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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Pferden, die es gern haben, wenn die anderen versuchen, ihn einzuholen. Ich würde vierhundert Meter vorm Ziel Tempo machen, ihn an die Spitze bringen und einfach beten, daß er dort bleibt.«
    »Dann reiten Sie ihn auch so«, sagte ich. »Ich habe hundert Pfund auf ihn gesetzt, und für gewöhnlich wette ich nicht.«
    Sein Mund öffnete sich vor Erstaunen. »Aber Ihr Vater …«
    »Versprechen Sie mir, daß Sie reiten, um zu gewinnen«, sagte ich freundlich, »sonst setze ich jemanden anders drauf.«
    Ich beleidigte ihn. Niemand hatte je vorgeschlagen, Tommy Hoylake zu ersetzen. Er studierte ein wenig unsicher meinen ehrlichen Gesichtsausdruck und kam zu dem Schluß, daß ich mir wegen meiner Unerfahrenheit der Monstrosität dessen, was ich gesagt hatte, nicht bewußt war.
    Er zuckte mit den Schultern. »Na schön. Ich werd’s versuchen. Obwohl, was Ihr Vater dazu sagen wird …«
    Mein Vater hatte noch eine ganze Menge zu sagen, in sechs oder mehr Telefonanrufen, die, wie es schien, größtenteils der Presse galten. Am Morgen des Lincolns zitierten drei Zeitungen seine Meinung, daß Pease Pudding keine Chance hatte. Ich würde seinetwegen die Rennleitung am Hals haben, überlegte ich grimmig, wenn das Pferd sich einigermaßen gut hielt.
    Inmitten seiner ganzen Telefonaktivitäten rief er mich nur ein einziges Mal an. Obwohl die überwältigende Herrschsucht noch nicht in seine Stimme zurückgekehrt war, klang er gespreizt und ungehalten, woraus ich schloß, daß der Champagnerfriede gerade so lange angedauert hatte, wie ich im Zimmer war.
    Am Donnerstagabend, nachdem ich von Doncaster zurückgekommen war, rief er mich an, und ich erzählte ihm, wie überaus hilfreich alle gewesen seien.
    »Hmph«, sagte er, »ich werde den Rennvereinssekretär morgen anrufen und ihn bitten, die Dinge im Auge zu behalten.«
    »Hast du den Telefonwagen endgültig mit Beschlag belegt?«
    »Den Telefonwagen? Konnte ich nie lange genug zu fassen kriegen. Zu viele Leute, die dauernd danach fragen. Nein, nein. Ich habe ihnen gesagt, ich brauchte meinen eigenen Privatanschluß, hier in diesem Zimmer, und nach einem Riesentheater und allen möglichen Verzögerungen haben sie mir einen gelegt. Ich habe natürlich insistiert, denn schließlich muß ich ein Geschäft führen.«
    »Und du hast heftig insistiert?«
    »Natürlich«, sagte er ohne Humor, und ich wußte aus langer Erfahrung, daß das Krankenhaus gegen ihn genausoviel Chancen hatte wie ein Ei gegen eine Dampfwalze.
    »Die Pferde sind nicht so schlecht in Form, wiedu glaubst«, erklärte ich ihm. »Du brauchst wirklich nicht so pessimistisch zu sein.«
    »Du hast keine Ahnung von Pferden«, erwiderte er herrisch; und es war am Tag danach, daß er mit der Presse sprach.
     
    Major Barnette starrte im Führring düster vor sich hin und ließ Verachtung und Mitleid auf meine stattliche Wette niederprasseln.
    »Ihr Vater hat mir geraten, kein gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen«, sagte er. »Und ich weiß wirklich nicht mehr, warum ich mich von Ihnen zur Teilnahme habe überreden lassen.«
    »Sie können fünfzig von meinen hundert haben, wenn Sie wollen.« Mein Angebot hatte die nobelsten Hintergründe, aber er nahm es als Zeichen dafür, daß ich einen Teil meines Verlustes abwälzen wollte.
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte er grollend.
    Er war ein magerer, ältlicher Mann mittlerer Größe, der bei der geringsten Provokation auf seine Würde pochte. Ein Zeichen tiefgehender Schwäche, diagnostizierte ich unbarmherzig und erinnerte mich an den alten Spruch, daß manche Besitzer schwerer zu trainieren seien als ihre Pferde.
    Die neunundzwanzig Starter für das Lincoln stolzierten langbeinig durch den Führring, während alle anderen Besitzer und Trainer in nachdenklichen Grüppchen in der Nähe herumstanden. Heftige, kalte Nordwestwinde hatten die Wolken weggepustet, und die Sonne schien messingfarben von einem gleißend tiefblauen Himmel. Als die Jockeys sich durch die Menge zwängten und im strahlenden Sonnenlicht im Führring erschienen, funkelten und glänzten ihre prächtigen Farben und spiegelten wie Kinderspielzeug das Licht wider.
    Die alt-junge Gestalt von Tommy Hoylake in hellem Grün hüpfte mit einer sorglosen Aura von »Nimm’s, wie’s kommt« auf uns zu, ein Umstand, der nichts dazu beitrug, Major Barnette davon zu überzeugen, daß seine Hälfte des Pferdes gut laufen würde.
    »Hören Sie zu«, sagte er düster zu Tommy, »lassen Sie sich nur einfach nicht

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