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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgegen allen Erwartungen friedlich. »Wie hast du Satan es fertiggebracht, diesen Engel zu dir zu ziehen?«
    »Er hat nichts getan«, antwortete Sophie, bevor Leo etwas erwidern konnte. »Alles habt ihr getan! Ihr habt ihn verteufelt und verdammt, aber dann hast du, Jakob, einmal etwas gesagt, das ich mir gemerkt habe: ›In Wirklichkeit ist er anders, einsam und verbittert. Er lebt mit dem Unglück, das aussprechen zu müssen, was er denkt. Wer hat das schon gern?‹ – Weißt du noch, Jakob?«
    »Das hast du gesagt?« Kochlowsky sah Reichert groß an. Seine dunklen Augen waren verhangen. »Daß du immer so dämlich quatschen mußt … Unglück! Ich habe mich immer wohl gefühlt. Was gehen mich die anderen an?«
    »Du willst ihn wirklich zum Mann, Sophie?« fragte Reichert mit belegter Stimme. »Du kennst ihn ja gar nicht! Wie oft hast du ihn gesehen? Fünf-, sechsmal! In drei Monaten … So lange bist du erst hier. Da kann man doch nicht sagen: Das ist der Mann fürs ganze Leben …«
    »Warum kann man das nicht?« Sie schüttelte den Kopf, nahm den Blumenstrauß wieder aus Leos Händen und blickte sich um. »Gibt es hier eine große Vase?«
    »Nein.« Kochlowsky wischte sich mit beiden Händen über das von blutigen Striemen entstellte Gesicht. »Mir hat bisher noch niemand Blumen gebracht. Ich brauchte keine Vasen. Ich habe nichts …«
    »Einen Eimer?«
    »Einen Eimer habe ich.«
    »Das reicht bis morgen. Dann bringe ich vom Schloß eine große Vase mit.«
    »Wozu? Morgen werde ich packen, und übermorgen werde ich Pleß verlassen und nach Ratibor fahren. Ab Montag werde ich die Kartoffelsäcke zählen und den Verlust durch Fäulnis ausrechnen.«
    »Das Duell gestern war deine größte Dummheit!« sagte Sophie ohne Scheu. »Es war nicht nötig.«
    »Als ich dich neben diesem Lackaffen in der Kutsche sitzen sah, zerriß etwas in mir.«
    »Die Vernunft!« warf Eugen ein.
    »Von mir aus – die Vernunft! Ich mußte hinterher.« Leo streckte den Arm nach Reichert aus. »Und du Kuppler hast sie auch noch gefahren!«
    »Ich hatte meinen Befehl von der Fürstin.«
    »Sie hat befohlen, Sophie in die Arme dieses geschniegelten Bocks zu geleiten?« Kochlowsky schlug die Fäuste gegeneinander. »Sag das laut, Jakob! Ich gehe sofort zur Fürstin, und wenn ich die Leiblakaien durchs Fenster werfen und alle Türen eintreten muß! Ich komme hin! Was hat sie dir befohlen?«
    »Die Pferde anzuspannen und den Herrn Leutnant herumzufahren.« Reichert blickte auf den Dielenboden. »Erst als wir schon unterwegs waren, sagte der Herr Leutnant: ›Kutscher, drehen Sie um zum Personaleingang. Wir holen einen Fahrgast ab!‹ Und da stand Sophie und stieg in die Kutsche. Erst da fiel mir das Billet ein, das er geschrieben hatte.«
    »Und du hast nichts getan?« schrie Leo. »Du hast Sophie einsteigen lassen und bist zum Wald gefahren, du elender Puffvater!«
    »Was sollte ich denn tun?« schrie Reichert zurück.
    »Sophie aus der Kutsche ziehen und dem Lackaffen eine kleben!«
    »Dafür fehlt mir der Mut! Er ist ein Offizier, in diplomatischer Mission auf Pleß. Ich kann doch nicht … Ich bin doch nur ein kleiner Kutscher! Ich gehorche …«
    »In der Arschfalte des Fürsten sitzt du! Himmel, ist das widerlich!«
    »Du hast auch gelernt, zu gehorchen!«
    »Ich wäge immer ab, wo Gehorsam angebracht ist oder wo er anfängt, Erniedrigung zu werden. Ich lasse mich nie erniedrigen!«
    »Und was ist die Versetzung nach Ratibor?« schrie Reichert, hochrot im Gesicht.
    »Noch habe ich in Ratibor nicht ausgepackt«, sagte Kochlowsky dunkel. »Noch steht ein Gespräch mit dem Fürsten aus.«
    »Er wird dich nie vorlassen! Jetzt nicht mehr!«
    »Dann wird er mich durch die geschlossene Tür hören. Mein Organ ist laut genug.«
    »Das walte Gott«, sagte Eugen fromm. »Die Posaunen von Jericho waren falsch gebogenes Blech dagegen.«
    »Ihr redet und redet, und immer geht es um mich!« sagte Sophie, als alle Atem holten. »Aber keiner von euch fragt, was ich denke. Ist das so unwichtig bei euch Männern? Leo, wie hast du Jakob vorhin genannt. Puffvater! Bin ich eine Dirne?«
    »Sophie!« Kochlowsky starrte sie entsetzt an. »So war das doch nicht gemeint.«
    »Und Kuppler hast du gesagt! Zum Verkuppeln gehören immer zwei! Ist die Verkuppelte besser als der Kuppler?«
    »Sophie, ich schwöre dir, daß …«
    »Ruhe! Jetzt rede ich!« Ihre helle Stimme war auf einmal klirrend; sie klang wie biegsamer Stahl. Du lieber Himmel, sie kann auch anders

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