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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Kaiser auf den Thron.«
    Die Toten von Gelleth kamen. Sie wankten durch den Sumpf, als hätten sie sich verirrt, torkelten mal in diese und dann in jene Richtung. Geister waren es, aber sie sahen real genug aus mit ihren Verbrennungen und Geschwüren, mit den ausfallenden Zähnen, mit dem Haar, das sich büschelweise vom Kopf löste, und mit der sich abschälenden Haut. Hunderte waren es, Tausende, und sie formten einen großen Kreis der Anklage. Ihre Masse übte einen solchen Druck auf die anderen Toten aus, dass einige der ledrigen Leichen aus den Tiefen fielen und von den Gelleth-Geistern in den Schlick getrampelt wurden.
    »Heirate das Luder«, sagte Rike.
    »Chella würde dich und die anderen trotzdem töten, Rike. Sie würde deine Leiche neben sich gehen lassen. Du auf der einen Seite, Price auf der anderen und die übrigen Brüder hinter euch.«
    »Oh«, sagte er. »So ein Mist.«
    »Komm schon, Jorg, zier dich nicht«, sagte Chella, und die Toten wiederholten ihre Worte. Dann sprach sie erneut, und diesmal fanden ihre Worte nur ein Echo, bei einer Frau, die unmittelbar vor unserer Anhöhe stand. Eine verdreckte Leiche, ein Arm bis auf den Knochen angefressen, die Haut voller Flecken, die Lippen grau und halb verfault … und etwas in ihrem Gesicht erinnerte an Ruth. »Der Tote König kommt. Die Toten erheben sich wie eine Flut. Sie sind zahlreicher als die Lebenden, und jeder Kampf schafft mehr Tote, nicht weniger.«
Die Zunge der toten Frau bewegte sich, schwarz und glänzend, formte Chellas Worte. »Komm mit mir, Jorg. Es gibt hierbei einen Platz für dich. Es gibt Macht, die darauf wartet, genommen und festgehalten zu werden.«
    »Es gibt noch mehr«, sagte ich. Zwar schätzte ich meine Reize sehr hoch ein, bezweifelte aber, dass Chella sich so sehr in mich verguckt hatte, dass sie ganze Länder durchquerte, nur um um meine Hand anzuhalten. Und wenn Rache sie antrieb … Sie hätte leicht Vergeltung üben können, auch ohne dieses Theater. »Du hast Angst vor dem Toten König.« Sie klang zu eifrig, fast verzweifelt. »Was will er von mir?«
    Trotz der vielen Meter, die uns trennten, konnte ich ihr Gesicht deuten. Sie wusste es nicht.
    Ich wollte vortreten, und dabei stieß ich mit dem Fuß gegen etwas. Als ich den Blick nach unten richtete, sah ich Zähne, den halb im Boden steckenden Kopf eines Hundes, der mich mit seinen Zähnen festhielt, obwohl er nur ein Geist war.
    Ich schaute über die tote Horde und beobachtete die dichtgedrängte Menge der Geister hinter ihr. Von meinem Hund Gerechtigkeit konnte Chella nichts wissen. Sie konnte auch nicht alle Toten von Gelleth gerufen und ihre einzelnen Geschichten in Erfahrung gebracht haben. Irgendwie kam dies aus mir. Irgendwie zog Chella die Geister meiner Vergangenheit aus dem Loch, das ich in der Welt schuf. Und nicht einmal die Geister, von denen ich wusste, sondern jene, deren Tod ich verursacht hatte. Ich fühlte die Ecke einer Idee, noch nicht ihre ganze Form, nur die Ecke.
    Der Hundeschädel lenkte meinen Blick wieder auf den Boden. »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte ich und zog den Fuß zurück. Deutlich spürte ich, wie mir die Zähne über die Zehen kratzten, aber sie hinterließen keine Spuren auf meinen
Stiefeln. Nur Schmerz, kein Blut. Es war mein eigener Geist, der mich gefangen hielt. Die Geister dort draußen konnten uns nichts antun, denn sonst wären wir zusammen mit ihnen verbrannt, als die Erbauer-Sonne loderte. Chella brachte sie nur, um mich zu peinigen.
    »Lass uns heiraten, Liebling«, sagte sie. »Die Gemeinde ist versammelt. Bestimmt können wir einen Priester finden, der die Trauung vornimmt.«
    Und durch die anderen Geister bahnte sich Friar Glen einen Weg nach vorn, ein im Tageslicht wabernder Schatten, weniger deutlich als die anderen Phantome, als versuchte etwas, ihn zurückzuhalten. An meiner Hüfte wurde das Kästchen mit den Erinnerungen schwer. Dass Friar Glen tot war, überraschte mich, aber: Vielleicht hatte ich es gewusst und dann absichtlich vergessen. Mit langsamen Schritten kam er, humpelnd, obwohl ich keine Verletzungen an ihm erkennen konnte, und besonders glücklich wirkte er nicht. In der einen Hand hielt er ein Messer, ein vertrautes Messer, rot von Blut. Als ihm ein Toter den Weg versperrte, stieß Friar Glen ihm das Messer in den Hals. Das Geschöpf fiel, mit der Klinge in der Wunde. Geister konnten Lebenden nichts anhaben, aber bei Toten schienen sie erheblichen Schaden anrichten zu können. Friar

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