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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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die alte Adresse, wo er seit zwanzig Jahren wohnte, um ihren Brief nicht zu verpassen. Dann packte sie ihre Sachen und kehrte nie wieder nach Ontario zurück. Aber das hatte berufliche Gründe.
    Als Jakob aufwachte und erstmals seit Wochen die Sonne schien, seufzte er. Conny und er waren tage-, vielleicht sogar wochenlang nicht draußen gewesen. Branko brachte ihnen regelmäßig Essen, um dafür in Jennifers Kisten zu wühlen. Conny und Jakob erzählten einander nichts. Sie belauschten einander, wenn sie atmeten. Sie betrachteten einander beim Schlafen. Sie ahmten einander nach. Beim Sitzen. Beim Gehen. Beim Liegen. Sie kochten, was der andere aß. Sie versteckten sich voreinander und sprangen hinter den unmöglichsten Winkeln hervor. Sie lachten, wenn der andere erschrak. Und wenn einer aus der Dusche stieg, kam der andere, um ihn zu umarmen, damit der gemeinsame Geruch nicht verlorenging. Nichts durfte jemals Erzählung werden. Sie befanden sich in einem Warteraum, und keiner hoffte, jemals an die Reihe zu kommen. Als die Sonne durch das Fenster schien, sagte Conny, dass es draußen wohl warm geworden sei, und Jakob seufzte. Was das jetzt heiße, wollte er fragen, ließ es aber bleiben, da er ihr anmerkte, dass sie ihr Gehen nicht ankündigen wollte. Wahrscheinlich würde es ihn überraschend treffen. Aber keineswegs unvorbereitet.
    Conny öffnete das Fenster und atmete tief durch. Sie fragte ihn, ob die Sommer oder die Winter länger dauerten, und da er sie nicht belügen konnte, sagte er, die Winter, und sie sagte, sie wisse seine Ehrlichkeit zu schätzen. Nein, sie sagte es nicht, sie verdeutlichte es durch eine kleine zärtliche Geste, zumindest dachte er das, als sie ihm mit dem Daumen über das Augenlid strich. Jetzt müssten sie wohl nach draußen, und dann würden sie sich in der Menge verlieren, nein, er würde sie verlieren, schließlich wisse sie, wo er wohne, obwohl er vermutlich wegziehen werde, sobald er Jennifer bei Ruby entsorgt habe, sagte Jakob, wohin, fragte Conny, worauf er nur mit den Achseln zuckte, die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte. Sie fände es schön, wenn sie das gemeinsam täten, sagte Conny, worauf Jakob fragte, ob sie das Wegziehen oder das Entsorgen meine, und sie antwortete, dass er genau wisse, was sie meine, und er sagte, sie möge ihn jetzt bitte nicht in einer zu langen Schleife verschwinden lassen, sein schwindliger Kopf würde heute keine Unklarheiten mehr vertragen, und sie sagte, sie meine natürlich das Entsorgen. Er sagte, dass das Entsorgen einen ganz anderen Sinn bekäme, wenn sie das gemeinsam täten, worauf sie weder nickte noch seufzte noch die Stirn runzelte. Wenn er alleine zu Ruby gehe, dann beschließe es ein Kapitel, mit ihr hingegen eröffne es eines, und das wolle sie ja offenbar nicht. Daher erscheine es ihm passender, er würde alleine zu Ruby gehen, während sie draußen das Wetter zu ihrer Lage befrage. Er solle sich diesen ironischen Unterton sparen, sagte sie, sie befrage nicht das Wetter, sondern ihr Herz, das sei nun mal der einzige Maßstab, und mit Ungeduld sei dem Herzen am wenigsten geholfen, sagte sie, worauf er sich entschuldigte, er habe kein Recht, sie zu drängen. Endlich der werden, der man ist, dachte er, sagte aber, dass sie vermutlich glaube, er würde in ihr nur die Zweitbesetzung sehen, dass dem nicht so sei, er wolle trotzdem nicht auf sie einwirken. Der Himmel sei klar, es sei ein Tag mit guten Aussichten, und während sie ihr Herz dem Wetter aussetze, werde er Jennifer entsorgen. Danach erwarte er sie an der Ecke. Er trage keine Uhr. Aber die Übergangsjahreszeiten seien im Verschwinden begriffen, wenn sie verstehe, was er meine. Sie nickte und versuchte, dabei nicht die Stirn zu runzeln.
    Jakob warf alles zurück in die Kiste. Branko hatte beinahe den gesamten Inhalt auf dem Boden ausgebreitet. Eine Ordnung konnte er nicht erkennen. Branko würde bestimmt enttäuscht sein. Wenigstens eine Ankündigung habe er sich erwartet. Natürlich habe er damit rechnen müssen, aber dass es Jakob so genau nehme mit der Entsorgung, das überrasche ihn jetzt doch. Natürlich verstehe er das. Neuanfang. Abschließen. Letzter Wille. Aber so plötzlich, jetzt, wo er doch mittendrin –. Jakob beschloss, dieses Gespräch nie stattfinden zu lassen. Egal, wie sich Conny entschied. Sie würden keinesfalls in der Wohnung bleiben. Einfach losfahren. Das Lenken ihr überlassen. Mit geschlossenen Augen aufs Gas treten. Eine Flucht ohne Anlass.
    Als er

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