Knochenfunde
Ihnen einen Vorschlag machen? Hebert hat erreicht,
was er wollte. Er hat Sie aus Ihrem Versteck gescheucht, und Sie haben ihm den Schädel mitgebracht. Jetzt wird er Sie aufs Korn nehmen, nicht Jane. Je näher sie bei Ihnen ist, umso größer ist die Gefahr, dass ihr etwas zustößt. Wir können die Polizei bitten, sie in einem sicheren Haus in Markum unterzubringen, eine Stadt, die mit dem Auto in fünf Minuten von Ihrem Haus am See aus zu erreichen ist. Aber Jane sollte nicht direkt bei Ihnen wohnen.«
»Erzählen Sie mir keinen Blödsinn. Ich will sie bei mir haben.
Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass – «
»Er hat Recht, Eve«, sagte Joe.
Sie wusste, dass er Recht hatte. Aber das machte es ihr nicht leichter zu akzeptieren, dass sie weiterhin von ihrer Mutter und ihrer Tochter getrennt sein würde. Sie holte tief Luft. »Also gut. Aber ich rate Ihnen, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit sind.«
»Das werde ich«, sagte Galen. »Mit der Unterstützung von
Quinns Freunden und vier vertrottelten FBI-Agenten. Ich habe mich noch nie auf das Glück verlassen. Aber wie ich schon sagte, Hebert hat bekommen, was er wollte. Warum sollte er sich die Mühe machen, Jane in seine Fänge zu kriegen, wenn er sich voll und ganz auf Sie konzentrieren kann? Sie haben schließlich den Schädel.«
»Okay, okay, ich hab’s kapiert.« Eve nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Aber ich möchte, dass Sie mich jetzt zuerst zu Jane bringen.
Sie soll nicht denken, ich würde mich in derselben Stadt aufhalten wie sie und sie nicht einmal besuchen. Zu unserem Haus am See können wir danach fahren.«
»Es wird ihr nicht gefallen«, sagte Galen. »Aber Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
Nathan verzog das Gesicht. »Können Sie mich bei einer Mietwa-
genfirma aussteigen lassen? Ich habe es satt, ohne fahrbaren Unter-satz zu sein, und ich möchte bei dem Familienidyll nicht stören. Wir treffen uns dann im Haus am See.«
»Wie rücksichtsvoll von Ihnen, Nathan«, bemerkte Galen. »Ich
bin gerührt.«
»Aber nur in Ihrem verworrenen Hirn«, erwiderte Nathan tro-
cken, als er in den Wagen stieg. »Habe ich Ihnen schon gesagt, wie angenehm die Tage ohne Sie waren?«
»Alles Gute hat einmal ein Ende.«
Als der Wagen sich in Bewegung setzte, starrte Eve wie benom-
men aus dem Fenster. »Das ist so ein verdammter Schlamassel. Es muss einen Ausweg geben, der Jane nicht in Gefahr bringt. Ich muss einfach darüber nachdenken.«
»Wie meinst du das?«, fragte Joe.
»Ich meine, ich bin zwar stinkwütend auf Jennings, aber er könn-te mich immer noch von diesem Schädel befreien. Es war bisher die richtige Entscheidung, und es ist immer noch die richtige Entscheidung.«
»Heißt das, du wirst ihm den Schädel übergeben?«
»Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Im Moment kann ich
überhaupt nicht klar denken. Vor allem will ich mich davon überzeugen, dass meine Mutter und Jane in Sicherheit sind.«
Vierzehn
Das kleine Ziegelhaus in Gwinnett hatte eine große Veranda zur Straße hin. Jane trat aus der Tür, als sie Eve aus dem Wagen steigen sah. »Was machst du denn hier?« Sie warf Galen einen vorwurfsvol-len Blick zu. »Können Sie überhaupt nichts richtig machen? Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen sie von hier fern halten.«
»Ich hab’s versucht. Ich musste mich auf einen Kompromiss einlassen«, erwiderte Galen. »Eve ist beinahe so hartnäckig wie du.«
»Allerdings.« Jane war immer noch sauer. »Joe, du weißt genau, dass das keine gute Idee ist – Ach, was soll’s.« Sie lief die Stufen hinunter in Eves Arme. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht«, flüsterte sie, als Eve sie an sich drückte. »Du hast mir gefehlt.«
Eve blinzelte ein paar Tränen fort. »Du mir auch. Es tut mir so Leid, dass du das alles durchmachen musstest.«
»Es war nicht so schlimm. Aber du dürftest wirklich nicht hier sein.« Sie ließ Eve los und umarmte Joe. »Sag’s ihr, Joe.«
»Wir bleiben nicht lange«, sagte Joe. »Vielleicht ein paar Stunden. Wo ist Sandra?«
»Drinnen. Sie füttert gerade Toby. Ich bin froh, wenn ich wieder mit ihm zu Hause am See bin. Jedes Mal, wenn er bettelt, gibt sie ihm was zu fressen. Der ist bald so dick wie ein Eisbär.«
»Und wo sind die Polizisten, die euch beschützen sollen?«
»Die spielen Karten.« Jane zog die Nase kraus. »Die sind mir lieber als die FBI-Typen da drüben auf der anderen Straßenseite, die mir auf Schritt und Tritt folgen.«
»Gut. Aber die Polizisten hätten
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