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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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vermischt hatte. Ihr Atem verriet keine Erregung. Gleichmäßig und ruhig hob sich ihre Brust, selbst wenn er ihre Vagina küsste. Er bestrich sie mit Öl. Und während er in sie eindrang, schob er mit den Fingern ihre Lider zurück. Er stöhnte in den entstellten Blick. Ihre Pupillen blieben starr, und der Augapfel drehte sich ins Weiß. Er kam völlig geräuschlos.
    Als sie aufwachte, roch es nach Desinfektionsmittel. Sie merkte, dass der septische Geruch von ihr ausging. Er hatte sie gebeten, auf jeden Fall die geruchsentfernende Seife zu verwenden. Sie spürte ihn kommen. Sie hielt den Dämmerzustand. Er blieb in der Tür stehen. Sie hielt ihre Muskeln angespannt und versuchte, flach zu atmen. Wenn sie aufwachte, würde sie nach ihm riechen. Nein, er würde alle Spuren entfernen. Aber ihr Körper würde sich anders anfühlen. Gefickt. Was würde er mit ihr anstellen? Würde sie davon träumen, während es geschah? Er zog seine Schuhe aus. Ihre Augen hielt sie wie vereinbart geschlossen. Er legte das Kuvert mit den Zwanzigtausend neben ihren Mantel. Er sagte kein Wort. Er trug den dunkelblauen Anzug, sie erkannte ihn an dem steifen Geräusch. Er legte seine Brille auf die Kommode, nahm die Flasche mit der milchigen Flüssigkeit und durchstach sie mit dem Besteck. Sie hatte alles richtig gemacht, das erkannte sie an seinem Atem. Dann tastete er ihren Arm ab, was sich grob anfühlte, und desinfizierte die Vene mit kaltem Alkohol. Er konnte gut stechen. Ein kurzes Kribbeln.
    Er tastete über den Beifahrersitz. 02845-33872. Rohrbach. Jakob hob ab.
    - Ja.
    - Sie müssen zurückkommen, sagte Frau Kerbler.
    - Ich bin fast zuhause.
    - Ich stehe schon seit einer Stunde vor meinem Haus.
    - Warum gehen Sie nicht hinein?
    - Ich habe kein gutes Gefühl.
    - Um diese Zeit kann nichts sein.
    - Sie sind im Haus.
    - Wie kommen Sie darauf?
    - Das Licht ist an.
    - Sie haben es vergessen auszuschalten.
    - Niemals.
    Dem Rohrbacher wird von Kind an eingebläut, hinter sich das Licht abzuschalten. Der Rohrbacher weiß, dass Energie nicht endlos vorhanden ist und dass man mit seinen Ressourcen sparsam umgeht. Ein Rohrbacher Kind hat keine Angst, im Dunkeln zu schlafen. In einem Rohrbacher Haus brennt nur Licht, wenn jemand wach ist.
    - Gehen Sie hinein. Ich bleibe am Telefon.
    - Sie wären nicht rechtzeitig hier.
    - Aber ich würde hören, was passiert.
    - Sie könnten nichts tun.
    - Ich würde jemanden benachrichtigen.
    - Ich warte lieber im Garten.
    - Können Sie jemanden sehen?
    - Natürlich nicht. Bis zur Morgendämmerung müssten Sie hier sein.
    - Das Licht wird dann noch immer brennen, Sie werden sehen.
    - Heißt das, Sie kommen nicht?
    - Ja, Frau Kerbler, das heißt es.
    Sie legte auf, und Jakob beschlich das Gefühl, das einen immer beschleicht, wenn man nicht sicher ist, ob man gerade das Schicksal herausgefordert hat. Aber warum sollten die Waldmenschen ins Haus der Kerbler eindringen? Hielten sich solche nicht immer dort auf, wo sie am wenigsten verloren hatten? Drangen solche nicht einfach in Häuser ein, um sie zu ersitzen, um die Besitzer zu unterjochen. Es läutete erneut.
    - Frau Kerbler.
    - Ich habe einen von ihnen gesehen.
    Jakob war froh, dass ihr nichts zugestoßen war. Nicht dass er an die Existenz dieser Waldmenschen glaubte, aber Jakob vermutete hinter jeder seiner Entscheidungen das ironiebereite Schicksal.
    - Wen haben Sie gesehen?
    - Hermann.
    - Wer ist Hermann?
    - Mein Mann.
    - Ich dachte, er ist tot.
    - Das dachte ich auch.
    Jakob hatte Jennifers Vater nie kennengelernt. Er war ein Jahr vor dem Unfall gestorben. Wäre er nicht aus dem Fenster gesprungen, wäre er bei normalem Krankheitsverlauf etwa zu der Zeit gestorben, als Jennifer verunglückte. Dann wäre vermutlich auch Frau Kerbler gestorben, weil sie einen solchen Doppelschlag niemals weggesteckt hätte. Immer hatte sie gehofft. Immer hatte sie im Dunkeln auf ihn gewartet.
    - Frau Kerbler, das haben Sie sich eingebildet.
    - Ein Geist braucht doch kein elektrisches Licht.
    - Da ist kein Geist. Soll ich vielleicht doch kommen?
    - Nein, bis Sie da sind, ist er weg.
    - Dann bleib ich dran.
    - Ja, das wäre mir sehr recht. Also, ich gehe da jetzt hinein. Das Licht brennt noch. Ich stehe direkt vor der Tür. Soll ich den Schlüssel laut oder leise umdrehen?
    - Laut. Dann warten Sie, ob das Licht ausgeht. So wissen Sie, ob man Ihnen auflauern will.
    - Sie meinen, wenn das Licht an bleibt, besteht keine Gefahr.
    - Genau.
    - Aber wenn mir jemand im Dunkeln

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