Knuddelmuddel
nur ein chinesischer Fächer ist kein ausreichender Hitzeschutz, da wäre eine Klimananlage schon hilfreicher. Schade nur, dass man aus dem Ausland nicht anrufen kann, denn die Frage ist wirklich einfach, die Antwort hätte ich gewußt. Die Frage lautet: Welche Tiere spürt man im Bauch, wenn man verliebt ist? a) Schmetterlinge, b) Hornissen.
Na die Antwort ist einfach. b) ist richtig. Schmetterlinge im Bauch fühlen sich gut an. Hornissen bereiten Schmerzen. Und die Schmerzen kennt jeder, der mal verliebt war.
Ich schalte den Fernseher aus und lese meine mails.
E-mail von Helene Schmidt an ihre Tochter Elke:
Liebe Elke, du läßt so wenig von dir hören, da weiß man ja garnicht, was los ist und anrufen könntest du auch mal. Ich habe ein paar Mal versucht, dich anzurufen, aber du gehst ja nicht ans Telefon, da ist immer nur so eine ausländische Stimme dran. Wenn du schon abends andauernd weg bist, dann kauf dir doch wenigstens einen Anrufbeantworter. Oder soll ich dir einen schicken? Aber passen denn dann die Anschlüsse? Und wo bist du bloß die ganze Zeit? Jeden Abend weg, ich weiß nicht, Elke, ich mache mir wirklich Sorgen um dich.
Ich bin deswegen sogar beim Buchladen vorbei gegangen und habe mich mit der Jana unterhalten. Du weißt schon, Jana Holt, die Praktikantin, die dich in Lissabon besucht hat.
Sie sagt, sie hat von der Andrea gehört, dass du nicht mehr im Reisebüro arbeitest und stattdessen jetzt nachts in einer Bar Klavier spielst. Ja Elke, stimmt das etwa? Bist du deswegen abends nie zu Hause? Hast du etwa wirklich deinen schönen Job im Reisebüro aufgegeben? Das war doch eine so sichere Sache. Und jetzt? Klavier spielen in einer Bar! Noch dazu nachts!
Da tut es mir jetzt fast leid, dass ich so hinterher war, dass du jeden Tag Klavier üben solltest. In einer Bar! Muss das denn sein? Das muss doch nicht sein.
Ich weiß garnicht, was ich der Frau Bornhöfer erzählen soll, wenn ich sie nächstes Mal auf dem Goldbekmarkt treffe. Elke, ich mache mir Sorgen um dich. Klavier spielen in einer Bar, das ist doch nichts für eine Frau. Noch dazu in deinem Alter. Du bist doch auch nicht mehr die Jüngste. Und der Job in dem Reisebüro ist so eine solide Sache.
Bitte ruf mich an oder schick mir wenigstens eine mail.
Deine Mutter
E-mail an Helene Schmidt von Tochter Elke
Liebe Mutti,
tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Und das mit der Kündigung im Reisebüro wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen, aber ich wusste nicht so recht wie.
Als ich wegen meinem Knie krank geschrieben war, habe ich erst gemerkt, wie schön es ist, nicht in dieses Reisebüro zu gehen. Ja, es ist ein solider Job und die Bezahlung war schon okay. Aber es hat mir überhaupt keinen Spaß mehr gemacht. Ich weiß – du und der Papa, ihr habt immer gesagt: Man ist nicht auf dieser Welt, um seinen Spaß zu haben. Ich weiß. Und vielleicht ist es wirklich zu viel verlangt, wenn man seinen Spaß haben will. Kann schon sein. Weißt du noch, was ich als Kind immer gesagt habe, wenn ich nicht einvestanden war? Aber trotzdem.
Und deswegen sage ich jetzt hier: aber trotzdem.
Als Elvina, meine Nachbarin von oben, mit dem Angebot von der Bar kam, dass ich dort Klavier spielen kann, weil sie den Barbesitzer im Café getroffen hat, und er ihr erzählt hat, dass sie jemanden fürs Klaiver suchen, weil er im Moment nicht spielen kann, wegen seiner Hand, da dachte ich, warum nicht. Warum eigentlich nicht. Ich spiele gerne Klavier. Ich bin dir jetzt sogar dafür dankbar, dass du mich damals immer zum Üben gezwungen hast (da sieht man mal!).
Der Job ist vielleicht nicht, was man gemeinhin als solide bezeichnet, aber es geht mir in der Bar sehr gut. Ich arbeite von abends um neun bis nachts um eins oder zwei. Je nachdem, wieviel los ist. Ich bin immer ein Nachtmensch gewesen. Das ist für mich viel besser, als dieses frühe Aufstehen. Mit diesem blöden Morgenstund hat Gold im Mund konnte ich nie was anfangen. Der Besitzer der Bar ist nett und ein angenehmer Chef. Und die Bezahlung stimmt auch. Ich bekomme ein Grundgehalt, und dann noch eine Art Provision, die davon abhängt, wie gut die Bar läuft. Und an den meisten Abenden läuft die Bar sehr gut.
Du musst dir also wegen mir keine Sorgen machen.
Wirklich, Mama, es geht mir gut.
Und wenn du die Frau Bornhöfer triffst, sag ihr liebe Grüße von mir, auch an den Tom.
Liebe Grüße, deine Elke
PS: das mit den Kontaktanzeigen war ein netter
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