gute Arbeit, Adlerauge.«
    »Danke.«
    »Meinst du, du kannst da noch ein bisschen länger dranbleiben? «
    »Unzweifelhaft.«
    »Schönes Wort.«
     
    Um zwei war Bastarache in Gewahrsam. Um vier hatte Ryan Durchsuchungsbeschlüsse für seine Wohnung und seine Bar in Quebec City. Keinen allerdings für Tracadie, da Bastarache in diesem Haus nicht mehr wohnte.
    Ryan fand mich im Konferenzraum, wo ich mich immer noch durch Schmutz quälte. Abgesehen von kurzen Unterbrechungen, in denen ich mein Telefon zu Hause, im Büro und mein Handy nach Lebenszeichen von Harry abgehört hatte, hatte ich keine Pausen gemacht.
    »Bastaraches Anwalt war im Gefängnis, bevor die Zellentür zuging. Empört. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ist ihm bewusst, dass sein Mandant ein Kinderpornograf ist?«
    »Ihr. Isabelle Francoeur. Laut Francoeur steht Bastarache auf der Vorschlagsliste für den kanadischen Ehrenorden.«
    »Ist er auf Kaution frei?«
    »Francoeur arbeitet daran. Die QC-Jungs sagen, sie können ihn vierundzwanzig Stunden festhalten. Dann heißt es Anklageerhebung oder Freilassung.«
    »Was passiert jetzt?«
    »Hippo wühlt sich durch seine Unterhosen, während ich ein Gespräch mit ihm

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