Knochenfunde
Eve aus dem Wagen steigen sah. »Was machst du denn hier?« Sie warf Galen einen vorwurfsvollen Blick zu. »Können Sie überhaupt nichts richtig machen? Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen sie von hier fern halten.«
»Ich hab’s versucht. Ich musste mich auf einen Kompromiss einlassen«, erwiderte Galen. »Eve ist beinahe so hartnäckig wie du.«
»Allerdings.« Jane war immer noch sauer. »Joe, du weißt genau, dass das keine gute Idee ist – Ach, was soll’s.« Sie lief die Stufen hinunter in Eves Arme. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht«, flüsterte sie, als Eve sie an sich drückte. »Du hast mir gefehlt.«
Eve blinzelte ein paar Tränen fort. »Du mir auch. Es tut mir so Leid, dass du das alles durchmachen musstest.«
»Es war nicht so schlimm. Aber du dürftest wirklich nicht hier sein.« Sie ließ Eve los und umarmte Joe. »Sag’s ihr, Joe.«
»Wir bleiben nicht lange«, sagte Joe. »Vielleicht ein paar Stunden. Wo ist Sandra?«
»Drinnen. Sie füttert gerade Toby. Ich bin froh, wenn ich wieder mit ihm zu Hause am See bin. Jedes Mal, wenn er bettelt, gibt sie ihm was zu fressen. Der ist bald so dick wie ein Eisbär.«
»Und wo sind die Polizisten, die euch beschützen sollen?«
»Die spielen Karten.« Jane zog die Nase kraus. »Die sind mir lieber als die FBI-Typen da drüben auf der anderen Straßenseite, die mir auf Schritt und Tritt folgen.«
»Gut. Aber die Polizisten hätten dich nicht auf die Veranda lassen dürfen.«
»Sie haben aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass ihr es wart. Detective Brady sagt, er kennt dich. Komm, lass uns reingehen.« Jane wandte sich ab. »Ich muss Oma daran hindern, dass sie Toby voll stopft.«
»Und ich werde die Aufgabe übernehmen, uns voll zu stopfen«, sagte Galen. »Ich hoffe, ihr habt eine gut ausgestattete Küche?«
»Jede Menge Tiefkühlgerichte. Oma ist eine fürchterliche Kö chin.«
Galen verzog das Gesicht. »Tiefkühlkost? Dann muss ich halt improvisieren. Ich werde uns schon ein gutes Mittagessen auf den Tisch zaubern.«
Jane öffnete die Fliegengittertür. »Da bin ich ja mal gespannt, ob Sie irgendwas machen können, ohne es zu vermasseln.«
Joe lachte in sich hinein.
Galen fuhr zu ihm herum. »Kein Wort.«
Joe sah ihn unschuldig an. »Kindermund.«
Sandra blickte vom Hundenapf auf, den sie gerade abspülte.
»Zeit, dass ihr endlich kommt.« Sie nahm Eve in die Arme. »Der Einzige, der sich nicht über meine Kochkünste beschwert, ist Toby.«
»Heute Morgen hat sie ihm tatsächlich Pfannkuchen zu fressen gegeben«, sagte Jane. »Komm, Toby, wir gehen in den Garten, damit du deine Kalorien wieder los wirst.«
Eve schaute Jane nach. Offenbar wollte sie Eve und ihrer Mutter Gelegenheit geben, sich auszusprechen, aber das war nicht nötig.
Das Verhältnis zwischen Eve und ihrer Mutter war schwierig, doch ihre innige Zuneigung hatte eine Menge Schwierigkeiten überwunden und war von ihnen unberührt geblieben. »Tut mir Leid, dass das alles passiert ist. Wie schlimm war es denn?«
»Nun, abgesehen davon, dass meine Wohnung in die Luft geflo gen ist – « Sandra lächelte, als sie sah, wie Eve zusammenzuckte.
»Es ist alles in Ordnung, Eve, wirklich.«
»Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich habe dir eine Verantwortung aufgehalst, die ich selbst hätte übernehmen müssen.«
»Manche Dinge gehen einfach schief.« Sandra schüttelte den Kopf. »Du hast ein schlechtes Gewissen. Vielleicht zu Recht. Aber vielleicht war ich einfach an der Reihe, Verantwortung zu übernehmen. Auf dem Gebiet habe ich mich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als du aufgewachsen bist. Ein Wunder, dass du nicht in irgendeinem Gefängnis sitzt. Es wird Zeit, dass ich meinen Beitrag leiste.«
»Das ist Blödsinn.«
»Meinetwegen. Vielleicht macht es mir aber einfach Spaß, mich um Jane und diesen verrückten Hund zu kümmern.« Sandras Blick wanderte zu ihrer Enkelin hinüber, die im Garten mit Toby spielte.
»Sie nennt mich Oma. So hat mich niemand mehr genannt, seit Bonnie… Es hat mich gewundert, weil sie dich und Joe beim Vornamen nennt. Aber dann habe ich gemerkt, dass sie spürt, wie gut es mir tut.
Sie ist ein sehr kluges Mädchen. Wie du, Eve.«
»Wahrscheinlich noch viel klüger.«
»Auf keinen Fall. Du hast immerhin eine Kindheit mit mir als Mutter überlebt.« Sie fasste Eve am Arm. »Und jetzt lass uns das Gespräch beenden und Jane reinholen. Sie wird so lange warten, bis sie davon überzeugt ist, dass sie uns genug Zeit gegeben
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