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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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musste man ihm lassen: Er zögerte nicht, mich König zu nennen, obwohl ich tropfnass in meinen Straßensachen vor ihm stand.
    Der große Saal lag in Schatten, abgesehen von den Stellen, wo sich der graue Morgen einen Weg durch die hohen Fenster suchte, und den Lampen, die auf jeder zweiten Säule leuchteten. Alarich Maladon wirkte eindrucksvoll auf seinem Thron, wie ein Bild aus den Legenden vom Anbeginn der Zeit.
    »Ich hoffe, Makin hat dich nicht mit seinen Geschichten gelangweilt«, sagte ich. »Er neigt dazu, unverschämte Lügen zu erzählen.«
    »Du hast den Kommandeur der Wache deines Vaters also nicht einen Wasserfall hinuntergestürzt?«, fragte der Herzog.
    »Vielleicht doch …«
    »Und hast du nicht einen Nekromanten geköpft und sein Herz gegessen?«
    Makin wischte sich Schaum vom Schnurrbart und beobachtete, wie einer der Hunde an einem Knochen nagte. Alle Brüder schienen bestrebt zu sein, sich Bärte wachsen zu lassen. Ich glaube, bei den Dänen fühlten sie sich nackt im Gesicht.
    »Nicht alles, was man von ihm hört, ist eine Lüge«, sagte ich. »Aber sei auf der Hut.«
    »Hatte Ekatri freundliche Worte für dich?«, fragte der Herzog. Diese Nordmänner schienen immer sofort zur Sache zu kommen.
    »Sollte das nicht zwischen ihr und mir bleiben? Bringt es nicht Pech, davon zu erzählen?«
    Alarich zuckte die Schultern. »Woher sollten wir wissen, ob die Hexe was taugt, wenn niemand erzählt, was sie gesagt hat?«
    »Ich glaube, sie gab eine fast hundert Jahre alte Mitteilung weiter, die mich auffordert, stillzuhalten und dem Fürsten von Pfeil meinen Hintern darzubieten.«
    Makin schnaubte in sein Bier, und einige der Nordmänner
grinsten, obwohl man wegen ihrer dichten Bärte nicht sicher sein konnte.
    »Ich habe Ähnliches gehört«, sagte Alarich. »Ein Wahrsager von den Fjorden, mit Eis in den Adern und der Fähigkeit, die Zukunft in warmen Gedärmen zu lesen. Sagte mir, die alten Götter und der weiße Christus wären einer Meinung. Die Zeit für einen neuen Kaiser sei gekommen, und er würde aufsteigen aus der Saat des Alten. Bei den Hundert flüstert man, dass alle diese Zeichen auf Pfeil deuten.«
    »Der Fürst von Pfeil kann mich am Arsch lecken«, sagte Sindri. In den Schatten hinter den Wächtern seines Vaters hatte ich ihn nicht gesehen.
    »Du bist ihm nicht begegnet, Sohn«, sagte Alarich. »Er soll sehr eindrucksvoll sein.«
    »Was geschieht mit deinen Toren, Herzog von Maladon, wenn der Fürst nach Norden kommt?«, fragte ich.
    Der Herzog lächelte. »Du gefällst mir, Junge.«
    Ich überhörte das »Junge«.
    »Ich habe immer gedacht, dass sich das Blut des Reiches im Norden sammelt«, sagte Alarich. »Ich bin immer der Meinung gewesen, dass ein Däne den Kaiserthron nehmen sollte, mit Axt und Feuer, und dass ich dieser Mann sein könnte.« Er nahm einen Schluck aus seinem Krug und wölbte buschige Brauen. »Wie sähe es mit deinen Toren aus, wenn der Fürst eines Morgens zu dir käme?«
    »Das, mein Freund, hinge davon ab, wie der Morgen beschaffen wäre. Aber es hat mir nie gefallen, unter Druck gesetzt zu werden, erst recht nicht von Wahrsagern und Hexen. Ich gebe nichts auf die Worte von Toten oder Prophezeiungen, die sich auf die unsichtbaren Bewegungen von Planeten gründen, auf irgendwelche Tafeln gekritzelt sind oder den ausgelegten
Gedärmen eines unglücklichen Schafes entnommen werden.«
    »Andererseits …«, sagte Alarich. »Es sind sehr alte Prophezeiungen. Der Weg des neuen Kaisers wird seit hundert Jahren und mehr vorbereitet. Vielleicht ist wirklich der Fürst von Pfeil gemeint.«
    »Alte Männer machen alte Worte heilig. Ich sage, alte Worte sind abgenutzt und sollten beiseitegelegt werden. Man nehme eine junge Braut ins Bett, keine alte«, sagte ich und dachte an Ekatri. »Jeder Narr kann etwas auf eine Tafel kritzeln, und wenn es niemand wegwischt, wird das Gekritzel in tausend Jahren zu alter Weisheit.«
    Die Krieger nickten und grinsten erneut. »Ekatris Mitteilung kam von Skilfar im Norden.« Dieser Hinweis ließ die Männer schnell ernst werden.
    Alarich spuckte zur Seite. »Eine Eishexe im Norden, ein Feuermagier vor unserer Tür. Die Wikinger wurden im Land von Eis und Feuer geboren und fanden ihre Kraft, indem sie sich beidem widersetzten. Schreib deine eigene Geschichte, Jorg.«
    Ich mochte den Herzog. Sollten die verborgenen Spieler versuchen, die Figur des Herzogs von Maladon auf ihrem Spielbrett zu bewegen – vielleicht stellten sie dann fest, dass

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