Kodezeichen Großer Bär
jedoch völlig lautlos nach unten und setzte Sekunden später dicht neben dem Kreuzer auf.
»MA-23 an HC-9«, drang es leise aus dem Funksprechgerät. Hannibals Sendeenergie reichte bestenfalls über einige Kilometer. So konnten wir eine kurze Verständigung riskieren.
»Alles klar bei euch?« folgte die Frage. »Bitte melden.«
Auf dem nur handgroßen Bildschirm meines tragbaren FS-Gerätes erschien sein Gesicht. Wenn mich schon der eigenartige Tonfall und die für Hannibal extrem sanfte Redeweise aufmerksam gemacht hatten, so fuhr ich jetzt zusammen. Seine Augen wirkten glanzlos. Den Raumhelm hatte er auf die Schultern zurückgeklappt. Mehr konnte ich nicht sehen, da sein Spezialapparat keinen größeren Erfassungsbereich besaß.
»Was ist los?« stieß ich hervor. »Schwierigkeiten, Kleiner?«
»Okay, identifiziert«, gab er durch. »Holt mir nur diesen Burschen aus der Kabine. Er hat mich fast erledigt. Hier stimmt etwas nicht. Langer!«
Ich war klar zum Aussteigen. Ein Wink genügte den wartenden Männern. Das Bergungskommando hielt sich schon in der Luftschleuse auf. Ich stieß mich im G-Lift nach unten, ließ den Raumhelm in die Magnethalterungen einrasten und wartete eine Sekunde auf das grüne Licht der Robotkontrolle.
Klimaanlage und Sauerstoffversorgung liefen sofort an. Hinter mir glitt das innere Panzerschott der großen Bodenschleuse zu.
Der Luftdruck nahm schnell ab. Über mir sah ich die starken Vacufelder aufleuchten. Bei Druck Null glitt die Außenschleuse auf. Unter uns lag die Oberfläche des Mondes.
Der Jäger war etwa dreißig Meter entfernt gelandet. Sein Triebwerk schwieg. Nur der schwache Lichtschein in der transparenten Panzerplastkuppel mitten auf dem Diskuskörper zeugte davon, daß es da drüben Leben gab.
»Was hat er?« fragte unser Bordarzt über Helmfunk an.
Ich zuckte mit den Schultern und sprang nach unten. Dann rannte ich zur Maschine hinüber. Infolge ihrer kurzen Landebeine stand sie so knapp über dem Boden, daß ich mühelos auf die schräg abfallende Rumpfoberseite klettern konnte.
Die Zweimann-Luftschleuse lag hinter der halbrunden Pilotenkuppel in der Rumpfzelle eingebettet. Ich zwängte mich zusammen mit Dr. Kanopzki hinein, dem man in seiner Eigenschaft als hochspezialisierter GWA-Astromediziner den Einsatzbefehl erteilt hatte. Wie ich sah, hatte man keinen schlechten Mann ausgesucht. Kanopzki fragte nicht lange.
Das rechteckige Innenschott glitt auf. Ich wurde von einem blendend hellen Lichtstrahl und einer äußerst unangenehm wirkenden Waffenmündung empfangen.
»Ich hätte gerne das Kodezeichen gewußt«, vernahm ich eine rauhe Stimme.
Ich klappte den Helm nach hinten. Zischend strömte meine überschüssige Luft aus den Seitenventilen. Hannibal war vorsichtig! Warum aber?
»Großer Bär«, entgegnete ich rasch. »Was ist los, Zwerg?«
Der Handscheinwerfer wurde abgeschaltet. Vor mir erkannte ich im Sessel des Orters eine kleine, verkrümmte Gestalt. Nebenan, im Sitz des Piloten, war ein hochgewachsener Mann in sich zusammengesunken. Seine Stirn lag auf den komplizierten Armaturen der TESCO-215 B.
Ich sprang zu Hannibal hinüber, soweit das in der engen Kabine überhaupt möglich war. Der Kleine atmete schwer und mühevoll. Die Waffe war seiner Hand entglitten.
Dr. Kanopzki war mir gefolgt. Wortlos zerrte er am Patentverschluß des Raumanzuges.
»Wieso?« fragte er.
»Gas«, stöhnte Hannibal. »Hol’s der Teufel, aber der Bursche tat genau das, was ich Minuten später tun wollte. Ist das Zufall? Planung? Oder Wissen um die Dinge? Keine Ahnung! Ich habe eine Menge von dem Zeug eingeatmet, nachdem er vorher den
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