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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Mann, bei dem der Traumhexer große Mühe haben könnte, aber wir werden sehen.
    Sageous schickte zweimal vergeblich Geschöpfe aus, die mich im Schlaf überwältigen sollten. Ich glaube, jeder Misserfolg nimmt ihm etwas Wichtiges, etwas Vitales. Jedenfalls
versuchte er es nicht noch einmal. Der Knabe ist nicht sein Werk. Ich wüsste es, wenn das der Fall wäre.
    Aber der Heide beobachtet mich. Still steht er am Rand meiner Träume und hofft, nicht bemerkt zu werden. Ich habe ihn bis zur Grenze des Erwachens gejagt und bin bei dem Versuch aus dem Bett gefallen, das Kopfkissen zu erwürgen. Einmal fand meine Hand im Schlaf einen Dolch, und das Ergebnis bestand aus Federn überall. Er trachtet danach, mich zu steuern, indem er mich nur ganz leicht anstößt. Aber selbst eine sanfte Berührung kann große Wirkung erzielen, wenn sie lange vor dem Zielereignis erfolgt. Sageous versucht, mich zu lenken, uns alle. Seine Finger sind geschwind und agil wie Spinnen, und sie ziehen dünne Fäden, bis ihm die angestrebte Macht wie durch Zufall in den Schoß fällt.
     
    Lehrer Lundist sagte, dass ich mich im Krieg von Sun Tzu leiten lassen sollte. Mein Vater mag ihn eine Woche nach meiner Flucht aus der Hohen Burg hingerichtet haben, aber seine Lehren werden länger bei mir sein als alle Lektionen, die Olidan Ankrath seinem Sohn auferlegte.
    Jeder Krieg ist Täuschung, sagt mir Sun Tzu auf Papier gelb wie Gelbsucht und trocken wie Sand. Jeder Krieg ist Täuschung, aber wo habe ich Gelegenheit, den Feind zu täuschen? Es gibt Spione in meinen Fluren und Beobachter in meinen Träumen. Das Grab ist ein sehr privater Ort, heißt es, aber ich fürchte, in dieser schweren Zeit kann man auch dort keine Geheimnisse wahren.
    Und so mache ich von dem Gebrauch, was ich habe. Von einem Kupferkästchen, das Erinnerungen enthält. Erinnerungen, die so schrecklich sind, dass ich sie nicht in mir behalten konnte. Ich habe das Kästchen und benutze es. Vor langer Zeit
habe ich gelernt: Wenn ich es ganz fest an die Stirn drücke, so fest, dass es ein Dornenmuster auf der Haut hinterlässt, nimmt es eine Erinnerung, einen Gedanken, einen Plan, was auch immer in den Gedanken ganz oben schwimmt. Der Plan ist verloren, aber vor Sageous und Seinesgleichen sicher; es bleibt nur die Erinnerung daran, dass man eine gute Idee hatte, und das Wissen um den Ort, wo man sie finden kann, wenn man sie braucht.
    Man halte das Kästchen fest in der Hand … Dann fühlt man die dunklen Kanten des Schreckens darin, wie sie schneiden und brennen. Der Schmerz rinnt heraus, seines Zusammenhangs beraubt, rau und kalt, und wenn man es klug anstellt, wenn die Finger des Geistes geschickt genug sind, kann man damit den Faden einer zuvor gesponnenen List von einem Ort jenseits aller Spione ziehen. Und wenn man seinen Feind überraschen kann, so ist es ein geringer Preis dafür, auch sich selbst zu überraschen.

13
Hochzeitstag
    Der erste Mann, den ich in meinem achtzehnten Jahr tötete, hatte den größten Teil der Arbeit selbst erledigt. Es ist schwere Arbeit, in einer Rüstung zweihundert Meter weit über einen steilen Felshang nach oben zu laufen. Der Soldat schien kurz davor zu sein, einfach umzufallen, wie die Alte auf dem Markt, die nie wieder aufstand, als sie Gorgoth zum ersten und letzten Mal sah. Ich ließ ihn in mein Schwert laufen, und damit hatte es sich.
    Beim nächsten Mann verhielt es sich ähnlich, mit dem einen Unterschied, dass ich etwas schneller sein und zustoßen musste, anstatt einfach nur zuzusehen, wie er sich selbst aufspießte. Im Kampf bringt das Zustoßen einen saubereren Tod als ein Schnitt. Es sei denn natürlich, man kriegt die Klinge in die Gedärme; dann hat man eine schwere Zeit vor sich, bevor einige Tage später die Fäulnis beginnt und einen schreiend ins Grab trägt.
    Der dritte Mann, groß und bärtig, verstand die beiden Leichen vor mir als warnenden Hinweis und wurde langsamer, als er mich erreichte. Er hätte auf seine Freunde weiter unten am
Hang warten sollen, aber stattdessen schwang er noch immer schnaufend und nach Atem ringend sein Breitschwert. Ich trat zurück, um der Klinge auszuweichen, schlug dann mit meiner eigenen zu und zerschnitt ihm die Kehle. Er drehte sich und spritzte Blut auf die Freunde, deren Eintreffen er besser hätte abwarten sollen, kippte dann und fiel zwischen die Felsen. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, glaubt man kaum, wie weit Blut aus dem richtigen Schnitt spritzen kann. Es ist ein

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