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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Spuren, die auf Wanderrouten oder Waldarbeiterpfaden gefunden werden. Wissenschaftler haben die Dinger mit Gips ausgegossen und alles untersucht.« Howie legt eine Pause ein und tippt mit einem Finger an den Bildschirm. »Die Leute sagten, das sei der Beweis dafür, dass es Bigfoot wirklich gibt und er irgendwo da draußen in den
Wäldern rumläuft.« Er klickt auf das Bild von einem grinsenden bärtigen Typen, der eine aus Holz geschnitzte riesige Fußsohle hochhält. »Und dann hat dieser Mann zugegeben, dass er alles nur gefälscht hat.«
    Howie zeigt uns Bilder, auf denen man sieht, wie der Typ die Spuren gemacht hat - hat sich einfach die Riesensohlen wie Schneeschuhe umgeschnallt und ist damit durch den Schlamm gestapft.
    »Der muss irgendwie zu viel Freizeit gehabt haben«, sagt Ash.
    »Soll das heißen, du denkst, meine Spuren sind auch gefaked?«, frage ich.
    »Es gibt keine andere Erklärung. In den Büchern ist nichts zu finden, im Internet ist nichts zu finden. Auf dem ganzen Planeten gibt es kein Lebewesen, das solche Spuren hinterlässt.«
    Ich wünschte wirklich, sie wären gefälscht. Ich wünschte, das Ganze wäre nur ein blöder Scherz.
    »Vielleicht versucht irgendein Verrückter aus der Gegend, eine Legende in die Welt zu setzen«, sagt Howie.
    »Aber ich bin wirklich von irgendwas gejagt worden«, sage ich. Ich würde ihm gern mehr erzählen, aber ich weiß, dass er es mir nie abkaufen würde.
    »Was auch immer das war«, sagt Howie, »diese Monsterspuren hat es jedenfalls nicht hinterlassen. Da will uns jemand verarschen.«
    Ash drückt meinen Arm. »Vermutlich hat dein Stalker irgendwann doch gemerkt, dass an dir einfach nicht genug Fleisch dran ist.«

    Ich brumme vor mich hin und fühle mich wie der letzte Idiot.
    »Nächstes Mal versuch ihn doch einfach dazu zu bringen, für ein Foto zu posieren«, sagt Howie.
    Na vielen Dank auch, das hilft.
    »Klar. In der Pose, wie er mir gerade den Kopf abbeißt.«
    Das führt hier zu nichts. Ich kann das Ganze doch nicht mal als Halluzination abtun - Halluzinationen hinterlassen keine Fußabdrücke.
    »Und was ist das?« Ash nimmt einen Zeitungsartikel von einem der Stapel auf Howies Schreibtisch.
    »Das war im gestrigen Examiner .«
    Unter der Überschrift »Immer noch vermisst« ist ein grobkörniges Foto abgedruckt, das so grau ist, als wäre es bei Nacht aufgenommen worden. Eine verschwommene Gestalt, die als Ray Dyson identifiziert wurde, verlässt da gerade das Victoria Hospital in Barrie durch eine Seitentür. Er hat eine dünne Krankenhausschlafanzughose an und stapft barfuß in die eisige Kälte hinaus.
    »Das Bild stammt von einer Überwachungskamera«, erklärt Howie. »Aber woran genau er litt, haben sie immer noch nicht rausgefunden. Virusinfektion, heißt es, aber das kann von einer Erkältung über AIDS bis hin zur Pest so ziemlich alles heißen. Er wird jetzt seit drei Tagen vermisst. Sieht nicht gut aus.«
    Auf dem grisseligen, unscharfen Bild kann man Rays Gesichtsausdruck nicht erkennen. War er im Delirium? Hatte er Halluzinationen? Was hat ihn bloß dazu getrieben, sich fast nackt in die eiskalte Nacht hinauszustürzen?

    Ein Gedanke trifft mich wie ein Schlag: Zur selben Zeit, als Ray aus dem Krankenhaus abhaute, wurde ich von diesem Monsterding die dunkle Straße entlanggejagt.
    Zwei Jungs, verloren in der Nacht.
    Aber ich hab’s nach Hause geschafft. Ray nicht.

zwölf
    Als Ash in einem Hagel aus Sand, Schnee und Steinen schlit ternd zum Stehen kommt, habe ich das Gefühl, als wäre ich auf dem Schnitter drüben in der Legion Hall gleich mehrere Runden geritten. Mein Hintern ist taub und meine Hoden fühlen sich weich geklopft an.
    Ich hinke ein paar Schritte durch die Gegend, um meine Wirbelsäule wieder gerade zu rücken.
    »Alles okay?«, fragt Ash grinsend.
    »Na sicher. Und Kinder wollte ich sowieso keine haben.«
    Unsere Endstation ist ein abgeschiedener Kiesstrand am äußersten Rand von Harvest Cove. Von hier kann man auf den Jachthafen blicken, auf die Ruine der Eisfabrik und den Schnee, der über den zugefrorenen See fegt.
    Ash rennt etwa zehn Meter weit aufs Eis hinaus. Sie winkt mir zu, ihr zu folgen. Ich glitsche zu ihr hin.
    So nah am Ufer ist das Eis gut zwanzig Zentimeter dick, weiter draußen etwa dreißig. Dick genug, um mit dem Auto auf ein paar Pirouetten rauszufahren.
    »Was zum Teufel machen wir hier?« Ash lässt den Blick über das zugefrorene Wasser gleiten.
    »Was meinst du?«

    »In Harvest Cove. Das

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