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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eugen.«
    »Er wird vermutet haben, daß du heute vom Pferd gefallen bist …«
    »Ich falle nie vom Pferd!« schrie Kochlowsky sofort wieder. »Das ist ein Beweis, daß der Lump ein Fremder sein muß! Jeder auf Pleß weiß, daß Leo Kochlowsky wie angewachsen im Sattel sitzt! Ein Fremder also …«
    »Aus Frankreich! Wen aus Frankreich hattest du schon mal in den Federn?«
    »Eine Zofe der Fürstin«, sagte Kochlowsky zögernd. »Aus Lyon war sie. Du lieber Himmel, das ist fast sechs Jahre her …«
    »Einen Leo vergißt man eben nicht!« sagte Eugen spöttisch. »Wie der im Sattel sitzt …«
    Es wurde ein sehr nachdenklicher Abend. Leo Kochlowsky ging in sich, versuchte sich auf den Namen der kleinen Zofe zu besinnen, aber die Erinnerung war zu verblaßt. Er wußte nicht einmal mehr, wie sie ausgesehen hatte. »Alle Gänse gleichen sich!« hatte er einmal behauptet. Auch das war einer der typischen Kochlowsky-Aussprüche und ein Grundpfeiler seiner Lebensauffassung.
    Etwas verwirrt erschien Jan Pittorski am selben Abend in der Köhlerhütte und setzte sich zu der Familie Liblinski ans Herdfeuer.
    »Hat er seinen Lohn?« fragte Liblinski, als Pittorski verbissen schwieg und sogar den Selbstgebrannten Schnaps nicht anrührte.
    »Nein. Es war der Falsche. Aber er trug seine Kleidung … Mantel und Mütze … Er hinkte ein wenig.«
    »Das hätte dir auffallen müssen!«
    »Auch ein Kochlowsky kann sich mal den Fuß verstauchen …«
    »Und nun?«
    »Ich habe mich auf französisch entschuldigt und bin auf und davon. Was sollte ich anderes tun?« Pittorski schlug die Fäuste zusammen. »Mir muß das passieren! Mir! Ein kleiner Trost ist nur, daß es einer von Kochlowskys Leibwache war. Jetzt weiß man, was ihnen blüht. Ihre Panik wird wachsen.«
    »Und ihre Vorsicht. – Laß es jetzt genug sein, Jan. Katja ist weg, du gehst im nächsten Jahr zum Grafen Wilczek, heiraten werdet ihr und Kinderchen bekommen … Was soll die ganze Rache?«
    »Es geht nicht mehr um Katja, Liblinski«, sagte Pittorski ernst. »Es geht jetzt nur noch um die Ehre meines Volkes. Er hat mich einen dreckigen Polen genannt – das muß erst weggewischt werden! Ich bin ein freier Pole …«
    »Dann willst du ihn töten?«
    »Nein!« Pittorski stand auf, ging an den Herd und nahm ein flammendes Holzscheit heraus. Wie das Feuer, so fanatisch glühten seine Augen. »Nein. Vor mir auf der Erde soll er knien, dieser Herr Leo Kochlowsky, und er soll die Hände in den Himmel strecken und rufen: ›Es lebe Polen! Es lebe die Nation Polen! Gott segne Polen!‹ – Dann darf er weiterleben …«
    Es war Louis Landauer, der zuerst die Bekanntschaft von Sophie Rinne machte.
    Vor zwei Tagen hatte er den Gärtner Ferdinand Jüht kennengelernt, der den Parkstreifen vor dem Küchentrakt zu betreuen hatte. Landauer hatte seine Staffelei mitgebracht, hatte sie aufgebaut und malte die Rosenhecke, als Jüht neugierig auftauchte, sich hinter Landauer stellte und nach einer ganzen Weile des Schweigens sagte:
    »Det können Se. Den Bogen haben Se raus …«
    Landauer hob die Schultern, mischte ein neues Rot auf seiner Palette und tupfte ein paar Schatten auf ein Rosenblatt. »Sie sind Berliner?« fragte er dabei.
    »Hört man det?«
    »Unverkennbar.«
    »Ferdinand Jüht, mein Name. Aus Berlin-Wittenau. War mal Feldwebel, 1817 verwundet bei Sedan. Steckschuß in de Lunge. Seitdem Gärtner, wejen der frischen Luft, wissen Se. Und Sie sind Kunstmaler, wa? Saures Brot, denk ick mir … Wat kostet so'n Ölschinken?«
    »Zehn Mark …«
    »Det ist nur wat für de Kapitalisten.« Ferdinand Jüht tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig auf den Spannrahmen. »Hat die Rosenhecke eener bestellt?«
    »Ja, der Oberhofmeister«, log Landauer elegant.
    »Sieh eener an – Der! Hätt' ick ihm jarnich zujetraut … Sie, Mamsell, kommen Se mal her! Det muß man sich ankieken. Janz wie de Natur … doll!«
    Landauer drehte sich um. Am Garteneingang zur Küche stand ein Engel. Landauer hielt unwillkürlich den Atem an und saß wie erstarrt. Die Sonne leuchtete in ihrem goldgelben Haar, das lange blaue Kleid war wie ein Himmelsgewand, das Häubchen wie eine schimmernde Krone.
    Wenn sie das ist, dachte Landauer und spürte einen jähen Schmerz in seiner Brust, wenn das Sophie Rinne ist, muß man alles unternehmen, damit Leo Kochlowsky sie nicht bekommt.
    Ich, ich selbst werde mich dazwischenwerfen, und wenn es mich tausend Goldmark kostet!
    Wer kann zulassen, daß solch ein Bild von Schönheit

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