Kochwut
Küsschen hier, Küsschen da, aber hinter den Kulissen ein einziges Hauen und Stechen. Dass man die Blomberg loswerden will, das haben Sie ja inzwischen gehört.«
»Woher wissen Sie das eigentlich?«
»Man hört so dies und das«, sagte Patricia leichthin und fügte hinzu: »Sie hätte jedenfalls hinreichend Grund gehabt, auf Güldenbrook sauer zu sein. Ach übrigens, wussten Sie, dass die Blomberg auch mal mit dem Lebouton liiert war? Das war ganz am Anfang von der Show hier auf Güldenbrook. Und ich glaube, das tut dem heute noch leid, und der wäre richtig glücklich, wenn er sie auch endlich aus der Show raus hätte.«
Das junge Mädchen streckte die Arme nach oben, dehnte sich und gähnte.
»Mann, bin ich froh, dass ich nicht in diesem Laden bleiben muss. Alle bilden sich wer weiß was drauf ein, beim Fernsehen zu sein. Auch die ganzen Hiwis. Jeder denkt, er kommt irgendwann groß raus. Sie haben’s ja gerade mitgekriegt, auch der Anatol glaubt das. Aber ich denke, der schafft’s vielleicht wirklich. Erst mal mit seinem hollywoodmäßigen Aussehen, und dann hat der beim Chef einen echten Stein im Brett.«
»Vielleicht kocht er ja auch ganz gut«, meinte Angermüller.
»Das weiß ich nicht. Aber das muss man ja auch nicht können für diese beknackte Show.«
»Stimmt eigentlich«, nickte Angermüller und fragte sie dann halb im Scherz, halb im Ernst: »Noch mal zu Alix Blomberg. Denken Sie denn, so als angehende Psychologin, die wäre zu so einer Tat überhaupt fähig?«
»Ach wissen Sie«, sagte Patricia und wirkte dabei sehr weise, »ich sage immer, jeder kann zum Mörder werden, wenn man ihm einen guten Grund liefert.«
Wieder konzentrierte sie sich auf den Knopf in ihrem Ohr, horchte und nickte und schnitt dabei respektlose Grimassen.
»Ich glaube, ich sollte jetzt wirklich gehen«, sagte sie dann, »sonst kriegt Grit noch einen Herzstillstand. Oder wollten Sie noch was von mir wissen?«
»Gehen Sie nur, Frau Hennig, und wenn Ihnen noch was einfällt, hier.«
Angermüller gab ihr seine Karte mit den Telefonnummern. Patricia blickte einen Moment versonnen darauf.
»Jetzt hätte ich beinahe das Wichtigste vergessen: Hat Ihnen die Lilo eigentlich gesagt, dass sie eine Ausbildung als Heilpraktikerin hat?«
»Lilo? Sie meinen die Kandidatin aus der Show?«
»Genau die. Lilo, die so verzweifelt einen Mann sucht und die gestern die 10.000 Euro gewonnen hat.«
»Hat sie Ihnen das erzählt?«
»Lilo hat mir ihre ganze Geschichte erzählt, was sie schon alles gemacht hat und wie ungerecht das Leben mit ihr umgegangen ist. Oh Mann, die hat mir vielleicht ein Ohr abgekaut. Die Teilnahme an der Show war jedenfalls unheimlich wichtig für sie, und sie war überzeugt davon, sie würde gewinnen. Hatten ihr wohl die Karten gesagt. Also, sie hat zumindest mal eine Heilpraktikerausbildung angefangen und schwört auf ihre selbst hergestellte Kräutermedizin aus der Apotheke Gottes, wie sie das nennt. Wenn Sie mich fragen, die hat einen an der Waffel, die Frau. Und sie hat mir erzählt, dass sie immer eine Sammlung ihrer Mittelchen dabeihat, um für alle Fälle gerüstet zu sein.«
Patricia blickte die Kommissare abwartend an.
»Das ist doch was, oder?«
»Das klingt nicht uninteressant, ja«, sagte Jansen und versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen. Das junge Mädchen nickte nur und lächelte zufrieden in sich hinein.
»Ist die Lilo denn noch hier auf Güldenbrook?«, fragte Angermüller.
»Die sitzt mit Sicherheit im Publikum bei den Aufzeichnungen heute. Die Kandidaten bekommen ja immer den ganzen Aufenthalt von Freitagmorgen bis Sonntagabend bezahlt, und so wie ich Lilo einschätze, kostet sie das voll aus, vor allem, wo sie doch gestern gewonnen hat.«
In Patricias Headset quakte es jetzt so laut, dass auch die beiden Kommissare es hören konnten. Patricia legte eine Hand aufs Ohr und verzog schmerzhaft das Gesicht.
»Okay, Grit, du brauchst nicht so zu schreien. Ich höre dich doch. Ich komm ja schon«, sagte sie ganz ruhig und stand auf. Sie nahm ihren Kaugummi heraus und warf ihn in den Mülleimer.
»Jetzt muss ich aber wirklich los, sonst bin ich die nächste Tote hier. Bis später!«
»Die Deern is ja man wirklich plietsch. Was die alles so mitkriegt!«, meinte Jansen, als Patricia verschwunden war.
»Ja, Claus, und wir zwei alte Deppen haben die gestern völlig links liegengelassen.«
»Immerhin hat der Kollege Timm ja mit ihr gesprochen.«
»Aber auch nur, weil sie sich ihm
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