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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Verwandtschaft. Doch heute – die festgefahrenen Ermittlungen im Fall Güldenbrook, Astrids andauernde und unfaire Kritik, der ewig fröhliche Martin mit seinem nicht enden wollenden Seemannsgarn –, er musste seinem Unmut Luft machen, sonst würde er platzen. Also versuchte er Volker zu erklären, dass Kriminalität aus gesellschaftlichen Verhältnissen und Versäumnissen resultierte und nicht die Polizei dafür verantwortlich war.
    »Wir sind nur dazu da, den Schaden zu begrenzen, der durch kriminelle Handlungen entsteht. Und wenn die braven Bürger etwas mehr Gemeinsinn zeigen würden und auch an andere dächten, die nicht so gut dran sind, dann wären wir schon einen Schritt weiter. Aber besonders die, denen es glänzend geht, die mehr als gut verdienen, die denken bei dem Wort Steuern doch nur an das, was sie später weniger auf dem Konto haben werden, oder wie sie möglichst viel am Fiskus vorbeischleusen können. Sie denken nicht daran, dass mit Steuergeldern Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen finanziert werden, wo sozusagen die Zukunft dieses Landes aufwächst. Und auch nicht daran, dass die Polizei mit Einsparungen kämpfen muss, mit Personalabbau, mit schlechter Ausrüstung. Es gibt Abteilungen bei uns, da sammeln die Kollegen, um eine Kiste mit dem Notwendigsten für den Einsatz im Dienstwagen zu haben. So ausgefallene Dinge zum Beispiel wie Warnwesten, einen Hammer und eine gute Taschenlampe! Das ist doch skandalös, oder!«
    Ohne dass er es merkte, hatte Angermüller die Stimme gehoben, die Gespräche um ihn herum waren verstummt, und man lauschte ihm teils erstaunt, teils pikiert.
    »So viel zum Thema Kriminalität und was die Polizei damit zu tun hat. Ihr entschuldigt mich.«
    Er erhob sich von seinem Platz zwischen Volker und Hella und ging zum Buffet. Mehr aus Verlegenheit löffelte er sich eine Portion Rote Grütze in ein Schälchen. Wie bei dieser Art Feiern üblich, wurde gar nicht erst versucht, über Angermüllers Argumente nachzudenken. Kritische Auseinandersetzungen mit ernsthaften Problemen fand man in diesem Kreis eher lästig. Schnell ging man wieder zu unverfänglichen Themen über. Er hörte, wie Johanna über das Wetter zu plaudern begann und sogleich einige andere begeistert einfielen. Bestimmt würde man als Nächstes über den gehabten oder den geplanten Urlaub reden. Er hatte ja vorher gewusst, dass es keinen Sinn hatte. Aber zumindest fühlte er sich jetzt ein wenig besser.

     
    Im Verwalterhaus war das Frühstück lange beendet, und Hilde hatte abgedeckt, Reste in den Kühlschrank gepackt und aufgeräumt. Natürlich dachte sie an nichts anderes als das Fernbleiben ihres unzuverlässigen Gastes. Ohne dass Hinrich es bemerkte, hatte sie noch einmal versucht, Pierre telefonisch zu erreichen, zu Hause und auf dem Handy, aber ohne Erfolg. Hilde spürte ihre zunehmende Gereiztheit. Selbst der Kater, der ihr schnurrend um die Beine strich, ging ihr auf die Nerven. Sie konnte jetzt nicht hier im Haus bleiben, sie würde nur immer darauf warten, dass Pierre sich bei ihr meldete, und das war ohnehin in der nächsten Zeit unwahrscheinlich, weil bald die erste Aufzeichnung der Show stattfinden würde. Und sollte er sich wirklich melden, würde sie wahrscheinlich ziemlich ungnädig reagieren.
    »Vadder, wollen wir ein bisschen frische Luft schnappen? Die Sonne scheint so schön, und nach diesem reichhaltigen Frühstück tut uns das bestimmt gut!«
    Natürlich war Hinrich einverstanden, und so zogen sie sich warm an und machten sich auf ihre übliche Runde. Sie verließen den Innenhof durch das Torhaus und bogen nach links auf eine schmale Straße ab, die zwischen mehreren Teichen zu einem kleinen Wäldchen führte. Ein paar Jungs, die mit ihren Familien auf dem Gut wohnten, befanden sich bei einem der Teiche auf der Böschung und stocherten mit Stöcken auf der Eisdecke herum. Dann warfen sie mit großen Steinen darauf, um zu testen, wie dick die Schicht wohl inzwischen schon war.
    »Na Kinder, ist es denn schon gut, das Eis? Könnt ihr bald Schlittschuh laufen?«, sprach Hinrich sie an.
    »Nö. Das dauert noch«, antwortete der eine, und der andere sagte: »Mein Papa meint, das braucht noch mindestens zwei Tage, dann ist es dick genug, und wir können es probieren.«
    »Na denn seid man schön vorsichtig, Jungs.«
    »Jaja, Herr Dierksen, wir bleiben ja bloß hier am Ufer.«
    Die Kinder wandten sich wieder den Steinen und Stöcken zu, während Hinrich und Hilde ihren Weg

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