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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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auszuschließen wäre.“ 
    Dieser Satz behagt mir nicht, Alain hat da irgendeinen Verdacht, oder es ist einfach die übliche, in Protokollen benutzte Phrase. Es gibt solche Phrasen, die unseren Bruder in Christo vor Überraschungen bewahren. Ich muss Alain morgen anrufen und um zusätzliche Angaben bitten. So leicht soll er mir nicht davonkommen.
    Dupont ist durch die Spektralanalyse zu einem neuen Ergebnis gekommen. Die auf dem Teppich gefundenen Glassplitterchen sind unter dem Mikroskop untersucht worden. Das Glas unterscheidet sich von dem der Ampullen, folglich ist es etwas anderes.
    Ich nehme den Hörer ab und wähle eine Nummer. Diese Glassplitter beginnen mich zu interessieren. Was kann damit noch alles gemacht werden? Sie nennen mir einiges, das eine hört sich an wie „forensische Lichtquelle“, die anderen Sachen sind noch komplizierter. 
    Mich interessieren ein paar bestimmte Dinge, man wird sie klären.
    Ein umfangreicher Bericht über die Untersuchung von Delacroix’s Sachen, bis hin zu den Zigaretten und dem Feuerzeug. 
    Nichts Besonderes.
    Die Auskunft vom Zoll auf dem Flugplatz über das deklarierte Gepäck bei Delacroix’s früheren Besuchen im Land. 
    Das Fax mit der Zimmerbestellung.
    DNA-Analysen der Zigarettenstummel – es sind seine.
    Eine Kopie des Fax’, mit dem wir die libanesische Polizei von seinem Tod unterrichten. Geheim und chiffriert. Neben dem Fax liegt auch eine Schachtel mit einem Begleitschreiben von der forensischen Daktyloskopie. Vermutlich die Spritze, die ich bestellt habe. Ja, so ist es. Dieselbe Spritze in Watte gepackt. Nur dass jetzt auf ihr mit schwarzer Tinte mehrere längliche Flecken gekennzeichnet und nummeriert sind – die Stellen mit Delacroix’s Fingerabdrücken. In dem Begleitschreiben sind sie der Reihe nach geordnet. 
    Die Patience dauert eine ganze Weile, unterbrochen von Telefonanrufen und Gesprächen. Es stellt sich übrigens heraus, das beim Geheimdienst im Fall Delacroix nichts vorliegt und er in unserem Bereich gehört, aber sie nehmen ihn zur Kenntnis und werden einige Ermittlungen durchführen.
    Ich überlege, was noch getan werden kann. Ein paar zusätzliche Auskünfte oder was sonst – anscheinend bin ich schon ziemlich müde, denn mir fällt nichts Vernünftiges ein. Solche Augenblicke kenne ich, und ich weiß, dass es völlig sinnlos ist, mir den Kopf zu zerbrechen. Ich sammle die Berichte und Protokolle ein, stecke die Schachtel mit der Spritze in die Tasche und stehe auf. Es ist Zeit, dass ich ins Hotel zurückkehre.
    Sophie wartet im Foyer auf mich. Sie hat sich in einem Sessel breitgemacht und betrachtet die Reiseprospekte, von denen die Tischchen voll sind.
    „Hast du dir was ausgesucht?“, frage ich, als mich neben sie setze. „Die Bahamas oder Mallorca? Sehr geeignet für eine Hochzeitsreise.“ 
    Sie lächelt säuerlich, und ich merke, dass ich nicht sehr taktvoll war. Also klappt es mit Oliver wieder nicht so recht. Er ist ein guter Mann und sehr sympathisch, aber ihre Eltern mögen ihn nicht zum Schwiegersohn. Welchem Schwiegervater gefällt schon der Schwiegersohn? Es gibt so viele junge Männer, und gerade den musste sie sich aussuchen – er raucht und würde kein guter Ehemann werden und so fort. Und Olivers Eltern waren auch nicht so recht einverstanden. Bei der Police Nationale zu arbeiten sei kein Beruf, ihr Sohn habe bessere Angebote – wie viele Models und Schauspielerinnen hätten ihn haben wollen!
    Sie sagt natürlich nichts, legt nur ein bisschen schuldbewusst die Prospekte zurück. Manchmal sieht sie wie ein Mädchen aus. Und wenn ich es mir überlege – sie ist ja fast noch ein Mädchen.
    „Was gibt’s hier Neues?“, gehe ich gleich zum schmerzlosen dienstlichen Thema über. 
    „Nichts Besonderes, Dr. Bouchè. Bis jetzt hat niemand nach Delacroix gefragt.“ 
    „Hast du alles abgesichert?“ 
    Eine Zeit lang hatte ich vor, dieses hässliche Wort „absichern“ aus meinem Wortschatz zu streichen, aber er hat sich eingenistet und bleibt, sosehr ich mich auch bemühe, es zu vermeiden. 
    „Jawohl. Die Technik ist einsatzbereit.“ 
    Das ist gut. Bloß, als Sophie sagte, es sei nichts Besonderes vorgefallen, da hat sie sich geirrt. Genau das ist geschehen, und –  das ist äußerst wichtig! – es hat niemand nach Delacroix gefragt. Also weiß derjenige, der nach ihm hätte fragen müssen, dass es zwecklos ist, ihn auf dieser Welt zu suchen.  
    Oder zumindest ist die nächtliche Frauenstimme in

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