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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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überzeugt.
    »Bestimmt«, unterstützte Angermüller den Jungen, den er für seinen unbeirrbaren Glauben an eine große Karriere irgendwie bewunderte.
    »So, die Herren. Ihr müsstet uns dann bitte mit der jungen Dame allein lassen«, forderte Jansen die Kochlehrlinge auf.
    »Jetzt biste dran«, meinte Thorsten zu Patricia. Langsam erhoben sich die drei Jungs von ihren Stühlen.
    »Und, ham Sie wenigstens schon eine Spur von dem Mörder? 24 Stunden sind um. Das wird ja langsam Zeit, oder?«, fragte Thorsten, als sie schon an der Tür waren.
    »Wir haben nicht nur eine Spur, du Schlauberger«, knurrte Jansen und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Raus und Tür zu!«
    »Und nun zu Ihnen, Frau Hennig.«
    Patricia sah Jansen aufmerksam zu, wie er das Diktiergerät auf den Tisch stellte, wickelte einen Kaugummi aus seiner Verpackung und schob ihn sich in den Mund.
    »Ich hab schon gedacht, Sie wollen gar nicht mehr mit mir reden. Dabei bin ich eine gute Zeugin. Oder hat Ihr verdruckster Kollege Ihnen nicht weitergegeben, was ich ihm über die Blomberg erzählt habe?«
    »Doch, doch, das hat er«, bestätigte Jansen. »Aber jetzt interessiert uns erst einmal der Tee von Frau Graflinger.«
    »Ach so.«
    Sie schien enttäuscht. Mit Hingabe bearbeitete sie ihren Kaugummi. Heute hatte sie die Haare hochgesteckt, mit etwas, das wie rote asiatische Essstäbchen aussah. Unter ihrer wattierten schwarzen Weste trug sie ein T-Shirt mit einem Mao-Porträt, dazu eine extrem weite schwarze Hose und rote Schnürstiefel.
    »Ja, also der Tee«, sie stand auf, ging zu dem Hängeschrank über dem Spülstein und holte eine braune Papiertüte heraus.
    »Dann war der also vergiftet. Hier, das ist er. Den muss ich jedes Mal für die Graflinger vorbereiten, weil die ja so einen nervösen Magen hat. Wenn Sie mich fragen, ist die einfach nur hysterisch. Aber die schwört darauf. Ist so ein bitteres Zeug aus dem Naturladen.«
    Sie wollte die Packung wieder zurückstellen.
    »Halt!«, rief Jansen und hielt ihr einen Klarsichtbeutel hin. Patricia ließ die Teetüte hineinfallen.
    »Ja, richtig«, nickte sie. »Den müssen Sie ja mitnehmen. Zum Glück hab ich nicht von dem Zeug getrunken.«
    Sie schüttelte sich.
    »Und Sie haben den Tee gestern genau wie immer zubereitet?«, fragte Jansen.
    »Na klar. Der soll ja mindestens eine Viertelstunde ziehen, und dann muss er schon in der Garderobe bereitstehen, wenn sie kommt. Also habe ich ihn schon nach eins irgendwann gemacht. Genauer weiß ich das nicht mehr. Und dann hab ich die Thermoskanne und Frau Graflingers Tasse in die Garderobe gestellt.«
    »Und da war niemand?«
    »Ich hab zumindest niemanden gesehen. Das war ja kurz vor der zweiten Aufzeichnung, und ich denke, da waren alle im Studio. Ich hab dann auch gar nicht mitbekommen, wann die Graflinger hier aufgetaucht ist.«
    »Und Sie hatten keinen Grund, dem Tee diesmal was anderes beizumischen?«
    Patricia sah Jansen nur gelangweilt an.
    »Was interessiert mich die Graflinger?«
    »Vielleicht mögen Sie sie nicht und fühlen sich von ihr ungerecht behandelt?«
    »Sorry, aber was hab ich mit diesem ganzen Fernsehzirkus hier zu tun?«
    »Schließlich arbeiten Sie hier und gehören zum Team.«
    »Ich mache hier nur ein Praktikum.«
    »Aber Sie wollen doch später sicher einen richtigen Job bei einem Sender kriegen, oder?«, mischte sich Angermüller ein, der die Fragerei bis hierher Jansen überlassen hatte. Patricia sah ihn an, als ob er nicht ganz richtig im Kopf wäre. Plötzlich hielt sie inne und lauschte, während ihre Kiefer unablässig den Kaugummi in ihrem Mund bearbeiteten. Wie fast alle im Team, trug auch sie ein Headset und empfing offensichtlich gerade eine Nachricht.
    Dann wandte sie sich wieder an die beiden Kommissare.
    »Wer sagt das denn, dass ich zum Fernsehen will? Ich will Psychologie studieren und warte auf einen Studienplatz. Die im Team haben doch alle ’n Schuss weg. Ich seh das hier als reine Feldstudie.«
    »Ah so. Inwiefern?«
    Das Mädchen, das bisher so locker und unernst dahergekommen war, wirkte plötzlich erstaunlich reif und erwachsen.
    »Na ja. Den meisten im Team hier geht es doch nur um sich selbst, und die wenigsten können miteinander. Da sind solche Eitelkeiten im Spiel, unglaublich. Alle haben nur Angst vor der Konkurrenz, egal ob das die Köche sind oder die Kandidaten, jeder will nur immer der Beste sein. Auch Grit, meine direkte Chefin, auch unser aller Oberboss, alle. Na ja, alle auf Du und Du,

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