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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Das klingt schon anders, verständnisvoller, womöglich sogar mitfühlend. «Du kannst mit mir reden, wenn du willst», sagt Max. «Ich weiß zwar auch nicht viel über Babys, aber ich höre dir gerne zu.»
    «Danke.»
    Das Klingeln von Ruths Handy durchbricht die Stille, die diesmal recht angenehm war. Sie zieht es aus der Tasche, um es auszuschalten, doch dann sieht sie den Namen auf dem Display. Debbie Lewis.
    «Entschuldige», sagt sie. «Da muss ich rangehen.»

    Nelson sitzt zu Hause und liest die Ergebnisse, die Clough bei seinem widerwilligen Streifzug durch die Archivschränke zutage gefördert hat. Normalerweise nimmt er keine Arbeit mit nach Hause; das hat er Michelle zu Anfang ihrer Ehe versprochen und sich im Großen und Ganzen auch daran gehalten. Doch er will dem Fall unbedingt eine neue Richtung geben, und falls Clough irgendeinen brauchbaren Hinweis auf die Kinder gefunden hat … Doch anscheinend ist das nicht der Fall.
    Die Geburtsurkunden von Martin und Elizabeth liegen ihm vor: Mutter Louise Black, geborene Maxwell, Vater Daniel Black. Außerdem hat er eine Sterbeurkunde von Louise Black von 1970 und eine Sterbeurkunde von Daniel Black aus dem Jahr 1998. Falls Daniel Black, wie Nelson vermutet, mehr über den Verbleib seiner Kinder wusste, als er zugegeben hat, ist es eindeutig zu spät, ihn noch zur Rede zu stellen.
    Dann sind da noch die Aussagen der anderen Angestellten des Kinderheims zum Heiligsten Herzen: Raumpflegerinnen, Gärtner, externes Pflegepersonal und eine sogenannte Spielpädagogin. Sämtliche Aussagen beteuern ausnahmslos, dass Pater Hennessey ein Heiliger gewesen sei und das Kinderheim eine Einrichtung höchsten Niveaus. Ein Gärtner beschreibt Martin Black als «Lausejungen», aber das steht vermutlich in direktem Zusammenhang mit seiner Neigung, Löcher in den Rasen zu graben. Die Krankenschwester hat ausgesagt, Elizabeth habe zu Erkältungskrankheiten und Halsentzündungen geneigt, sei aber ansonsten ein gesundes Kind gewesen und Martin habe eine echte «Rossnatur» besessen.
    Außerdem hat Clough eine entfernte Cousine aufgetrieben, die noch in Irland lebt; doch da sie Martin zuletzt 1963 gesehen und Elizabeth nie zu Gesicht bekommen hat, bringt dieser Kontakt sie auch nicht weiter.
    Nelson seinerseits hat inzwischen mit Tom Henty gesprochen, dem ergrauten Sergeant am Empfang, der sich noch gut an den Fall Black erinnern konnte. «Riesige Personenfahndung, keiner durfte freinehmen. Wir konnten nicht begreifen, wie zwei Kinder einfach so verschwinden können. Ich war damals noch Constable und unter den Ersten, die im Kinderheim vor Ort waren. Das war vielleicht ein Haus. Fast ein Schloss, mit hohen Decken, Kronleuchtern und allem Pipapo, aber überall Kindersachen, Spielzeug, kleine Tische und Turngeräte im Esszimmer. Ziemlich seltsam.»
    «Wieso sagen Sie das?», hat Nelson ihn gefragt.
    «Keine Ahnung. Der Priester, der das Ganze leitete, war ein guter Kerl, das sah man gleich, und die Kinder wirkten fröhlich, aber das Haus war irgendwie seltsam. Ich habe die Schlafsäle durchsucht, im ausgebauten Speicher. Lauter kleine Bettchen direkt unter dem Dachstuhl, und … ich weiß auch nicht, irgendwie fand ich es da mordsmäßig unheimlich. Ich habe ständig damit gerechnet, eine Leiche in einem der Betten zu finden.»
    «Aber Sie haben nichts gefunden.»
    «Nein.» Henty ging sofort in die Defensive, als er Nelsons Blick sah. «Wir haben alles gründlich durchsucht, aber da war nichts. Wir haben den Garten durchkämmt, Froschmänner in den Fluss geschickt, die Anwohner befragt. Nichts.»
    «Haben Sie auch in den Brunnen geschaut?»
    Henty machte ein verwirrtes Gesicht. «Der war doch zugenagelt. Man konnte genau sehen, dass sich keiner daran zu schaffen gemacht hat.» Dann musterte er Nelson mit plötzlicher Angst im Blick. «Geht’s etwa darum? Haben Sie eine Leiche im Brunnen gefunden?»
    Jetzt sitzt Nelson in seinem häuslichen Arbeitszimmer – das Michelle gern als «Kabäuschen» und Laura und Rebecca als «Spielzimmer» bezeichnen –, geht die Ausdrucke und Kopien durch und fragt sich, wie zum Teufel er weitermachen soll. Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Presse Wind von der Sache bekommt, und wenn er dann keinen überzeugenden Tatverdächtigen präsentieren kann, werden sie ihn teeren und federn. Die Leiche eines Kindes unter einem ehemaligen Kinderheim – das ist doch ein gefundenes Fressen für die Revolverblätter. Außerdem nähert sich das

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