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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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gelebt.”
    “Übergewichtig?”
    Scott hielt im Kauen inne. Selbst in seinem alkoholisierten Zustand erschien ihm Joes Interesse etwas merkwürdig.
    Joe bemerkte sein Stutzen und fügte hinzu: “Ich bin einfach neugierig.” Dann nippte er an seinem Wein. “Du weißt ja, wie das ist. Berufskrankheit.” Er schenkte Scott sein gewinnendes Lächeln, und der entspannte sich wieder.
    “Du solltest hören, was ich für Anrufe bekomme”, fuhr Joe fort. “Unabhängige Händler, Hersteller und selbst Chirurgen melden sich bei mir. Aber am schlimmsten sind noch die Organisatoren von Konferenzen. Das geht dann: ‘He, Joe, ich brauche in zwei Wochen sechs Torsen, fünf Schultern und ein Dutzend Knie.’”
    Er kippte den Rest seines Weins hinunter, griff nach der Flasche und füllte sein Glas erneut. Dabei vergaß er nicht, auch Scott wieder nachzuschenken.
    “Und diese Konferenzen solltest du mal sehen.” Joe schob seinen Teller zur Seite und stützte seinen Ellbogen auf den Tisch. “Fünf-Sterne-Resorts, fast immer mit Strand und Golfplatz. Erste-Klasse-Flug, Luxussuite, Dinnerveranstaltungen, Cocktailpartys. Für die Chirurgen ist alles inklusive.”
    Scott schob ebenfalls seinen Teller von sich und setzte sich in dieselbe Haltung wie Joe Black. Den Ellbogen auf der Tischplatte, am Wein nippend. Er hatte wirklich genug getrunken. In seinem Kopf drehte sich schon alles. Für den Moment nickte er nur und hörte dankbar zu. Er war sich nicht sicher, ob er noch ein Wort herausbekäme, ohne zu lallen.
    “Und für Jungs wie uns? Alles ist möglich. Versteh mich nicht falsch. Ich respektiere die Regeln der Branche. Es ist nicht meine Schuld, dass es nicht viele gibt. Und solange ich nur innerhalb Floridas liefere, muss ich mich nicht einmal um Frachtverordnungen kümmern.”
    Scott hing immer noch den Worten “Jungs wie uns” nach. Es gefiel ihm, dass Joe ihn schließlich als einen Teil seines Netzwerks ansah, als seinen Verbündeten.
    “Kann ich den Herren ein Dessert bringen?”
    Scott schreckte zusammen, als die Kellnerin plötzlich vor ihnen stand.
    “Ja, sicher”, erwiderte Joe flüssig, als hätte er nicht mehrere Whiskey und eine halbe Flasche Wein getrunken. “Wie wäre es mit dem Flaming Cherries Jubilee?”, fragte er. Er meinte Scott, nicht die Kellnerin.
    “Oh, sehr gern”, brachte der heraus und war überrascht, wie gut er das artikuliert hatte.
    “Eine sehr gute Wahl”, sagte die Kellnerin und schenkte Joe ein Lächeln.
    “Ach, und dann hätte ich gern noch einen Cheeseburger zum Mitnehmen. Medium, bitte”, sagte er.
    “Pommes?”
    “Das wäre perfekt.”
    Als sie verschwunden war, hob Scott die Augenbrauen. “Immer noch hungrig?”
    “Frag nicht. Ich habe es jemandem versprochen.”
    Plötzlich spürte Scott, wie sich irgendetwas an Joe Blacks Verhalten verändert hatte. Es fiel ihm sofort auf, obwohl er nicht hätte sagen können, weshalb genau. Joe saß viel aufrechter. Dann wedelte er mit der Hand über der Tischplatte.
    “Das ist das richtige Leben, Scott. Und es kann nur noch besser werden. Ich komme der Nachfrage kaum hinterher. Dass ich ein paar ausgesuchte Bestattungsunternehmer wie dich zur Seite habe, ist sehr hilfreich. Weißt du, Leute wie du sind die wahren Gralshüter des amerikanischen Spenderprogramms. Ihr habt solch einen enormen Einfluss darauf, ob eine Familie erkennt, welchen Wert das Geschenk ihrer Lieben für die zukünftige Generation wirklich hat.”
    Scott fiel der Positionswechsel sofort auf, und er war enttäuscht. Joe sprach wieder von “Leuten wie dir”. Bevor die Kellnerin sie unterbrochen hatte, hieß es noch “Jungs wie wir”. Er hatte den Eindruck gehabt, dass Joe Black sich ihm öffnete. Dass er ihn mehr als einen Freund ansah. Dass er nicht nur als Leichenmakler seine Reihen verstärkte.
    Wieder einmal fragte sich Scott, wer Joe Black wirklich war.

27. KAPITEL
    Hilton Hotel
    Pensacola Beach
    Als Maggie das Hubschrauberteam zu einem Drink eingeladen hatte, war sie eigentlich davon ausgegangen, dass die Gruppe gar nicht auftauchte. Es war spät. Vielleicht hätte sie ihnen ein Abendessen anbieten sollen. Essen war allerdings das Letzte gewesen, an das sie nach der zweiten Landung am Baptist Hospital gedacht hatte. Dort wurde der verletzte Freizeitfischer mit seinen Hunden abgesetzt. Aber jetzt, selbst nach der Untersuchung dieses widerlichen Fischkühlers, wurde sie selbst hungrig.
    Während sie wartete, checkte sie ihre Mailbox. Der Gerichtsmediziner

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