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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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eisernes Dreibein hervor, hängte einen Topf übers kleine Feuer und beugte sich darüber, streute Gerste auf Streifen geräucherten Wildbrets. Dampf stieg auf, umhüllte ihn und tropfte von seinem Schnurrbart in den Topf zurück.
    Die Nacht kam schwer und mondlos, verschlang alle Sterne. Der Sumpf, still am Tag, abgesehen von den schmatzenden Geräuschen, die unsere Füße verursachten, erwachte in der Finsternis zum Leben. Es krächzte, quakte, summte und zirpte in der Dunkelheit, und hinzu kamen nass klingende, beunruhigende Geräusche – dieser Chor begleitete uns von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Ich teilte eine Wache ein, obwohl von der glühenden Kohle des Lagerfeuers gar nicht genug Licht kam, um irgendetwas zu erkennen, und als ich an der Reihe war, saß ich mit geschlossenen Augen da und lauschte den Stimmen der Nacht.
    »Makin.« Ich trat nach ihm, vorsichtig, damit er mir nicht den Fuß abschlug. »Du bist dran.«
    Ich hörte, wie er brummte und sich aufsetzte. Er trug noch immer seinen Brustharnisch, und auch die Panzerhandschuhe.
»Kann überhaupt nichts sehen. Wonach soll ich Ausschau halten, zum Teufel?«
    »Nach irgendetwas«, erwiderte ich. Der Ort gab mir das Gefühl, dass niemand von uns aufwachen würde, wenn wir alle schliefen. »Und warum hast du noch deine Rüstung an, wenn du glaubst, dass hier keine Gefahr droht?«
    Träume trugen mich fort, bevor Makin eine Antwort geben konnte. Katherine wandelte in ihnen, mit dem toten Knaben in ihren Armen und Vorwürfen auf den Lippen.
     
    Die Morgensonne ließ Nebel von den Tümpeln mit stehendem Wasser aufsteigen. Zuerst hing er etwa einen halben Meter über dem Wollgras, aber als wir zum Aufbruch bereit waren, reichten uns die Schwaden bis zur Brust, als wollten sie uns ersticken und damit das vollbringen, was dem Schlamm bisher nicht gelungen war.
    An manche Gerüche gewöhnt man sich. Nach einer Weile kann man nicht mehr sagen, ob sie noch da sind oder nicht. Aber das war beim Gestank des Cantanlona-Sumpfs nicht der Fall. Er verlor nichts von seiner Grässlichkeit und blieb Tag und Nacht bei uns, selbst dann, wenn leichter Wind aufkam.
    Dem Nebel gelang es, mich gleichzeitig schwitzen und frösteln zu lassen. Darin eingehüllt, und mit meinen Brüdern wie Geister am Rand des Blickfelds, dachte ich aus irgendeinem Grund an die Frau und ihre Kinder in der abgelegenen Hütte, an die Frau mit dem toten Gesicht, die Kinder wie Ratten an ihren Waden. Es gibt verschiedene Arten von Isolation.
    »Wir könnten warten, bis sich der Nebel verzieht«, sagte Kent.
    Es platschte, und Rike fluchte. »Schlamm höher als das verdammte Knie.«
    Kent hatte nicht ganz unrecht. Der Nebel konnte kaum hoffen, die Wärme des Tages zu überstehen, wenn die Sonne höher kletterte.
    »Möchtest du einen Moment länger hierbleiben, als du musst?«, fragte ich.
    Kents Antwort bestand darin, dass er weiterstapfte.
    Wo auch immer die Sonne war: Wenn sie versuchte, mich zu wärmen, leistete sie hundsmiserable Arbeit. Der Nebel schien in meinen Körper zu kriechen, tastete mir kalt und frostig über die Knochen und legte einen Schleier in meine Augen.
    »Ich sehe ein Haus!«, rief Sim.
    »Unmöglich«, erwiderte Makin. »Was zum Teufel sollte ein Haus in diesem …«
    Es waren zwei Häuser, dann drei. Ein ganzes Dorf aus Hütten mit Dächern aus Schiefertafeln erschien vor uns, und wir wurden langsamer.
    »Na so was.« Row spuckte. Ich glaube, er hat das Spucken erfunden.
    »Torfstecher?«, vermutete Grumlow.
    Es schien die einzige halbwegs vernünftige Erklärung zu sein, aber ich dachte auch daran, dass Torfmoore in kälteren Klimazonen anzutreffen waren. Und selbst dort suchten die Einheimischen das Moor auf, um Torf zu stechen, und kehrten anschließend heim – sie bauten nicht ihre Häuser im Moor.
    Beim Haus links von uns öffnete sich die Tür, und sieben Hände griffen nach Waffen. Ein kleines Kind lief barfuß nach draußen und verfolgte etwas, das ich nicht sehen konnte. Der Junge rannte an uns vorbei und verlor sich im Nebel. Nur das Patschen seiner Füße überzeugte mich davon, dass er tatsächlich existierte, das und der dunkle Eingang der Hütte.
    Ich näherte mich der Tür mit dem Schwert in der Hand. Sie
erinnerte mich an die Öffnung eines Grabs, und die feuchte Fäule, die mir daraus entgegenkam, verstärkte diesen Eindruck noch.
    »Jamie, du hast vergessen …« Der Anblick meiner Klinge ließ die Frau verstummen. Erbauer-Stahl findet immer genug

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