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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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gegen ein Uhr zurück im Leichenschauhaus sein. Cait stopfte die Karte wieder in den Rucksack und ging weiter. Sie würde hinten auf dem Grundstück beginnen und sich dann vorarbeiten.
    Sie entnahm gerade ihre vierte Probe, als sie auf eine kleine heiße Quelle stieß. Verglichen mit jenen, zu denen Sharper sie chauffiert hatte, war diese hier nicht mehr als ein Rinnsal, doch ihr Geruch verriet sie. Wenn sie ein fantasievollerer Mensch gewesen wäre, hätte sie gelbe Schwefeldämpfe vor sich gesehen. Wasser quoll aus breiten Rissen in der Erde hervor und verschwand nach wenigen Metern wieder im Boden, nur um an anderer Stelle den nächsten Überraschungsauftritt hinzulegen. Sie malte sich aus, dass das Wasser unter der Erdoberfläche frei strömte, und nahm sich vor, einmal nachzulesen, welche Naturkräfte diese Gegend geformt hatten. Trotz der lebenslangen Bemühungen ihrer Mutter, etwas anderes vorzutäuschen, war Cait im Grunde ihres Herzens eine begeisterte Naturwissenschaftlerin, ob sie nun danach aussah oder nicht.
    Sie würde mit mehr Proben zurückkehren, als sie ursprünglich geplant hatte, doch sie arbeitete schnell, nach wie vor in der Absicht, rechtzeitig ins Labor zurückzukehren, um die Suche nach Fingerabdrücken fortzusetzen. Gerade hatte sie vorsichtig ihre wichtigste Probe in einen Plastikbehälter gegeben und ihn etikettiert, als auf einmal eine Stimme hinter ihr ertönte.
    »Es ist wirklich ein Weltklasse-Hintern. Aber ich wüsste trotzdem gern, was er auf meinem Grundstück verloren hat.«
    Verdammt. Sie schloss für einen Moment die Augen. Wenn die Stimme ihn nicht schon verraten hätte, hätte es der verächtliche Tonfall getan. Cait steckte die Probe ein, ehe sie sich erhob und ihm gegenübertrat.
    Sein Groll verlieh Sharper eine mörderische Ausstrahlung, die durch die grimmige Wachsamkeit in seinen Augen noch beängstigender wurde. An seinen Missmut war sie ja gewohnt. Doch hier steckte noch mehr dahinter, als sie bisher an ihm registriert hatte. Er sah aus, als hätte er nicht geschlafen. Und rasiert war er weiß Gott auch nicht. Angesichts des Geruchs, der von ihm ausging, hätte sie gemutmaßt, dass er die letzte Zeit eingelegt in Alkohol zugebracht hatte.
    Sie musste auf der Hut sein. Das hier war ein Sharper, den sie nicht kannte. In Gedanken kehrte sie zu dem Gespräch zurück, das sie mit Raiker über Sharpers Militärkarriere geführt hatte. Lautlos und tödlich. Die Lautlosigkeit konnte sie bestätigen. Er hatte sich ohne jedes Geräusch angeschlichen und sich erst durch seine Worte bemerkbar gemacht. Tödlich … falls sein Gesichtsausdruck irgendein Anhaltspunkt war, dann bewegte sie sich auf sehr dünnem Eis.
    Gekonnt glitt sie darüber hinweg. »Ich wusste nicht, dass Sie zu Hause sind.«
    »Kann ich mir denken, nachdem Sie sich nicht mal die Mühe gemacht haben zu klopfen.« Sein Blick wanderte über sie hinweg zu ihrem offenen Rucksack und schließlich wieder zu ihrem Gesicht. »Ich weiß, dass Sie ein Handy haben, also kann das auch nicht der Grund dafür sein, dass Sie nicht angerufen haben.«
    »Ich dachte, Sie wären in der Arbeit.«
    »Kann ich mir vorstellen«, murmelte er. Er verschränkte die Arme über seinem T-Shirt und fügte hinzu: »Offen gestanden, vermute ich, dass Sie genau deshalb gekommen sind. Ich kenne mich ja nicht mit den Gesetzen in Ihrer Heimat aus, Schätzchen, aber bei uns hier nennt man das unerlaubtes Eindringen.«
    Das imaginäre Eis unter ihren Füßen knackte bedrohlich. »Überlegen Sie doch mal. Ihr Wagen stand nicht in der Einfahrt. Sie jammern immer herum, wie massiv ich Sie von Ihren Geschäften fernhalte, also dachte ich mir, Sie haben eine Tour zu führen.« Sie machte eine kleine Pause. »Warum sind Sie nicht in der Arbeit?«
    In seinen Augen blitzte etwas auf, das so schnell wieder verschwunden war, dass sie es sich auch hätte eingebildet haben können, wenn sie es nicht gewohnt gewesen wäre, solche Dinge zu registrieren. Er fletschte die Zähne. »Gestern war ich acht Stunden auf dem Willamette. Weitere vier habe ich damit zugebracht, Ausrüstungsgegenstände zu säubern und aufzuräumen. Meine Angestellten leiten heute drei Touren und brauchen mein Fahrzeug. Wollten Sie sonst noch irgendwas wissen?«
    Ihr sonst so unfehlbarer Sinn für Selbstschutz versagte. Was sie dringend wissen musste, war, wie sie hier wieder heil wegkam. Doch stattdessen fragte sie sich auf einmal, was diese Trostlosigkeit auf seine Miene gezeichnet hatte. Eine

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