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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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gesühnt werden. Die Götter fordern Opfer, doch anders als heutige Götzen verlangen sie niemals mehr, als ihnen zusteht. Wenn man gewissenhaft opfert, wird die Vergangenheit ausgelöscht und alles wieder rein gewaschen.
Bald werde ich allein im Haus sein (abgesehen von den Frauen und Kindern natürlich, doch die zählen nicht); vielleicht finde ich dann Gelegenheit zu tun, was getan werden muss. In der Zwischenzeit muss ich mit meinen Kräften haushalten und mich gesünder ernähren, mehr Fleisch und weniger Kartoffeln zu mir nehmen. Bei einem Speiseplan wie meinem hätte selbst Cäsar nichts mehr leisten können. Ich muss mit der Köchin darüber sprechen.

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    Als Ruth endlich ins Auto steigt, fühlt ihr Rücken sich an, als würde er gleich entzweibrechen. Sie schiebt sich einen Pullover hinters Steißbein und denkt sich dabei, dass es bestimmt nicht mehr lange dauern wird, bis sie sich ein kleines Sitzkissen aus Cord zulegt und damit ganz offiziell zum alten Eisen gehört.
    Sie fährt bei der Universität vorbei, um das Katzenskelett dort zu deponieren. Als sie den Karton aus dem Auto hebt, fragt sie sich, ob das Herumschleppen von Knochen wohl eine geeignete Beschäftigung für Schwangere ist. Komisch eigentlich, dass darüber nichts in den Büchern steht. Ruth vermutet, dass sie etwa in der dreizehnten Woche sein muss. Für die kommende Woche hat sie eine Ultraschalluntersuchung vereinbart, bei der das Datum wohl genauer bestimmt werden wird. Vielleicht wird es dann ja endlich realer für sie.
    Sie ist so in Gedanken, dass sie die weiß gekleidete Gestalt, die von der anderen Seite um die Ecke biegt, gar nicht bemerkt.
    «Oh, Entschuldigung!»
    Zum Glück gelingt es Ruth, den Karton festzuhalten. Sie verliert dabei aber selbst das Gleichgewicht und sackt auf die Knie. Der Mann im weißen Kittel fasst sie am Arm.
    «Ruth! Alles okay?»
    Es ist Cathbad.
    In voller Druidenmontur, mit wehendem lila Mantel, gibt Cathbad eine durchaus eindrucksvolle, geradezu grandiose Figur ab, doch jetzt sieht er mit seinem ergrauenden Pferdeschwanz, dem weißen Kittel, Jeans und Turnschuhen eigentlich aus wie jeder andere alternde Hippie, der sich doch noch entschlossen hat, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Ruth freut sich trotzdem, ihn zu sehen. So seltsam er auch sein mag, sie hat Cathbad richtig gern.
    «Alles bestens.» Langsam rappelt sie sich wieder auf und merkt zu ihrem eigenen Missfallen, dass sie ziemlich außer Puste ist.
    «Willst du damit ins Labor? Ich helfe dir.»
    Ruth reicht ihm den Karton, ihren kostbaren Rucksack gibt sie allerdings nicht aus der Hand. «Hast du meine Mail bekommen?», fragt Cathbad, als sie zusammen durch den leeren Flur gehen. Es ist schon nach sechs, die meisten Studenten und auch viele Dozenten sind bereits nach Hause gegangen.
    «Wegen Imbolc? Ja.»
    «Und, kommst du?»
    «Ja, gerne. Kann ich vielleicht einen Freund mitbringen?»
    «Aber sicher. Der Strand gehört uns allen.»
    Das sagt er mit bescheidenem Lächeln, doch Ruth weiß natürlich, dass Cathbad just diesen Teil des Strandes, an dem der Henge gefunden wurde, durchaus als sein persönliches Eigentum betrachtet.
    «Er ist auch Archäologe. Du wirst ihn sicher mögen.»
    «Ist das der Typ aus Sussex? Über den habe ich schon viel Gutes gehört.»
    Ruth ist beeindruckt von Cathbads Spionagenetzwerk (oder ist es doch sein sechster Sinn?), und so fragt sie: «Was hast du denn so gehört?»
    «Ach, eigentlich nur, dass er sehr offen sein soll und Respekt vor der Welt der Geister hat. Solche Sachen eben.»
    Ruth überlegt, was für Geister Cathbad wohl meinen mag. Erdgeister, Naturgeister, Hausgeister – für wahrhaft offene Gemüter ist die Auswahl reichhaltig genug. Doch sie entschließt sich, nicht weiter nachzufragen. Sie haben das Labor inzwischen erreicht, und Ruth verschließt die Tierknochen im dortigen Safe. Morgen wird sie sie säubern und genauer untersuchen.
    Cathbad wartet draußen auf sie. «Du siehst müde aus», bemerkt er, als sie zusammen zum Parkplatz zurückgehen.
    «Es war ein langer Tag. Ich war mit Ausgrabungen beschäftigt.»
    «Schön und gut.» Cathbad greift nach ihrem Rucksack. «Du solltest aber trotzdem ein bisschen auf dich aufpassen. In deinem Zustand.»
    Ruth bleibt wie angewurzelt stehen, und der Rucksack, den sie noch nicht ganz losgelassen hat, fällt zu Boden.
    «Was hast du da gerade gesagt?»
    Cathbad erwidert unschuldig ihren Blick. «Nur dass du ein bisschen

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