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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Augenblick sehen sie gar nichts mehr – nur noch dichten weißen Nebel, der in Wolken vom Fluss aufsteigt und ihnen das Gefühl gibt, sie wären allein auf der Welt.
    «Flussnebel», sagt Max. «Der zieht in Sekundenschnelle auf.»
    «Das macht es für Spens noch leichter, unbemerkt zu bleiben», sagt Nelson.
    Max nickt. «Bei solchem Nebel sieht man auf dem Fluss überhaupt nichts mehr.»
    «Ist es da nicht gefährlich, mit dem Boot zu fahren?»
    «Man fährt Boote nicht.»
    Nelson schnaubt entnervt, und Max setzt eilig hinzu: «Aber Sie haben recht. Bei so schlechter Sicht sollte man eigentlich überhaupt nicht auf dem Wasser sein.»
    In der folgenden Stille denken sie alle an Roderick, einen alten, ungeübten und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wahnsinnigen Mann, der in dichtem Nebel auf eine niedrige Brücke und gefährliche Gewässer zuhält. Mit Ruth an Bord.
    «Los», sagt Nelson. «Wir müssen ihn aufhalten.»
    Die Fahrt nach Potter Heigham ist ein beängstigendes Unterfangen, weil man kaum ein paar Meter weit sieht. Max’ Miene kann Nelson nicht erkennen, weil der Archäologe auf der Rückbank sitzt, dem Platz für die Subalternen, doch Cathbad neben ihm wirkt weiterhin ganz gelassen und schließt zwischendurch sogar einmal die Augen. Nelson seinerseits ist vor Anspannung ganz starr. Er muss Ruth retten. Den Gedanken, dass er vielleicht zu spät kommen könnte, darf er sich nicht einmal erlauben.
    Sie fahren fast an der Werft vorbei, die ein Stück von der Straße entfernt liegt, an einer langen, niedrigen Bootsanlegestelle, deren Plätze alle besetzt sind. Beim Aussteigen tritt Nelson in eine schlammige Pfütze.
    «Scheiße!»
    «Wir sind hier direkt an der Brücke.» Max weicht der Pfütze geschickt aus. Er deutet in Richtung Fluss, doch sie sehen nur dichte graue Nebelschwaden, die mit dem grauen Wasser verschmelzen. Die Lichter im Bootshaus wirken verschwommen und geisterhaft, wie Irrlichter inmitten der Nebelwand.
    Anfangs weigert sich der Verleiher standhaft, ihnen ein Boot zu geben.
    «Die Sicht ist viel zu schlecht. Da kommen Sie nie unter der Brücke durch, und die Positionsmarker auf der anderen Seite sehen Sie auch nicht.»
    «Eine Art Wegweiser», erläutert Max, «die einem sagen, in welche Richtung man fahren soll. So nah am Meer muss man sich links halten und den grünen Markern folgen. Nach rechts hin sind die Markierungen rot.»
    Nelson fuchtelt dem Mann ungeduldig mit seinem Polizeiausweis vor der Nase herum. «Polizei. Wir haben einen ausgebildeten Bootsfahrer bei uns.»
    «Steuermann», murmelt Max.
    Der Bootsverleiher schaut immer noch skeptisch drein, führt sie dann aber doch am Flussufer entlang bis zu einer Stelle, wo ein Dutzend kleiner weißer Boote vertäut liegt. Sie sehen aus wie Nussschalen, haben nur vier Plätze, zwei vorne und zwei hinten, und liegen sehr tief im Wasser. Eigentlich wirken sie eher wie Modellboote, nicht wie Fahrzeuge für ausgewachsene Männer.
    «Das sind Elektroboote», erklärt Max, als er die Gesichter der anderen sieht. «Ideal für diese Wasserstraße.»
    «Elektrisch ist gut», bemerkt Cathbad, der schon seit längerem nichts mehr gesagt hat.
    «Wieso?», fragt Nelson.
    «Weil er uns dann nicht hört.»

    Sir Roderick steht in der Mitte der Treppe, ein Stück über ihr. Ruth braucht nur Sekundenbruchteile, um eine Entscheidung zu fällen, dann rammt sie ihm den Kopf in den Leib, mitten in den Magen. Mit einem erstaunten «Umpf!» fällt er zur Seite und landet auf der Bank. Doch der heftige Aufprall bringt auch Ruth ins Wanken, und weil sie an Händen und Füßen gefesselt ist, kommt sie nicht ohne weiteres wieder hoch. Sie hört, wie Roderick sich schwer atmend aufrappelt. Dann hat sie ihn also nicht k.o. geschlagen. Sie dreht sich auf die Knie, versucht, sich abzustoßen und wieder aufzustehen, doch ihre Beinmuskeln sind einfach nicht kräftig genug. Wäre sie nach dem Einführungstermin bloß weiter ins Fitnessstudio gegangen! Sie versucht es noch einmal, wippt vor und zurück, um den nötigen Schwung zu sammeln.
    Doch dann explodiert ihr Kopf vor Schmerz, und alles wird dunkel.

    Der Nebel ist inzwischen so dicht, dass sie sich kaum noch gegenseitig sehen. Das Gesicht des Bootsverleihers ist nur ein verschwommener weißer Fleck am Ufer, und Max scheint in seinem schwarzen Pullover vollständig zu verschwinden. Der Bootsverleiher reicht ihnen Schwimmwesten, doch Nelson und Max werfen ihre einfach unter den Sitz. Nur Cathbad

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