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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mache keinen Hehl daraus. Sind Sie's nun?«
    »Ich war immer ein unpolitischer Mensch. Aber was hat das mit Sophie zu tun?«
    »Nichts. Gar nichts! Sie werden Mamsell Rinne nicht wiedersehen. – Abtreten!«
    Kochlowsky zögerte, aber dann wandte er sich doch um und verließ, diesmal ohne Verneigung, das Arbeitszimmer des Fürsten. Pleß wartete noch ein paar Minuten, ehe er nach dem Leiblakai klingelte.
    »Die Mamsell Rinne ist sofort aus der Küche zu entfernen«, sagte er. »Sie soll zur Fürstin gebracht werden. Sofort!«
    Wie gejagt, rannte der Leiblakai aus dem Zimmer und hinunter zum Küchentrakt.
    Es war unmöglich, an Sophie heranzukommen. Kochlowsky sah es nach stundenlangen Bemühungen ein. Wanda Lubkenski saß heulend in der Küche und schrie ihn an, wo er hinhauche, gäbe es nur Unglück. Eugen Kochlowsky versuchte, ein Gedicht zu Sophie zu schmuggeln, aber es wurde von einer Zofe der Fürstin abgefangen, und selbst Reichert oder Leibjäger Wuttke, die sonst ungehindert im Schloß herumlaufen konnten, weil niemand wußte, welche Aufträge sie gerade ausführten, blieben ohne Erfolg.
    Die Fürstin fuhr mit dem Zweiten Kutscher aus, und Wuttke wurde in die Präparieranstalt geschickt, um das Ausstopfen des im Winter geschossenen weißen Wolfes zu kontrollieren. Ein völlig sinnloser Auftrag – der Wolf war seit vier Monaten fertig und stand abtransportbereit unter Glas. Auch Louis Landauer wartete vergeblich auf Sophie im kleinen Park an der Küche. Sie kam nicht zur Malsitzung.
    »Keiner weiß, ob sie überhaupt noch im Schloß ist!« sagte Reichert verbissen. »Alle schweigen. Und wenn es Wanda nicht weiß – wen soll man dann noch fragen? Wanda entgeht normalerweise kein Geheimnis.«
    »Es ist gut.« Leo Kochlowsky winkte ab. »Sie können Sophie und mich trennen, aber nicht auseinanderreißen. Es ist nur eine Zeitfrage. Wo sie auch ist, ich finde sie!«
    Alles war reisefertig im Verwalterhaus. Die Koffer waren gepackt, Dr. Portenski hatte die Erlaubnis zum Aufbruch gegeben, nachdem er Leos Striemen noch einmal kontrolliert und nirgendwo Anzeichen einer Entzündung oder Wundinfektion festgestellt hatte. Sogar Dr. Senkmann kam im allerhöchsten Auftrag zu Kochlowsky, aber Eugen war so klug, ihn abzufangen und wegzuschicken. Es gab eine heftige Diskussion, bis Eugen sagte: »Von mir aus gehen Sie rein zu meinem Bruder. Das mindeste, was Ihnen an den Kopf fliegt, ist ein Koffer!«
    »Man sollte alle Kochlowskys kastrieren, damit sie keinen Nachwuchs zeugen!« sagte Dr. Senkmann bitter. »Ein frommer Wunsch! Sonst werden auch spätere Generationen nicht von dieser verfluchten Sippe verschont bleiben!«
    Am Mittag bestiegen Leo Kochlowsky, Eugen und Louis Landauer zum letztenmal eine Kutsche mit dem fürstlichen Wappen von Pleß. Jakob Reichert fuhr sie allerdings nicht aus eigenem Antrieb. Es lag ein Befehl des Fürsten vor. Eugen und Louis nahmen den Zug nach Kattowitz, der Zug nach Ratibor fuhr erst zwei Stunden später.
    Caesar, den Dobermann mit dem veränderten Charakter, nahm Eugen mit.
    »Er ist ein poetischer Hund!« sagte er. »Du hast es ja erkannt, Leo: Bei dir würde er unglücklich und schließlich verkümmern. Er hat eine zarte Seele, trotz seines Raubtiergebisses. Und wenn ich auch selbst nichts zu fressen habe – der Hund wird immer satt bei mir werden, das verspreche ich dir. Komm, Caesar.«
    Und Caesar stieg in die Kutsche, kuschelte sich an Eugens Seite und blickte traurig über das Land.
    Als das Gefährt die Allee hinunterrasselte, war niemand da, um Leo zu verabschieden. Keiner aus der Gutsverwaltung, kein Knecht, kein Arbeiter, kein Buchhalter, kein Kontrolleur. Es war, als sei das Gut ausgestorben, leergefegt durch eine tödliche Epidemie.
    Eugen und Louis senkten den Kopf, nur Leo blickte stolz geradeaus.
    »Armselige Sklavenseelen, sie alle«, sagte er hart. »Schleimscheißer! Sind das die Menschen, die man befreien soll? Eine Bande von Feiglingen? So etwas kann man doch nur ankotzen! Jakob, fahr schneller!«
    Die einzige, die vor dem Eingang zur Küche stand, war Wanda Lubkenski. Verdammt, sie weinte sogar, schwenkte ein Küchentuch zum Abschied, und ihr üppiger Körper bebte beim Schluchzen.
    »Das tröstet mich!« sagte Kochlowsky giftig. »Wanda weint! Wie gut das tut!«
    »Es sind Freudentränen!« schrie Reichert von seinem Kutschbock. »Endlich ist Ruhe auf Pleß!«
    Noch einmal fuhr Kochlowsky durch die Stadt Pleß. Vom Schuster holte er sich seine Maßstiefel ab, vom

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