Koch zum Frühstück (German Edition)
und...«
»In Ordnung«, sagt er, »die nächsten paar Tage bin ich ja da.« Und ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Auch wenn er nie wirklich auf die beiden gestanden hat. Ich hab's irgendwie nicht so mit Tierfreunden…
»Danke! Ich… ruf' dich an, vorher…«
»Gut.«
»Wenn du nicht da bist, leg' ich den Schlüssel hin und zieh' die Tür zu«, sage ich und bin selbst ein bisschen erschrocken darüber, wie endgültig das klingt.
»Okay«, sagt er wieder und zwingt sich zu einem Lächeln. Einen Moment lang stehen wir unentschlossen im Flur und sehen uns an. Er sieht müde aus. Aber irgendwie gefasst. Und eigentlich hab' ich auch nicht erwartet, dass er um mich kämpft.
Ich glaube, Trennungen sind immer ein bisschen wie sterben. Diese ganze Geschichte von wegen Würde kann man sich in den Arsch schieben. Am Ende ist es immer elendiglich, ganz egal, wie sehr man sich mal geliebt hat.
»Ich geh' dann mal«, sage ich noch mal, nehme meine Tasche und mache einen Schritt auf ihn zu. Ich zögere kurz, aber dann hauche ich ihm einen letzten Kuss hin und spüre die raue Haut seiner Wange auf meinen Lippen.
»Mach's gut«, sagt er. »Und meld' dich, falls du's dir anders überlegst.« Er lacht bitter auf, als habe er einen Witz gemacht.
»Tut mir leid«, sage ich noch mal.
»Schon okay, ich hab' dich nicht als jemanden kennen gelernt, der sich so was leicht macht.«
»Nein«, bestätige ich.
»Und wenn du sagst, es reicht nicht mehr, dann…«
Ich nicke. Ich sollte gehen.
»Flo?«, fragt er leise, als ich beinahe an der Tür bin.
»Hm?« Langsam drehe ich mich zu ihm um.
»Gibt es da jemanden?«
»Jemanden?«
»Einen anderen?«
Ich schlucke. Zögere… und einen Moment denke ich drüber nach, es abzustreiten, um ihn nicht noch mehr zu verletzen. Es ist ein Moment zu lang.
»Oh, verstehe.« Er nickt bedächtig. »Gibt es also.«
»Ja«, sage ich tonlos. Bringt nichts, es zu leugnen. »Ich… wollte das nicht, aber… es ist einfach so passiert…«
***
»Respekt!«, empfängt Lukas mich eine gute halbe Stunde später. Ich glaube, er hat bis zuletzt nicht dran geglaubt, dass ich wirklich gehe.
»Ich fühl' mich beschissen«, gebe ich kleinlaut zu.
»Komm erstmal rein«, bietet er an und ich betrete den kleinen Vorraum seines winzigen Appartements. Er wohnt in einer dieser typischen Studentenbuden in Altona. Winzig und überteuert. Fünfundzwanzig Quadratmeter oder so. Er muss nicht mal von seinem Bett aufstehen, wenn er was aus dem Kühlschrank will. Ich schätze, ich sollte mich mit dem Gedanken anfreunden, bald genauso zu wohnen, denn mehr kann ich mir bei den Preisen in Hamburg keinesfalls leisten, selbst wenn ich mir einen Job suche.
»Und? Wie ist es gelaufen?« Schwungvoll lässt Lukas sich aufs Bett fallen.
»Ganz gut«, sage ich ehrlich. »Eigentlich hat er ziemlich cool reagiert…«
»Keine Szene?«
Ich schüttle den Kopf.
»Was hast du ihm denn gesagt? Hast du ihm von David erzählt?«
»Nicht direkt«, weiche ich aus. »Er hat mich gefragt, ob es einen anderen gibt, und ich hab's zugegeben. Ich wollt' ihn nicht anlügen…«
»Und wie fand Dirk es, dass du mit dem Koch durchgebrannt bist?« Er lacht, offenbar über das Wortspiel.
»Er weiß nicht, dass es David ist«, erkläre ich. Er hat gefragt, bevor ich gegangen bin. Wollte wissen, ob er ihn kennt, ob es einer unserer Freunde ist. »Ich hab' gesagt, dass er ihn nicht kennt, weil es sowieso keine Rolle mehr spielt. Außerdem will ich nicht, dass er es weiß. Schließlich besteht die Gefahr, dass er David irgendwann mal wieder im Hausflur über den Weg läuft.«
»Und du wolltest ein Blutbad vermeiden?«
»Das ist wohl eher nicht Dirks Part«, werfe ich ein. »Außerdem ist es mit David sowieso vorbei.«
Es fällt mir schwer, das zu sagen. Ihn zu vergessen… Denn im Gegensatz zu meinen Gefühlen für Dirk sind die für David immer noch da. Und was ich zu ihm gesagt hab', tut mir wahnsinnig leid. Ich hab' versucht, ihn zu erreichen, um es ihm zu sagen.
Dass ich's nicht so gemeint hab', aber dass ich einfach so wütend auf ihn gewesen bin, wegen der Aktion mit meinen Sachen und dass es, wenn er mir verzeiht, nie wieder vorkommt. Weil es mir scheißegal ist, wo er herkommt, und weil ich irgendwie auf Soziopathen stehe. Es wäre nur ganz nett, wenn sie nicht beziehungsunfähig wären… oder wenigstens lernfähig…
Aber er geht nicht ans Telefon. Alles andere hätte mich auch gewundert… Ich
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