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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Durchsickern des Teers aus den benachbarten Quadranten verhinderten. Die Platten waren bis zu einer Tiefe von drei Metern in den Boden eingebracht worden, und obwohl nichts den Teer daran hindern konnte, von unten nachzulaufen, half es doch, die Oberfläche des Arbeitsbereichs relativ sauber zu halten.
    Gunderson hatte darauf bestanden, dass Schläuche und Hochleistungspumpen angeschafft wurden, angetrieben von einem gewaltigen Generator, der auf dem Rasen oberhalb des hinteren Rands der Grube rumorte. Damit wurde jetzt der Schutt sowie das sogenannte Substrat abgesaugt, jenes steinige klebrige Material, das den Fund umgab. Carter hatte heftig protestiert, mit der Begründung, dass dieses Material unbeschreiblich wichtig sein könnte, um die Überreste einzuordnen, doch Gunderson hatte nur teilweise nachgegeben. Er wollte diese menschlichen Überreste auf der Stelle ausgegraben haben, doch er war bereit, das Substrat in einem riesigen Schmutzwassertank aufbewahren zu lassen, nachdem diese von oben bis unten dampfgereinigt worden waren. Einerseits hätte Carter heulen können, doch andererseits sagte er sich, er müsse das Ganze realistisch betrachten. Dies war ein bedeutsamer Fund, und wenn er nicht wollte, dass Gunderson die Sache ganz und gar an sich riss und irgendeinen Grobian damit beauftragte, der die Überreste unwissentlich schwer beschädigen könnte, musste er diesen Kompromiss eingehen.
    Trotzdem behagte ihm die Sache überhaupt nicht, und er versuchte, die Pumpen nicht zu oft einzusetzen.
    »Meinst du nicht, dass wir ihn langsam eingipsen können?«, fragte Miranda unschuldig. Das Abschöpfen des Teers machte auf Dauer keinen Spaß, und es war auch nicht besonders fotogen. Sobald ein Fossil freigelegt war, bestand der nächste Schritt üblicherweise darin, es in situ einzugipsen, damit es während der Bergung geschützt und konserviert war.
    Doch bis sie so weit waren, dauerte es noch ein paar Tage, mindestens. »Noch nicht«, erwiderte Carter. »Zuerst müssen wir noch mehr von dem Teer wegschaffen.«
    Miranda atmete vernehmlich aus.
    »Anschließend müssen wir uns vergewissern, wo und wie tief die Überreste liegen. Wir wollen schließlich nichts Wichtiges wegmeißeln.«
    Miranda sah noch ernüchterter aus.
    »Erst dann können wir darüber nachdenken, wie wir sie sicher herausziehen können.«
    »Was für Möglichkeiten haben wir denn?«, fragte Claude und schob mit dem teerbeschmierten Handrücken seine Bifokalbrille ein Stück höher.
    »Da gibt es mehrere«, sagte Carter, obwohl es ihm widerstrebte, jetzt genauer darauf einzugehen. Er hatte sich noch nicht entschieden, welche der üblichen Methoden der Fossilienkonservierung – Gipsmörtel, transparentes Harz oder Polyurethanschaum über einer Aluminiumummantelung – er anwenden wollte. Er wusste, dass dieser Fund etwas ganz Besonderes war, nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern auch auf politischer Ebene. Dies waren die menschlichen Überreste eines Urahns der Ureinwohner Amerikas. Und deshalb mussten sie bei jedem Schritt mit dem höchstmöglichen Maß an Verantwortung und Taktgefühl behandelt werden.
    Wie als Reaktion auf seinen Gedanken, ertönte über ihren Köpfen plötzlich ein Klopfen. Carter sah zur Beobachtungsplattform hoch und entdeckte Geronimo, der mit der Faust gegen die Plexiglasscheibe hämmerte und etwas Unverständliches rief.
    »Ich wusste, dass er eines Tages ausrasten würde«, sagte Claude.
    »Aber warum jetzt?«, wollte Carter wissen.
    »Vielleicht«, sagte Miranda, »deswegen.« Sie zeigte auf eine Stelle im Quadranten, an der wie durch ein Wunder die Spitze des Schädels hervorragte. Noch vor wenigen Minuten war dieser Bereich mit Teer bedeckt gewesen. Jetzt ragte ein menschlicher Schädel, den Blick aus den leeren Augenhöhlen nach oben gerichtet, aus dem Teer wie ein Schwimmer, der auftauchte, um Luft zu holen.
    Selbst Carter war sprachlos.
    Das Hämmern wurde lauter, und Carter sah, wie ein Sicherheitsmann Geronimos Arm packte und ihn vom Fenster wegzog. Die anderen Zuschauer wichen ebenfalls zurück, doch nicht ehe ein oder zwei einen Schnappschuss von dem Tumult gemacht hatten.
    »Wo kommt der denn plötzlich her?«, fragte Rosalie ehrfürchtig.
    »Keine Ahnung«, murmelte Carter. »Ich habe noch nie erlebt, dass irgendetwas so unvermittelt auftaucht.« Lag es an den Stahlplatten, die er in den Schlamm gerammt hatte? Lag es an den Saugschläuchen, die das, was normalerweise wochenlange Grabungsarbeiten

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