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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Grube.
    Wellenförmig wogte der Teer in alle Richtungen, ehe er wieder zurückschwappte.
    Geronimo lag oben auf, wie ein Blatt in einem Bach.
    Schwer atmend krümmte Carter sich zusammen.
    Der Teer schlug Blasen und brodelte. Geronimo riss die Augen auf, als er spürte, dass er zu sinken begann.
    Carter hob den verwundeten Arm hoch, um die Blutung zu stoppen.
    Geronimos Beine verschwanden, unaufhaltsam leckte der schwarze Asphalt über sie hinweg.
    »Ich versinke!«, schrie Geronimo voller Entsetzen. Er begann, mit den Armen um sich zu schlagen, doch die Fransen seiner Wildlederjacke klebten bereits im Teer fest. Er würde nicht wirklich sinken, dachte Carter, Teer war schließlich kein Treibsand. Er würde nur das tun, was er immer tat – die Unvorsichtigen gefangen halten, bis sie den Kampf aufgaben.
    »Hören Sie auf, sich zu bewegen«, sagte Carter.
    »Fick dich!«, brüllte Geronimo.
    »Wenn Sie aufhören, sich zu bewegen, holen wir Sie raus.« Oder besser, dachte Carter, die Feuerwehr holt dich raus.
    »Ich versinke«, schrie Geronimo erneut, und jetzt bemerkte Carter, dass der Asphalt tatsächlich dünnflüssiger und aufgewühlter war, als er es je zuvor erlebt hatte. Inzwischen war Geronimo bis zur Hüfte eingetaucht, und um ihn herum stiegen Methangasblasen auf.
    »Warten Sie«, sagte Carter und sah sich nach etwas um, das er ihm zuwerfen konnte.
    Der Schlauch. Carter begann, ihn herüberzuzerren. Doch er würde nicht weit genug reichen.
    Verzweifelt sah er sich nach etwas anderem um.
    »Holen Sie mich raus«, kreischte Geronimo. Der Teer hatte seine Brust erreicht »Holen Sie mich aus dieser Scheiße raus!«
    Hastig öffnete Carter seinen Gürtel. »Werfen Sie das Messer weg!«
    »Ich kann nicht!«, schrie Geronimo. Seine Hand, die das Messer immer noch umklammert hielt, war mit Teer bedeckt.
    Carter musste es darauf ankommen lassen. Er zog seinen Gürtel aus den Schlaufen, legte sich auf den Laufsteg und schnippte das Ende mit der Schnalle auf Geronimos freie Hand zu.
    Geronimo verfehlte sie.
    Carter zog den Gürtel zurück und schleuderte ihn erneut. Dieses Mal konnte Geronimo ihn schnappen, aber der Teer reichte inzwischen bis zu den Schultern, und er sank immer noch.
    »Die Polizei kommt!«, rief Miranda von oben von der Treppe.
    »Bring mir ein Seil!«, schrie Carter.
    »Hilfe!«, schrie Geronimo. »Hilfe!« Jede Wut war aus seinem Blick verschwunden und wachsender Angst gewichen. Carter schlang den Gürtel um seine Hand und versuchte, Geronimo zu sich zu ziehen.
    »Hilfe!«, sagte er, und jetzt war es nur noch ein Flehen.
    »Ich versuche es«, keuchte Carter und zog erneut. Doch es war, als arbeite er gegen einen machtvollen Strom an.
    Der Teer reichte ihm jetzt bis zum Hals. Das Methan entwich in winzigen, ätzenden Explosionen.
    »Halten Sie durch«, sagte Carter.
    Doch er merkte, dass Geronimos Kräfte nachließen. Der Teer war zu stark und zog ihn nach unten, hinunter zum Grund der Grube.
    Wie eine schwarze Woge, stieg er an Geronimos Kinn empor und über die Lippen. Geronimo streckte sein Gesicht nach oben und versuchte verzweifelt, es frei zu halten. Sein schwarzer Zopf hing hinten herunter, der größte Teil davon war bereits im Schlamm versunken. Die Halskette mit den Türkisen verschwand. Er versuchte noch einmal, die Arme anzuheben, aber der Teer zog sie nach unten.
    »Nein«, keuchte Geronimo, »nein«, während der Teer sein Gesicht emporkroch.
    Carter zerrte an dem Gürtel, doch er spürte keinen Widerstand mehr. Geronimo hatte losgelassen.
    Sein Kopf begann zu sinken, der Teer erreichte seine Nase, dann die Augen. In stummem Nichtbegreifen starrte er Carter an, bis der blubbernde Asphalt seine Augen bedeckte. Es war der Blick eines Kaninchens, das von einem Hermelin gefangen worden war.
    Dann war auch seine Stirn bedeckt, bis nur noch sein Scheitel zu sehen war, das schwarze schimmernde Haar ordentlich in der Mitte geteilt.
    »Die Cops sind da!«, schrie Miranda. Carter hörte das Knacken ihrer Walkie-Talkies und spürte die Erschütterung, als sie die Holztreppe herunterpolterten.
    »Wo ist der Kerl mit dem Messer?«, rief einer von ihnen Carter zu, gerade als der Teer ein letztes Mal unaufhaltsam zupackte. Der Gürtel glitt Carter aus der Hand, und Geronimos Kopf verschwand unter der Oberfläche der Grube.
    Der Teer wallte kurz auf, als verdaue er seine Beute, dann wurde er von einer Sekunde auf die andere so ruhig, so still und zufrieden wie das Grab, zu dem er gerade geworden

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